Nord LB – China: PBOC gibt Großbanken Liquiditätsspritze
Vor dem Hintergrund der zuletzt eher ernüchternden Konjunkturzahlen aus China sorgen die jüngsten Meldungen aus dem Umfeld der Pekinger Notenbank für Aufsehen. Die Zentralregierung setzt nun nach Bloombergangaben auf die Geldpolitik. Demnach soll die chinesische Zentralbank – die People’s Bank of China (PBOC) – bereits gestern damit begonnen haben, über eine Standing Lending Facility (SLF) den fünf großen Staatsbanken insgesamt RMB 500 Mrd. bzw. rund USD 81,4 Mrd. für eine Laufzeit von drei Monaten zur Verfügung zu stellen.
Mit dieser Maßnahme nähert sich die PBOC wohlmöglich dem Lager der expansiv ausgerichteten Zentralbanken in Tokio und Frankfurt an. Allerdings dient die Liquiditätsbereitstellung auch dem Zweck, einer möglichen Kapitalknappheit zum Ende des Quartals sowie anstehenden Feiertagen entgegenzuwirken. Hat die PBOC in der Vergangenheit häufiger derartige Konstellationen genutzt, um den Banken eine sprichwörtliche Lektion zu erteilen, sieht es am aktuellen Rand eher danach aus, dass die Währungshüter einen neuen „China Credit Crunch“ vermeiden wollen. Insofern muss dieser Schritt nicht zwangsläufig als unmittelbare Reaktion auf die schwachen Konjunkturzahlen im August und die Situation am Immobilienmarkt verstanden werden. Allerdings ist schon auffällig, dass die Zentralbanker gerade jetzt zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahr auf die SLF zurückgreifen.
Die asiatischen Aktienmärkte nahmen die Meldungen, die bis jetzt noch nicht von offizieller Seite kommentiert wurden, somit mehr als wohlwollend auf. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Wirkung der Liquiditätsspritze für die Großbanken nach Einschätzung vieler Marktteilnehmer mit einer „echten“ Lockerung – beispielsweise über den Weg von Mindestreservesenkungen – gleichzusetzen ist. Darüber hinaus wäre aber über die staatsnahen Kreditinstitute eine gezielte Lenkung des Finanzierungsspielraums möglich, was aus Sicht Pekings den Charme hätte, dass die Gefahr einer neuerlichen Ausschweifung im Schattenbankensektor unterbunden werden könnte.
Auch wenn für viele Marktbeobachter die Liquiditätsbereitstellung zu einem Großteil dem Zweck dient, eine harte Landung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft abzuwenden und das Erreichen des offiziellen BIP-Wachstumsziels von 7,5% im laufenden Jahr sicherzustellen, gehen wir weiterhin davon aus, dass Peking diese selbst gesetzte Vorgabe flexibler auslegen sollte. Der Fokus liegt weiterhin eher auf dem Arbeitsmarkt und der Stabilität des Finanzsektors. Nach unserer Einschätzung würden die Entscheidungsträger auf weitaus umfangreichere Maßnahmen zurückgreifen, sollten sie tatsächlich von der Sorge einer harten Landung getrieben sein.
Fazit
Die PBOC rückt scheinbar von ihrer vergleichsweise restriktiven geldpolitischen Ausrichtung ab und stellt den fünf großen Geschäftsbanken über eine Standing Lending Facility Liquidität in Höhe von RMB 500 Mrd. Zur Verfügung. Die Aktienmärkte nehmen diese Meldung wohlwollend auf. Gleichwohl kann von einem drastischen Schwenk in Peking nicht die Rede sein. Auch nach den schwachen Konjunkturzahlen im August dürften die Entscheidungsträger der Zentralregierung nicht in Panik verfallen. Die jüngste Maßnahme der PBOC sollte daher nicht vordergründig dem Zweck dienen dürfen, eine harte Landung abzuwenden. An unseren BIP-Wachstumsprognosen für 2014 (7,4%) und 2015 (7,3%) halten wir weiterhin fest.