Commerzbank: Industrieproduktion sinkt erstmals seit Januar 2014
Die US-Industrieproduktion ist im August überraschend zurück gegangen. Im Vergleich zum Juli nahm sie um 0,1% ab, was den ersten Rückgang seit Januar bedeutete. Analysten hatten mit einem weiteren Anstieg der Industrieproduktion von 0,4 % gerechnet. Auch die Juli-Zahlen wurden um die Hälfte korrigiert, womit der Anstieg nur noch bei 0,2 % M/M lag. Ebenso wie die Industrieproduktion enttäuschten auch die Daten zur Kapazitätsauslastung, die um 0,3 Prozentpunkte auf 78,8% fiel. Die gesunkene Industrieproduktion im August ist im Wesentlichen auf den starken Rückgang der Produktion von Autos und Autoteilen zurückzuführen. Anders als in den letzten Jahren wurden in diesem Jahr im Juli weniger Werke geschlossen um neue Modellreihen einzuführen. Der aktuelle Rückgang von 7,6% gegenüber dem Juli ist daher kein Zeichen dafür, dass sich die US-Wirtschaft negativ entwickelt sondern stellt nach dem stärksten Anstieg (+9,3%) seit fast 5 Jahren im Juli lediglich eine Korrekturbewegung dar. Betrachtet man die Herstellungskomponente der Industrieproduktion der letzten beiden Monate unter Ausschluss der Autoproduktion gab es sowohl im Juli als auch im August einen leichten Anstieg von 0,1% gegenüber dem Vormonat. In den drei vorhergehenden Monaten konnte die Industrieproduktion noch um 0,3% pro Monat wachsen. Die beiden anderen Komponenten Energieversorgung und Bergbauindustrie konnten im August 1,0% bzw. 0,5% zulegen. Der hohe Empire State Manufacturing Index von +27,5 nach +14,7 im Vormonat (positive Werte bedeuten eine positive Konjunkturentwicklung) und auch die hohen Auftragseingänge legen nahe, dass die Konjunktur in den nächsten Monaten weiter an Schwung gewinnt und auch die Industrieproduktion wieder stärker anzieht.
Zinsen und Anleihen
Im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank (Fed) stiegen die Renditen deutlich an. Seit Anfang September erhöhte sich die Rendite 10-jähriger US-Treasuries um 30 Bp und erreichte gestern mit 2,63% kurzzeitig den höchsten Stand seit zwei Monaten. Im Tagesverlauf erholten sich die Staatsanleihen wieder; dazu trugen auch schwache Daten zur US-Industrieproduktion bei (siehe im Blickpunkt). Die Fed muss allmählich anfangen, die Märkte auf die nächstes Jahr beginnenden Leitzinserhöhungen vorzubereiten. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries ist seit Jahresbeginn (da-mals 3%) um fast 70 Bp. gesunken, die Treasuries sind also extrem teuer geworden. Einen solch ausgeprägten Renditerückgang hatte zu Jahresanfang kaum einer erwartet. Inzwischen passt die niedrige Rendite in den USA nicht mehr in das Umfeld. Die US-Konjunktur läuft wieder rund und die US-Notenbank wird ihre Kommunikation umstellen. Am Dienstag und Mittwoch tagt die Fed. Die Öffentlichkeit wird mit einem Statement über die Entscheidungen informiert. In diesem dürfte sie einige Sätze ändern. Insbesondere die Aussage, dass „der Leitzins noch einen beträchtlichen Zeitraum im gegenwärtigen Zielkorridor von 0 bis 0,25% bleiben soll“ dürfte gestrichen werden. Mittwochabend folgt eine Pressekonferenz. Dabei hat Fed-Chefin Janet Yellen die Möglichkeit, die Ergebnisse der Sitzung zu erläutern. Eine höhere Volatilität bei US-Staatsanleihen könnte folgen und sich auch auf Bundesanleihen übertragen. Am Donnerstag wird das schottische Referendum abgehalten. Die Ergebnisse werden am Freitag erwartet. Vorletztes Wochenende erschreckte eine Meinungsumfrage, in der die Befürworter einer Unabhängigkeit eine Mehrheit hatten.
Aktien
Nach einem schwachen Start in den frühen Handel, der durch enttäuschende Makrodaten aus China ausgelöst wurde, konnten die europäischen Aktienbörsen im weiteren Verlauf zumindest wieder das Freitagsniveau zurückerobern. Die Anleger zeigten sich allerdings angesichts des bevorstehen-den Referendums in Schottland und der wichtigen FOMC-Sitzung äußerst zurückhaltend. Im deutschen Leitindex Dax 30 zeigten sich die Aktien der Deutschen Lufthansa (-1,2%) durch die Ankündigung eines erneuten Pilotenstreiks belastet. An der Spitze der Kursliste stand adidas (+1,1%). Im EUROSTOXX 50 machten vor allem Bierbrauereien auf sich aufmerksam. Nach Medienberichten könnte der weltgrößte Konzern AB Inbev (+2,8%) ein Angebot für das britische Unternehmen SABMiller (+9,8%) vorlegen. Diese wiederum waren zuvor mit einem Angebot für Heineken gescheitert. An der schwedischen Börse konnten die Aktien der Bekleidungskette Hennes & Mauritz (+2,4%) nach starken Absatzzahlen für das dritte Quartal deutlicher zulegen. Stärkste Branche im Leitindex des Euroraums waren Nahrungsmittel (+1%), während vor allem Baustoffe (-1,5%) und Energie (-1,1%) unter Druck standen. Die mögliche Konsolidierungswelle der Bierbrauer reichte bis an die Wall Street. Hier erwarteten die Analysten ein Übernahmeangebot für Molson Coors (+5,9%). Ansonsten zeigten sich die Indizes trotz eines stark angesprungenen Empire State-Index nur wenig bewegt, der technologielastige Nasdaq 100 fiel sogar um 1%. Schwächster Einzeltitel war Microsoft (-1%) nach der Bekanntgabe der Übernahme einer Entwicklerfirma für Computerspiele für 2,5 Mrd. USD. Die asiatischen Aktienmärkte zeigen sich heute Morgen erneut leicht nachgebend. Die europäischen Börsen werden unverändert erwartet. Im Fokus dürften die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland stehen.