Impreglon: „Praktisch kein Risiko”
Impreglon hat das nächste Kapitel seiner internationalen Expansion aufgeschlagen. Mit einer neuen Präsenz in Dubai wird der Lüneburger Beschichtungsspezialist ein wichtiger Servicepartner für internationale Kunden im Nahen Osten. Lizenznehmer in Dubai ist Arexcom Coatings, eine Tochter der Automech Group, Dubai, einer der großen industriellen Dienstleiter für Pumpen, Ventile und Rohrleitungen mit zahlreichen Niederlassungen auf der arabischen Halbinsel. Impreglon steht im laufenden Geschäftsjahr vor einem Umsatzsprung auf mehr als 120 Millionen Euro. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de spricht Vorstandschef Henning J. Claassen über die aktuelle Lizenzvereinbarung. Er äußert sich zum jüngsten Großauftrag aus der Ölindustrie und über die künftigen Perspektiven der Gesellschaft.
www.4investors.de: Impreglon ist über den Lizenznehmer Arexcom Coatings nun auch in Dubai vertreten. Welche Bedeutung hat dieser Deal für Impreglon?
Claassen: Da wir sowohl in den USA als auch in Europa namhafte Kunden im Erdölgeschäft bedienen, die auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten präsent sind, können wir ihnen nun bewährte Impreglon-Prozesse auch im Nahen Osten anbieten. Die Steuerung und Leitungsführung von Öl und Gas, aber auch Trinkwasser und Abwasser, zählt zu den wichtigsten Geschäftsbereichen in den arabischen Ländern.
www.4investors.de: Welche Umsatzbeiträge erwarten Sie aus dieser Kooperation bzw. generell aus dem Nahen Osten mittelfristig?
Claassen: Da es sich hier um ein Lizenzgeschäft handelt, werden die Umsatzbeiträge zumindest in naher Zukunft nicht sehr hoch sein. Auf der anderen Seite stehen den Lizenzgebühren praktisch keine direkten Kosten oder Investitionen gegenüber, so dass die Einnahmen direkt in die EBIT-Marge fließen.
www.4investors.de: Welche Vorteile hat diese Lizenzvereinbarung im Vergleich zu einer direkten Übernahme eines Beschichtungsdienstleisters vor Ort?
Claassen: Wie ich schon ausführte, es gibt keine Investitionskosten und praktisch kein Risiko.
www.4investors.de: Streben Sie weitere Lizenzvereinbarungen dieser Art an?
Claassen: Wir haben mit unseren Franchise-Lizenzen in Italien und Japan seit vielen Jahren ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht und würden bei passender Gelegenheit in Ländern, die ein begrenztes Potential oder zu hohe Einstiegshürden bieten, auch den Lizenzweg beschreiten.
www.4investors.de: Vor wenigen Tagen hat Ihr Werk in Houston, Texas, einen Millionenauftrag aus der Ölindustrie erhalten. Sie sprechen von monatelangen Verhandlungen. Warum hat sich dieser Abschluss so lange hingezogen?
Claassen: Die Kosten der Beschichtung eines kompletten Bohrloches sind sehr hoch und der Kunde hat im ersten Schritt nur einzelne Abschnitte beschichten lassen. Erst nachdem er sicher war, dass die beschichteten Rohrabschnitte im Gegensatz zu den unbehandelten Rohren glatte Wandungen und keinerlei Ablagerungen aufwiesen, hat er den Großauftrag erteilt.
www.4investors.de: Rechnen Sie nach diesem Großauftrag mit Folgeorders? Inwiefern unterstützt Sie dieses Referenzprojekt beim Vertrieb?
Claassen: Gerade im Zusammenhang mit unserem neuen Lizenzpartner in Dubai sollte sich dieses Projekt positiv auswirken und mittelfristig für neue Geschäfte sorgen.
www.4investors.de: Mit der Order aus der Ölindustrie sind Sie Ihrem Ziel, den Geschäftsanteil im Automotive-Sektor zugunsten anderer Branchen zu reduzieren, einen Schritt näher gekommen. Welchen Anteil macht der Automotive-Sektor aktuell aus und welche weiteren Branchen wollen Sie zukünftig verstärkt angehen?
Claassen: Wir machen zurzeit weniger als ein Drittel unseres Umsatzes in der Automobilindustrie. Unser Ziel ist es, diesen Anteil auf 30 Prozent zu begrenzen und vermehrt auf allgemeinen Maschinenbau und die Branchen Lebensmittel und Medizintechnik zu setzen.
www.4investors.de: Im August haben Sie mit der SKR AG aus Dunningen den 31. Standort in die Unternehmensgruppe integriert. Was hat den Ausschlag für diese Übernahme gegeben? Haben Sie sich mit der SKR zusätzliches Know-how in die Gruppe geholt?
Claassen: Zu unserer Strategie gehört das „One-Stop-Shop“, das heißt unseren Kunden mehr zu bieten als nur einen Beschichtungsprozess. Nachdem wir in der Vergangenheit vermehrt feststellen konnten, dass viele der von uns zu beschichtenden Bauteile vorher einer Wärme- oder Härtebehandlung unterzogen wurden, haben wir uns für diesen Oberflächensektor interessiert und im Falle von SKR zugegriffen. Im süddeutschen Raum können unsere Kunden jetzt Härten, Eloxieren und Beschichten mit der zugehörigen Logistik aus einer Hand beziehen. Das bietet große Vorteile auf beiden Seiten.
www.4investors.de: Welche Umsatz- und Ergebnisbeiträge erwarten Sie aus der SKR-Übernahme?
Claassen: Wir erwarten für 2014 einen Umsatzbeitrag im hohen einstelligen Millionenbereich mit einem positiven Ergebnis.
www.4investors.de: Wie sieht es im laufenden Geschäftsjahr aus, ist die im zweiten Quartal erzielte Margenverbesserung nachhaltig?
Claassen: Da wir im vergangenen Jahr eine außergewöhnlich hohe Zahl an Akquisitionen getätigt haben, die jetzt kontinuierlich in die Impreglon-Ertragsmargen hineinwachsen, erwarten wir eine nachhaltige Margenverbesserung für 2013 und 2014.
www.4investors.de: Wie konservativ ist die Ergebnisschätzung für das Gesamtjahr, die ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 16 Millionen Euro vorsieht?
Claassen: Ich würde sie nicht als konservativ, sondern als realistisch bezeichnen. Wenn es dann noch ein wenig mehr wird, freuen wir uns zusammen mit unseren Aktionären.
www.4investors.de: Die Impreglon-Aktie ist zuletzt aus ihrer monatelangen Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen. Klopfen nach den jüngsten Erfolgsmeldungen wieder verstärkt Investoren bei Ihnen an?
Claassen: Ja, wir stellen in den letzten Wochen fest, dass das Interesse an der Aktie größer geworden ist. Das zeigt sich auch an den höheren Tagesumsätzen an der Börse.
www.4investors.de: Der Konzernumsatz steigt in diesem Jahr voraussichtlich von 91 Millionen Euro auf 120 Millionen Euro. Wie sehen Ihre nächsten Ziele aus? Welches Wachstumstempo haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?
Claassen: Hauptziel ist eine nachhaltige Margenverbesserung durch die erfolgreiche Integration der Akquisitionen aus den vergangenen beiden Jahren. Was den Umsatz betrifft, so ist das nächsten Etappenziel 150 Millionen Euro, spätestens in 2015.