Krise in der Automobilindustrie lastet auf den Erwartungen - Nord LB Kolumne
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat heute die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter rund 350 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den aktuellen Berichtsmonat August veröffentlicht. Demnach fielen die im Mittelpunkt des Interesses stehenden Konjunkturerwartungen für Deutschland zuletzt etwas weniger optimistisch aus als in den Vormonaten. Mit nunmehr 10,0 Saldenpunkten signalisiert der Indikator aber immerhin, dass eine Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten von einer weiteren Beschleunigung der konjunkturellen Dynamik in sechs Monaten ausgeht. Noch etwas deutlicher wird diese im Grundton nach wie vor zuversichtliche Einschätzung beim Ausblick für die Eurozone. Hier notiert die Erwartungskomponente mit 29,3 Punkten bei einem nur dezenten Rücksetzer deutlicher oberhalb der Nulllinie.
Die Einschätzung der gegenwärtigen Konjunkturlage hat sich demgegenüber auf sehr hohem Niveau sogar leicht verbessert. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass die deutsche Wirtschaft augenblicklich in geradezu glänzender Verfassung ist. Vor diesem Hintergrund würden wir die leichte Eintrübung der Zukunftserwartungen eben auch nicht überbewerten, denn die augenblicklich wahrlich hervorragende Lage ist schließlich der Referenzpunkt für den Ausblick auf die Situation in sechs Monaten. Vielen Experten fällt es da plausiblerweise zunehmend schwer, an einen nochmals an Tempo gewinnenden Aufschwung zu glauben.
Wer in den heutigen Zahlen nach einigen Wermutstropfen sucht, kann diese in den Beurteilungen für die einzelnen Sektoren der deutschen Wirtschaft finden. Dramatisch verschlechtert haben sich aus nachvollziehbaren Gründen die Perspektiven für die Automobilindustrie. Weitere Schlüsselbranchen wie die Elektrotechnik und der Maschinenbau werden per saldo zwar positiv, aber eben doch merklich skeptischer gesehen.
Alles in allem lässt sich den bisweilen etwas mimosenhaften Einschätzungen der Finanzmarktexperten entnehmen, dass die deutsche Wirtschaft derzeit auf hohen Touren läuft, die Risiken für eine Abschwächung der Konjunkturdynamik zuletzt aber größer geworden sind. Erklärlich wird dies nicht zuletzt mit Blick auf die mit Skandalen und Affären umgebene Automobilindustrie.
Wie immer wird die EZB die leichte Stimmungseintrübung registrieren. Wie wir und viele andere Analysten auch dürfte sie aber die Veröffentlichung weiterer Indikatoren – darunter nicht zuletzt des recht verlässlichen und besser „geerdeten“ ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag – abwarten, bevor Rückschlüsse auf etwaige Veränderungen des Konjunkturbilds sinnvoll erscheinen.
Fazit: Die vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland sind zuletzt etwas weniger optimistisch ausgefallen als in den Vormonaten. Erklärlich wird dies nicht zuletzt mit Blick auf die mit Skandalen und Affären umgebene Automobilindustrie, für die sich die Perspektiven dramatisch verschlechtert haben. Angesichts der gegenwärtig weiterhin hervorragenden Konjunkturlage würden wir die Stimmungseintrübung bei den oftmals etwas mimosenhaften Finanzmarktexperten aber nicht überbewerten. Zunächst bleibt die Veröffentlichung weiterer Indikatoren – darunter nicht zuletzt des recht verlässlichen und besser „geerdeten“ ifo-Geschäftsklimaindex am Freitag – abzuwarten, bevor Rückschlüsse auf etwaige Veränderungen des Konjunkturbilds sinnvoll erscheinen.