Commerzbank: Einkaufsmanagerindizes signalisieren guten Start ins 2. Quartal
Nach der ersten Schätzung des Einkaufsmanagerindex für den Euroraum für April stieg der Index stark von 53,1 auf 54,0 Punkte. Damit wurde der Rückgang des Vormonats mehr als wettgemacht und der Index erreichte das höchste Niveau seit fast 3 Jahren, obwohl man mit einem leichten Rückgang gerechnet hatte. Dabei stieg die Umfrage für das verarbeitende Gewerbe nur um 0,3 auf 53,3 Punkte und die des Dienstleistungsgewerbes um 0,9 auf 53,1 Punkte. Die gute Auftragslage und der hohe Auftragsbestand dürften wieder zu einem Beschäftigungswachstum im Euroraum führen, wenn auch nur zu einem moderaten. Die Arbeitslosenquote verharrt seit Monaten auf fast 12%. Die Daten für die zwei größten Volkswirtschaften des Euroraums weisen ein weiteres Mal eine deutliche Divergenz auf. Während der Composite Index für Deutschland von hohem Niveau aus noch kräftig um 2 auf 56,3 Punkte anstieg, ging das Pendant in Frankreich um 1,3 auf 50,5 Punkte zurück. Deutschland dürfte damit die Wachstumslokomotive bleiben und das deutsche Wirtschaftswachstum noch an Dynamik dazu gewinnen. Heute wird der Ifo-Geschäftsklimaindex gemeldet, der schwächer als im März erwartet wird.
Die Umfragewerte weisen auf ein höheres Wachstum im 2. Quartal 2014 hin, als bisher von uns erwartet (+0,2% Q/Q). Insbesondere der deutliche Anstieg des Dienstleistungsindex lässt dies vermuten. Sollte sich das in den harten Konjunkturdaten bestätigen, müssten wir unsere BIP-Prognose von 1,0% in 2014 nach oben revidieren. Damit warten wir aber aufgrund der außenwirtschaftlichen Risiken noch ab. So bergen die Ukraine-Krise, die massiven Zinsanhebungen in einigen Schwellenländern und die Wachstumsabschwächung in China mögliche Belastungen für das künftige Wachstum, das momentan gerade im Euroraum maßgeblich von der globalen Nachfrage bestimmt wird.
Zinsen und Anleihen
Die Konjunktur im Euroraum hinkt zwar deutlich hinter der Erholung in den USA hinterher, doch die Staatsschuldenkrise scheint überwunden und somit mehren sich aus fast allen Ländern positive Konjunkturdaten. Gestern bestätigten die Umfrageergebnisse des Markit-Instituts zur Stimmung in den Unternehmen dieses Bild. Der Index für den gesamten Euroraum stieg stärker als erwartet (vgl. „Im Blickpunk“). Die Rentenmärkte zeigten sich von den positiven Umfrageergebnissen wenig beeindruckt: Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und des geringen Preisdrucks dürfte es noch lange dauern bis der Euroraum im Konjunkturzyklus dort steht wo die USA jetzt steht. Entsprechend gering ist der Druck in Richtung höherer Zinsen. Demgegenüber bleiben die Anleger besorgt über die unsichere Lage im Osten der Ukraine. Dies stützt u.a. die Kurse der Bundesanleihen. Vor diesem Hintergrund müsste der Ifo-Geschäftsklimaindex heute deutlich stärker als erwartet zulegen, um die Kurse der Bundesanleihen heute unter Druck zu bringen. Aus den USA werden die Auftragseingänge für langlebige Güter gemeldet. Die jüngsten Daten ließen generell einen Anstieg der Investitionsnachfrage erkennen. Da Boeing bereits für März zahlreiche Bestellungen meldete, wird wohl auch von den volatilen Flugzeugbestellungen ein positives Signal ausgehen. Daher dürften im März die Bestellungen nach der Erholung im Februar nochmals zugelegt haben. Mit der ersten neuen Staatsanleihe seit drei Jahren sammelte Portugal gestern 750 Mio. Euro ein. Die Anleihe war 3,5-fach überzeichnet. Die Rendite für 10 Jahre Laufzeit mit 3,57% überraschend niedrig.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte konnten am gestrigen Handelstag nicht an ihren starken Wochenstart anknüpfen. Während Konjunkturdaten aus der Eurozone weiter hoffnungsvoll stimmen, sorgten hingegen verhaltene Daten aus China und den USA für Molltöne. Im Dax 30 gehörten somit die konjunktursensitiven Automobiltitel zu den größten Verlierern (BMW -1,4%, VW und Daimler je -1,3%). Lediglich adidas (+1,2%) konnte deutlicher zulegen. Im EUROSTOXX 50 tendierten bis auf Grundstoffe (+1,2%) und Pharma (+0,1%) alle Branchen schwächer. Auch hier geriet vor allem der Kraftfahrzeugsektor (-1,4%) unter Druck. Besonders schwach entwickelten sich in Europa nach enttäuschenden Zahlen die Papiere von Ericsson (-6,1%). An der Wall Street hielten sich die meisten Indizes trotz der belastenden Konjunkturzahlen vergleichsweise stabil. Die Kursentwicklung wurde von der laufenden Berichtssaison dominiert, die weiterhin gemischte Ergebnisse aufzeigte. So geriet der Fernmeldekonzern AT&T (-3,8%) hauptsächlich wegen eines enttäuschenden Ausblicks unter Druck. An der Spitze der Kursliste stand dagegen Boeing (+2,4%), nachdem der Flugzeugproduzent die Erwartungen übertreffen konnte. Fast alle US-Branchen konnten zulegen. Schwach tendierten allerdings Telekommunikation (-2,2%) und IT (-0,9%). In Asien entwickeln sich die Märkte heute Morgen uneinheitlich. Vor allen der Nikkei 225 gibt seine Vortagsgewinne wieder ab. Die europäischen Börsen hingegen werden nach der US-Vorgabe etwas fester erwartet.