Nord LB: US-Industrieproduktion - Enttäuschend – aber nur wegen der Fahrzeuge!
Vor wenigen Minuten wurden Zahlen zur Entwicklung der US-Industrieproduktion gemeldet. Im Berichtsmonat August ging die Gesamtrate überraschend um 0,1% M/M zurück. Die Produktion allein im verarbeitenden Sektor (ohne Kraftwerke und Bergbau) fiel sogar um 0,4% M/M. Beide Vormonatszahlen wurden zudem nach unten korrigiert. Die Produktionszahlen im August sind damit schlechter als erwartet ausgefallen. Unter Berücksichtigung der nach unten revidierten Vormonatszahlen muss zunächst von einem negativen Datenkranz gesprochen werden.
Die Kapazitätsauslastung sank entsprechend auf 78,8%. Die zuletzt zu beobachtende Tendenz hin zu der Marke von 80%, die Anfang 2008 vor der Great Recession erreicht worden war, wurde damit gestoppt. Auch diese Entwicklung ist ein gewisser Bruch.
Auch wenn die Zahlen unerfreulich schwach ausfielen, sollten sie nach genauerer Betrachtung nicht zu negativ bewertet werden: Der wesentliche Grund für den überraschenden Rückgang ist nämlich beim Fahrzeugabsatz auszumachen, der im August um massive 7,6% M/M einbrach. Letztlich ist dies aber allein einer Gegenbewegung des überaus starken Juli-Wertes von +9,3% M/M geschuldet. Entsprechend zog die Industrieproduktion exklusive des Faktors Fahrzeuge um +0,3% M/M an. Andere Bereiche wie Computer und Elektronik (+1,3% M/M) und der Maschinenbau (+0,3% M/M) konnten jeweils den zweiten Monat in Folge zulegen, so dass es auch hierbei Positives zu erkennen gibt.
Auf unverändertem Niveau blieben die Ausrüstungsinvestitionen, die im Vormonat um deutliche +1,2% M/M zulegten, was letztlich auch gar nicht so schlecht ist. Insgesamt ist nach der Schwäche im Winter und einer Erholung im Frühjahr eine Normalisierung zu beobachten. In diesem konjunktursensitiven Bereich kann unter Betrachtung des weniger volatilen Zweimonatsdurchschnitts von einer ordentlichen Tendenz für das III. Quartal 2014 gesprochen werden.
Dass die Aussichten im verarbeitenden Sektor gut bleiben, signalisierte der überraschend deutliche Anstieg des Empire State Survey für das verarbeitende Gewerbe im September. Die regionale Stimmungsumfrage aus New York zog auf 27,5 Punkte an – den höchsten Wert seit 2009. Dieser Indikator findet wegen seiner frühen Veröffentlichung für den laufenden Monat besondere Beachtung – der Gleichlauf mit dem Philadelphia-Index ist aber gering.
Fazit:
Die Industrieproduktion in den USA ging im August um 0,1% M/M zurück, was im Wesentlichen an dem Einbruch im Fahrzeugbau lag. Ohne Fahrzeuge zog die Produktion um 0,3% M/M an. Die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten – allerdings nach einem deutlichen Vormonatsplus. Insgesamt sind die Zahlen zwar eher enttäuschend ausgefallen, aufgrund des Sonderfaktors Fahrzeuge bleibt aber das Szenario erhalten, dass die US-Wirtschaft insgesamt langsam auf den Wachstumspfad aus dem 2. Halbjahr 2013 zurückkehren wird. Das signalisierte auch der New Yorker Empire State Survey als erster Indikator bereits für den Berichtsmonat September mit einem deutlichen Anstieg. Im Vorfeld der morgen beginnenden FOMC-Sitzung nehmen die Spekulationen zu, ob die Notenbank im FOMC-Statement erste Andeutungen hin zu einer weniger expansiven Geldpolitik vornehmen könnte. Wir rechnen mit einem Streichen des Passus, dass die Leitzinsen auf „beträchtliche Zeit“ sehr niedrig bleiben werden.