RZB Tageskommentar: Russland, Ukraine, Google und Portugal Telecom im Blickpunkt
In dieser Woche stehen sowohl in den USA als auch im Euroraum wichtige Datenveröffentlichungen an. In den USA werden u.a. die Verbraucherpreiszahlen für Juni bekanntgegeben, die einen anhaltend starken Preisauftrieb bestätigen sollten. Im Euroraum stehen mit dem ifo Index und den vorläufigen Schätzungen zu den Einkaufsmanagerindizes die wichtigsten Stimmungsbarometer auf der Agenda. In Summe dürfte sich die Laune bei den Unternehmen im Juli weiter leicht verschlechtert haben. Wie stark die Konjunkturdaten am Markt aber überhaupt Beachtung finden, wird entscheidend von der Entwicklung u.a. des Konflikts in der Ukraine abhängen. Über das Wochenende verdichteten sich die Hinweise, dass sich die EU zu einer Ausweitung der Sanktionen gegen Russland durchringen könnte. Sollte sich beweisen lassen, dass für den Absturz der Passagiermaschine Ende letzter Woche tatsächlich die prorussischen Separatisten verantwortlich sind und sich der Kreml auch dann nicht eindeutig von diesen distanzieren bzw. seine Unterstützung nachweislich einstellen, dürften die Sanktionen verglichen mit den bisher verabschiedeten Maßnahmen recht drastisch ausfallen. Eine solche Entwicklung würde die Finanzmärkte zweifellos belasten und sicheren Häfen wie deutschen Bundesanleihen und amerikanischen Staatsanleihen weiteren Zulauf bescheren. Auch auf die heute und morgen anstehenden Emissionen von Geldmarktpapieren u.a. aus Spanien, Frankreich und durch den ESM hätte eine solche Entwicklung keinen negativen Einfluss.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte konnten sich am Freitag von den zuvor erlittenen Verlusten (aufgrund des Abschuss eines Passagierflugzeugs über der Ukraine sowie der begonnenen Bodenoffensive Israels im Gaza-Streifen) wieder etwas erholen. Politische Börsen haben bekanntlich „kurze Beine“, allerdings ist es wahrscheinlich, dass angesichts der Vielzahl der internationalen Spannungsherde die Politik in nächster Zeit immer wieder eine größere Rolle spielen dürfte. Am Freitag sagte US-Präsident Obama, dass Moskau für den Flugzeugabsturz die Verantwortung trage und auch die EU erwägt dementsprechend eine erneute Ausweitung der Sanktionen gegen Russland. Der russische MICEX blieb die ganze letzte Woche unter Druck und notiert seit Jahresbeginn mit über fünf Prozent im Minus. Bezogen auf die aktuelle US-Berichtssaison war unter den Einzelwerten vor allem Google gesucht (+3,7 %), nachdem der Suchmaschinenbetreiber über den Erwartungen liegende Umsatzzahlen präsentierte. Die asiatischen Börsen tendierten ebenfalls fester, wenngleich der japanische Nikkei 225 feiertagsbedingt geschlossen blieb. Die Eröffnungen an den europäischen Aktienmärkten erwarten wir mit Blick auf die ersten Indikatoren marginal positiv.
Credit-Märkte
Der Baumaschinenvermieter Loxam preiste eine Dualtrancheanleihe (Tranche A: EUR 410 Mio, 7NC3 Senior Secured, Rendite: 4.875 % ; Tranche B: EUR 250 Mio., 8 NC 3 Senior Subordinated, Rendite 7 %). Die Deutsche Hypothekenbank plant einen EUR 500 Mio. Pfandbrief mit einer Laufzeit von 5 Jahren zu emittieren. Moody’s überprüft das Baa3 Rating von Portugal Telecom auf eine Hinabstufung. Diese Überprüfung hängt mit den Verlusten von Oi (100 %-Eigentümer von Portugal Telekom) zusammen. Banken: Laut Einschätzung des deutschen Finanzministers Schäuble sind die deutschen Banken nach diversen durchgeführten Maßnahmen für den anstehenden Stresstest nun gut gewappnet.
Zentral- und Osteuropa
- Da heute keine marktbewegenden Daten zur Veröffentlichung anstehen, dürfte der Fokus sehr stark auf das Nachspiel der Sanktionen gegen Russland und die Lage in der Ukraine gerichtet bleiben.
- In der Ukraine bedeutet eine Zustimmung seitens des IWF, dass dieser die zweite Kredittranche für die Ukraine aller Wahrscheinlichkeit nach freigeben wird.
- Nach einigen Tagen Ausverkauf kamen die Kurse russischer Eurobonds wieder etwas zurück. Allerdings könnten sich in dieser Woche aufgrund der sehr angespannten Situation im Osten der Ukraine neue Verluste ergeben.
- In der Ukraine führte die hohe Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung der zweiten Tranche des IWF-Kredits zu einem kräftigen Anstieg ukrainischer Anleihekurse.