Nord LB – Goldpreis: Vier-Monats-Hoch im Angesicht der Muskelspiele auf der Krim
Des einen Freud, des anderen Leid: So oder so ähnlich lässt sich der Auftakt in die neue Handelswoche beschreiben. Die durch russisch-ukrainische Kriegsangst vorangetriebene Flucht aus Aktien treibt die Marktteilnehmer in (sichere) Staatsanleihen wie Bunds, Treasuries und Gilts sowie natürlich auch ins Gold.
Die letztgenannte Assetklasse konnte mit 1.350,37 USD je Feinunze im Angesicht der Muskelspiele auf der Krim kurzfristig den stärksten Kurs seit Ende Oktober 2013 erklimmen. Dabei handelt es sich selbstredend auch um ein neues Jahreshoch. Die Risikoaversion der Investoren scheint für den Moment keine Grenzen zu kennen. Gold dient plötzlich wieder als Safe Haven. Inflationssorgen spielen im derzeitigen Umfeld keine Rolle. Heute und über den Handelstag hinaus geht es allein um die preistreibende „Angst“. Eine schnelle diplomatische Vermeidung kriegerischer Handlungen am Rande Europas wäre mehr als wünschenswert. Jedoch Vorsicht an der Bahnsteigkante: Der risikogetriebene Goldpreis würde merklich absacken.
Aber es gibt nicht nur preistreibende Neuigkeiten von der Krim für das Goldsentiment: Auch die Hedgefonds scheinen den Bärenmarkt aus 2013 hinter sich gelassen zu haben. Die Nettolongpositionen nehmen wieder deutlich zu.
Zudem drohen in Indien erneut Streiks gegen die allzu hohen Importsteuern und -abgaben auf das glänzende Edelmetall. Ab dem 10. März sollen dortige Juwelierläden geschlossen bleiben. Der zweitgrößte Goldkonsument der Welt (nach China) hat mit einem rekordverdächtigen Leistungsbilanzdefizit zu kämpfen und daher u. a. drei Mal im letzten Jahr den Steuersatz auf Goldimporte angehoben. Der indische Finanzminister hatte Ende Januar ohnehin angekündigt, die Importsteuer Ende März auf den Prüfstand zu stellen, sollte sich die prekäre Lage um das außenwirtschaftliche Gleichgewicht der drittgrößten Volkswirtschaft Asiens spürbar verbessert haben. Die Streiks mögen den Druck etwas erhöhen, ausschlaggebend für eine veränderte Marschroute der Regierung dürften sie nicht sein.
Der Fokus bleibt zudem nicht nur aus diplomatischer Sicht auf die USA gerichtet, sondern auch aus dem geldpolitischen Blickwinkel: Janet Yellen wird es Mitte des Monats nicht einfach haben als Vorsitzende bei der Zinssitzung der Federal Reserve. Je nach Entscheidung für oder gegen mehr Tapering wird auch der Goldpreis beeinflusst.
Neue Höchstkurse sind 2014 unserer Einschätzung nach nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Unser Blick geht für die kommenden Monate seitwärts mit leichter Tendenz eher in Richtung 1.200 USD. Kurzfristig rückt jedoch die runde Marke bei 1.000 EUR je Feinunze ins Sichtfeld. Diese wurde zuletzt am 30.09.2013 touchiert.
Fazit: Im Angesicht der Muskelspiele auf der Halbinsel Krim schoss der Goldpreis heute auf ein Vier-Monats-Hoch und damit verbunden auf den höchsten Stand des noch jungen Jahres. Gold dient plötzlich wieder als Safe Haven. Inflationssorgen spielen im derzeitigen Umfeld keine Rolle. Zum Wochenauftakt geht es allein um die preistreibende „Angst“. Die wünschenswerte (diplomatische) Vermeidung kriegerischer Handlungen am Rande Europas würde den Goldpreis wieder merklich absacken lassen.