Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig: Mit Volkswagen auf dem Weg nach China
Montag startet die Zeichnungsfrist für eine Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig. 25 Millionen Euro will die Gesellschaft ins Unternehmen holen, damit soll unter anderem ein neues Werk in China finanziert werden. Die Anleihe ist mit 7,5 Prozent verzinst, die Laufzeit beträgt fünf Jahre. Vorstandschef Hubertus Bartsch erläutert im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de, welche weiteren Investitionen mit dem frischen Geld getätigt werden sollen. Er berichtet über die großen Chancen der neuen Anlage und spricht über den Wachstumsmarkt China. Umsatzperspektiven des neuen Werks sowie die weitere Internationalisierung von NZWL werden ebenfalls angesprochen. Bartsch erklärt in dem Interview auch, welche großen Wachstumschancen die Doppelkupplungsgetriebe seiner Gesellschaft nicht nur in Asien haben.
"/medienpool/unternehmen/nzwl/bartsch.jpg" alt="NZWL-Vorstandschef Hubertus Bartsch im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: NZWL." title="NZWL-Vorstandschef Hubertus Bartsch im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de . Bild und Copyright: NZWL." class="textbild" />www.4investors.de: Sie sind als Zulieferer in der Automobilindustrie tätig. Wie sehen sie die Entwicklung der Branche im laufenden Jahr?
Bartsch: Die globale Automobilindustrie bleibt ein Wachstumsmarkt. Nach aktuellen Marktstudien wird sich das auch in diesem Jahr bestätigen, insbesondere in China. In Europa wird sich vermutlich ein gespaltenes Bild zwischen Nord- und Südeuropa zeigen. Vor allem in Italien und Spanien dürfte die Lage schwierig bleiben, während der deutsche Markt durchaus Grund zur Zuversicht gibt.
www.4investors.de: China ist für fast alle Automarken der Markt der Zukunft. Welche Perspektiven sehen sie dort in den kommenden fünf Jahren?
Bartsch: Der Automobilmarkt hat in den vergangenen Jahren dort immer zweistellig zulegen können. Und die meisten Marktexperten gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Für die deutschen und europäischen Hersteller wird es immer wichtiger, auch vor Ort zu produzieren. Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht unumkehrbar. VW geht jetzt auch verstärkt diesen Weg, und wir gehen im engen Schulterschluss mit.
www.4investors.de: Mit dem frischen Geld aus der Anleihe wollen sie eine Anlage in China aufbauen. Damit wollen sie nahe bei ihrem Kunden Volkswagen sein. Welche Pläne haben sie in China, wie sehen die dortigen Kapazitätsplanungen aus?
Bartsch: Für das neue Werk in China verfügen wir bereits über langfristige, endverhandelte Aufträge von VW im Rahmen einer ebenfalls langfristig vereinbarten strategischen Zusammenarbeit. Wir werden im Wesentlichen wieder als Alleinlieferant und strategischer Partner agieren. Das neue Werk soll über die chinesische Tochtergesellschaft der Neue ZWL Zahnradwerke Leipzig International GmbH durch Duplikation unserer etablierten Großserienfertigung in Leipzig entstehen – mit den gleichen Maschinen, gleichen Produkten und mit Mitarbeitern, die intensiv in Leipzig geschult wurden.
www.4investors.de: Welchen Umsatz werden sie in den kommenden Jahren dort generieren?
Bartsch: Konkrete Zahlen können wir Ihnen leider nicht nennen. Ein Anhaltspunkt: Wir planen, dort in der Endausbaustufe Synchronisierungen für rund 1 Million Getriebe jährlich zu produzieren. Diese Synchronisierungen pro Getriebe kosten derzeit einen mittleren zweistelligen Euro-Betrag. Oder formulieren wir es mal so: Mit den bereits vorhandenen langfristigen Aufträge von VW und den weiteren Zusagen ließe sich das Werk bereits wirtschaftlich rentabel betreiben, wenngleich naturgemäß 2014 und 2015 noch Anlaufverluste anfallen.
www.4investors.de: Kann das dortige Werk künftig auch für weitere Kunden aktiv werden?
Bartsch: Ja, das wird auf jeden Fall möglich sein. Denn trotz der bestehenden Kooperation und Unterstützung sind wir nicht exklusiv an VW gebunden. Deshalb werden wir in der Lage sein, zusätzliches Wachstum bei anderen OEMs in China zu erzielen.
www.4investors.de: Sie sind derzeit in Deutschland und in der Slowakei aktiv, künftig kommt noch China hinzu. Wird sich die internationale Expansion fortsetzen, beispielsweise in Brasilien oder in den USA?
