Deutscher Arbeitsmarkt: Anhaltende Besserung dank euphorischer Unternehmen - Nord LB Kolumne
Soeben veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktzahlen für den Berichtsmonat Juli. Saisonbereinigt waren 9.000 Personen weniger als im Vormonat als arbeitslos registriert. Die Verbesserung fiel damit etwas besser als erwartet aus. Die entsprechende Quote verharrte bei 5,7%. Die stetige Verbesserung der Jobsituation setzt sich fort und bleibt ein wichtiger Faktor für die robuste Binnennachfrage.
Auch die von der Öffentlichkeit stärker beachtete nicht saisonal bereinigten Arbeitslosenzahlen verdeutlichen die grundsätzlich positive Entwicklung. Zwar erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 45.000 im Vergleich zum Vormonatswert auf 2,518 Mio. Personen. Ein Anstieg ist im Juli aber nicht unüblich, da sich viele ehemalige Schülerinnen und Schüler vorübergehend arbeitslos melden, bevor sie im August eine Ausbildung oder zum Wintersemester ein Studium beginnen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat hat sich die Arbeitslosenzahl um gut 143.000 verringert.
Da auch die weiter gefasste Unterbeschäftigung im Juli saisonbereinigt um 8.000 und damit in nahezu gleichem Tempo gesunken ist, hat sich am aktuellen Rand zumindest das Potenzial für zukünftige Arbeitslosigkeit nicht weiter aufgebaut. In der Unterbeschäftigung werden auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen mitgezählt. Die Zahl von aktuell 3,508 Mio. Personen liegt nur um 53.000 unter dem Vorjahresmonat. Hierin wird der verstärkte Einsatz der Arbeitsmarktpolitik – insbesondere für geflüchtete Menschen – deutlich. Mit dem Auslaufen dieser Maßnahmen sollte sich prinzipiell ein leicht dämpfender Effekt einstellen, eine Kehrtwende am deutschen Jobmarkt lässt sich hieraus jedoch nicht ableiten.
Viele Indikatoren unterstreichen die gute Verfassung des deutschen Arbeitsmarkts und deuten eine Fortsetzung des positiven Trends an. So hat sich die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften ausgehend von einem sehr hohen Niveau nochmals gesteigert. Dies belegt auch der Stellenindex BA-X der Agentur, der im Juli um drei Punkte auf einen Rekordwert von 238 Punkten stieg, im Vorjahresvergleich bedeutet dies einen Anstieg um 21 Zähler. Die Zahl der offenen Stellen erreicht mit gut 750.000 ebenfalls einen Rekordwert im wiedervereinigten Deutschland. In die gleiche Richtung hatte bereits das ifo-Beschäftigungsbarometer gewiesen, das im Juli auf 112,1 Punkte und damit den höchsten Wert seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2002 geklettert war.
Hintergrund der guten Arbeitsmarktzahlen ist natürlich die hohe konjunkturelle Dynamik. Im ersten Halbjahr hat sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland und der Eurozone noch einmal beschleunigt. In Deutschland dürfte nach einem guten Start ins Jahr 2017 auch das zweite Quartal sehr dynamisch verlaufen sein. Insbesondere die Industrieproduktion und der Export zogen an, zudem belegen kräftige Umsatzsteigerungen im Einzelhandel einen kräftigen Wachstumsbeitrag vom privaten Konsum. Der wohl wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Volkswirtschaft, der ifo-Geschäftsklimaindex, weist im Juli eine geradezu euphorische Unternehmensstimmung aus. Hieran haben bislang zumindest weder der feste Euro, der Brexit, Donald Trump noch die Dieselaffäre etwas ändern können.
Fazit: Der deutsche Arbeitsmarkt hat auch im Juli seinen Aufwärtstrend fortgesetzt. Zwar waren mit 2,518 Mio. Personen 45.000 mehr als arbeitslos registriert als im Vormonat, dies geht jedoch auf den üblichen Juli-Effekt zurück. Die euphorische Unternehmensstimmung treibt die Arbeitskräftenachfrage weiter an und sollte auch perspektivisch die positive Beschäftigungsentwicklung stützen. Die deutsche Konjunktur brummt und nährt sich über kräftige Beschäftigungszuwächse ein stückweit selbst. Allerdings sollte bei aller Freude allen bewusst sein, dass auch der längste Aufschwung irgendwann mal an Kraft verliert.