Commerzbank: Blessing erwischt die Skeptiker auf dem falschen Fuß
Ausgerechnet die Steuern sind ein Faktor dafür, dass die Commerzbank am Donnerstag besser als erwartete Zahlen bekannt geben kann. Mitten in die Diskussion um mögliche Steuerverkürzungen durch Banken durch kreative grenzübergreifende Aktiengeschäfte um Dividendenstichtage sind es steuerliche Faktoren, die den Quartalsgewinn der Commerzbank von 67 Millionen Euro auf 77 Millionen Euro klettern lassen. Der ausgewiesene Steueraufwand des Konzerns ist im Quartalsvergleich von 118 Millionen Euro auf 3 Millionen Euro zurück gegangen. So erklärt sich, dass die Halbierung des Quartalsergebnisses vor Steuern auf 103 Millionen Euro unter dem Strich ohne Folgen bleibt.
Die Zahlen sind allerdings schon ohne die Steuereffekte besser als erwartet ausgefallen. Experten hatten im Vorfeld mit einem prozentual wesentlich deutlicheren Ergebnisrückgang gerechnet. Deutliche Verbesserungen im Bereich des Finanzergebnisses und beim Ergebnis aus Finanzanlagen sind zu verzeichnen. Dagegen liegt das Handelsergebnis der Commerzbank mit 74 Millionen Euro im Minus und knapp 0,3 Milliarden Euro unter Vorjahr. In der Kernbank hat der DAX-notierte Konzern auf operativer Basis einen Gewinn von 375 Millionen Euro nach zuvor 685 Millionen Euro verzeichnet. In der NCA-Sparte, der unternehmenseigenen „Bad Bank“, ist der Verlust dagegen von 477 Millionen Euro auf 272 Millionen Euro zurück gegangen. Die Kosten im Konzern konnten um 3 Prozent gesenkt werden, man liege „im zweiten aufeinanderfolgenden Quartal bei unter 1,7 Milliarden Euro“, so das Unternehmen.
Commerzbank-Aktie springt über „magische“ 10-Euro-Marke
Am Markt feiert man die Quartalsbilanz der Commerzbank geradezu. Noch vorhandene Skeptiker werden heute auf dem falschen Fuß erwischt. Die Commerzbank-Aktie, gestern mit 9,32 Euro aus dem Handel gegangen, springt am Donnerstag vormittags über die 10-Euro-Marke und klettert auf bis zu 10,23 Euro. Gegen 10:49 Uhr notiert der Titel bei 10,16 Euro mit rund 9 Prozent im Plus. Auch Konzernchef Martin Blessing lobt die eigene Leistung – logisch: „Wir haben die Kapitalquoten erhöht, die Kosten gesenkt, Risiken und nicht strategische Portfolios deutlich abgebaut und unsere Wachstumsinitiativen erfolgreich gestartet. Damit haben wir die Stabilität der Bank weiter erhöht“, so der Bankmanager, der gerade erst nach einer langen Hängepartie mit extrem viel Mühe eine Verkleinerung des Vorstandes von neun auf sieben Personen durchgeboxt hat (wir berichteten).
Alles gut also bei der Commerzbank? Immerhin spricht ein Experte von „großartiger Zahlen“ laut der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das darf getrost als viel zu überschwänglich eingeordnet werden. Der heute vielfach bemühte Vergleich mit den Quartalszahlen der Deutschen Bank, die einen geringeren Gewinn ausweist, ist aufgrund der immensen Sondereffekte beim großen Konkurrenten an den Haaren herbei gezogen. Richtig ist aber auch: Die Bank befindet sich in einigen Bereichen auf dem richtigen Weg und gilt berechtigt als Turnaround-Story, hat aber noch viel Arbeit vor sich. Ein unspektakulärer Bericht mit erwartet schwachen Finanzzahlen, zitiert dpa-AFX den LBBW-Analyst Ingo Frommen – eine Stimme, die da schon eher ins Gesamtbild passt, das das Unternehmen bietet.
Für die Feierlaune ist es eigentlich noch zu früh
Dieses Bild spiegelt sich auch im Ausblick wider. Die Erträge vor Risikovorsorge werden unter anderem angesichts des niedrigen Zinsniveaus unter Druck bleiben, kündigt die Bank an. Im dritten Quartal waren diese von 2,37 Milliarden Euro auf 2,28 Milliarden Euro gefallen. Die Kosten des gesamten Jahres wolle man unter der 7-Milliarde-Marke halten, so die Commerzbank weiter, zugleich wird die Risikovorsorge steigen. Immerhin kommt man beim Abbau der Risiken schneller als erwartet voran und hat bereits jetzt das Jahresziel leicht unterschritten. Dennoch sind weiterhin 8 Milliarden Euro im Bereich der besonders gefährdeten Kredite zu beachten, 14,3 Milliarden Euro waren es zum Jahreswechsel.
Der Blick geht zudem auf die Eigenkapitalausstattung. „Es hat für uns auch weiterhin hohe Priorität, die Common-Equity-Tier-1-Quote bis Jahresende 2014 auf 9 Prozent bei vollständiger Anwendung von Basel 3 zu steigern und auch darüber hinaus stets eine Kapitalausstattung auszuweisen, die weit über die regulatorischen Mindestanforderungen hinausgeht“, sagt Finanzchef Stephan Engels am Donnerstag. Im dritten Quartal hat man die Quote von 8,4 Prozent auf 8,6 Prozent steigern können. Hier muss man also noch ein Stück Weg zurück legen.