Bartsch: Das können und wollen wir nicht ausschließen. Allerdings gilt unsere Konzentration bis auf weiteres voll und ganz dem chinesischem Markt. Dort sehen wir in den kommenden Jahren enormes Wachstumspotenzial, das es sukzessive zu erschließen gilt.
www.4investors.de: Ihr Anleihe-Rating liegt bei BB-. So ganz zufrieden sind sie damit nicht, oder?
Bartsch: Wir sehen unser Unternehmen subjektiv sicherlich etwas besser, da wir unsere Strategie und das Projekt in China auf Basis der engen Kooperation mit VW sehr exakt einzuschätzen wissen. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, den Rating-Prozess in Frage zu stellen.
"/medienpool/unternehmen/nzwl/wellenpaket.jpg" alt="Wellenpaket aus der Produktion der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH. Bild und Copyright: NZWL." title="Wellenpaket aus der Produktion der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH. Bild und Copyright: NZWL." class="textbild" />www.4investors.de: Welche Sicherheiten gibt es für die Anleihe?
Bartsch: Die Covenants beinhalten eine Negativverpflichtung, eine Positivverpflichtung, eine Kontrollwechsel- und Drittverzug-Klausel sowie eine Ausschüttungsbegrenzung auf maximal 25 Prozent des HGB-Jahresüberschusses. Zusätzlich haben wir eine Besicherung eingebaut. Die Anleiheforderungen wurden über eine Verpfändung von 50 Prozent der Anteile an der NZWL International abgesichert. Diese Anteile werden von einem Treuhänder verwaltet.
www.4investors.de: Das Geld aus der Anleihe soll auch für Innovationen sowie für die Diversifikation genutzt werden. Was steht dort an?
Bartsch: Wir haben ja 2005 entschieden, mit Synchronisierungen in die Großserienfertigung zu gehen. Das war ein großer Erfolg. Jetzt haben wir bereits erste Aufträge hereinholen können für eine Großserienfertigung von Zahnrädern und Wellen. Damit wollen wir kurzfristig beginnen. Eine zusätzliche Option ist die Großserie von Antriebssystemen.
www.4investors.de: In ihrer Kundenliste finden sich beispielsweise Volkswagen, Audi, Seat, Skoda, Daimler, Nissan und BMW. Könnten weitere Autobauer hinzukommen oder ist dieser Markt recht festgefahren?
Bartsch: Wir sind offen. Aber die bestehenden Kunden haben ganz klaren Vorrang. In der Zusammenarbeit mit ihnen wollen wir jeden Tag besser werden. Wir sind in vielen Bereichen Alleinlieferant und haben den Status eines strategischen Partners – darauf wollen wir aufbauen.
www.4investors.de: Ihr Spezialgebiet sind Doppelkupplungsgetriebe. Diese haben ihren Marktanteil von 2005 bis 2010 von 1 Prozent auf 15 Prozent erhöht, bis 2015 könnte er bei 30 Prozent liegen. Wie ist diese Entwicklung zu erklären und gibt es dabei für die Jahre nach 2015 noch weiteres Potenzial?
Bartsch: Die genannten Wachstumsraten betreffen ja nur Europa. Das Schöne ist: Für Asien wird bis 2018 eine zeitlich verschobene, aber ähnlich positive Entwicklung erwartet. Doppelkupplungsgetriebe werden sich voraussichtlich in allen Fahrzeugklassen etablieren. Diese Getriebeart bietet Fahrern eine vollwertige Automatik-Oberfläche beim Schaltvorgang, ist aber effizienter und umweltfreundlicher als „traditionelle“ Automatik-Getriebe.
www.4investors.de: Bei anderen Autozulieferern gibt es immer wieder Übernahmegerüchte oder Autokonzerne beteiligen sich an ihnen. Wie stehen sie zu solchen Konstellationen?
Bartsch: Der umgekehrte Weg trifft eher aus uns zu. Getriebe gehören traditionell zu den eigenen Kernkompetenzen der Automobilhersteller – ganz genauso wie die Motoren. Wir profitieren jetzt aber davon, dass auch in diesem Bereich ein Outsourcing-Trend eingesetzt hat. Unser Markt wird weiter wachsen durch steigende Absatzzahlen, aber auch durch ein verstärktes Outsourcing.
Unsere Strategie ist, ein globaler Automobilzulieferer zu werden - basierend auf mehreren Säulen: der Kernkompetenz aus dem Verständnis für den Bau kompletter Getriebe, dem Geschäft mit Einzelteilen und Baugruppen und vor allem mehreren Standbeinen in der Großserienfertigung. Ob uns das dann zu einem Übernahmeziel macht, kann ich nicht sagen. Stand heute würde ich es als Kompliment interpretieren.