Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Unternehmer werden skeptischer
Das ifo-Institut aus München hat heute Vormittag die Ergebnisse zur Entwicklung seines Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Unternehmenslandschaft weiter eingetrübt. Der wohl wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Volkswirtschaft geht nun bereits den dritten Monat in Folge zurück, was gemeinhin als Trendwende betrachtet wird. Wir hatten zwar mit einem neuerlichen Rücksetzer gerechnet. Das Umfrageergebnis von 108,0 Punkten überrascht dann aber doch. Immerhin handelt es sich um den schwächsten Wert seit dem vergangenen Herbst.
Die Entwicklung geht dabei sowohl auf eine schwächere Lageeinschätzung als auch auf nachlassende Geschäftserwartungen zurück. Gerade mit Blick auf die Beurteilung der gegenwärtigen Situation muss von einer negativen Überraschung gesprochen werden. Allerdings haben die Konjunkturdaten in den vergangenen Wochen eine entsprechende Entwicklung fast schon angekündigt. Die zuletzt schwache Performance bei den Auftragseingängen und der Industrieproduktion hat bereits signalisiert, dass die Wachstumsdynamik hierzulande im II. Quartal deutlich nachgelassen hat. Diese Sicht der Dinge wird durch die Lagekomponente des Geschäftsklimaindex nun zusätzlich gestützt. Die Bundesbank rechnet mittlerweile nur noch mit einem Nullwachstum im II. Quartal. Wir gehen immerhin noch von einer leicht positiven Entwicklung aus.
Erwartungsgemäß fiel hingegen das Ergebnis bei den Geschäftserwartungen aus. Hier ist zu konstatieren, dass die geopolitischen Konflikte – die in den letzten Wochen noch einmal an Dramatik zugelegt haben – nicht gerade als vertrauensbildend bezeichnet werden können. Die Befürchtungen der vom ifo-Institut befragten Unternehmen, dass die Spannungen auch handfeste Auswirkungen auf die jeweilige Geschäftsentwicklung haben, sind sicherlich in den letzten Tagen und Wochen weiter gestiegen.
Ungewöhnlich deutlich war die erste Reaktion am Devisenmarkt auf die Zahlen aus München. Der Euro gab bis auf 1,3443 USD nach und erreichte damit fast seinen gestern erst markierten Jahrestiefststand. Den Investoren ist klar, dass die EZB immer mehr Argumente erhält, die ihren ultra-expansiven geldpolitischen Kurs rechtfertigen. Auf der anderen Seite deuten die Konjunkturdaten aus den USA klar an, dass die Fed ihren Pfad der allmählichen geldpolitischen Normalisierung weiterverfolgen kann, wie beispielsweise die starken US-Arbeitsmarktdaten vom Donnerstag zeigen. In der Summe sprechen damit sowohl Wachstumsaussichten als auch Zinserwartungen für den US-Dollar-Währungsraum, was perspektivisch auch weiterhin den Greenback stützt.
Fazit: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erhält erneut einen Dämpfer. Die Geschäftserwartungen leiden unter den geopolitischen Auseinandersetzungen, die in den letzten Tagen und Wochen an Dramatik noch einmal zugelegt haben. Hinzu kommt, dass die konjunkturelle Erholung im wichtigsten Absatzmarkt „Euroland“ nur schwer in Gang kommt. Die rückläufige Lageeinschätzung zeigt zudem, dass die Wachstumsdynamik in Deutschland spürbar nachgelassen hat, was auch in den BIP-Zahlen für das II. Quartal zum Ausdruck kommen wird.