DAX: 12.000 Punkte - Trump-Rally wird zum Risiko - Nord LB Kolumne
Im frühen Handel ist der DAX heute über die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten gesprungen. Im Fahrwasser der sich weiterhin auf Rekordjagd befindenden US-Leitindizes kann damit auch der deutsche Aktienmarkt recht nachhaltig von der Trump-Rally profitieren; Optimismus scheint damit im Segment der Dividendenpapiere weiterhin Trumpf zu sein. Im vergangenen Jahr hat unserer Auffassung nach vor allem das niedrige Zinsniveau – und die damit einhergehende mangelnde Attraktivität der Asset-Klasse Renten – für Käufe an den internationalen Aktienmärkten gesorgt. Derzeit scheint nun insbesondere ein sehr ausgeprägter Konjunkturoptimismus beim Blick auf die US-Ökonomie Anleger verstärkt zu Dividendenpapieren greifen zu lassen. Diese am Aktienmarkt inzwischen vorherrschende positive Sichtweise der Wirtschaftslage in den USA ist sicherlich nachvollziehbar. Mittlerweile besteht aber zunehmend die Gefahr, dass am Markt an dieser Stelle bereits ein zu großer Optimismus vorherrschen könnte.
Natürlich werden die Steuerpläne der neuen Regierung in Washington gewisse Wachstumsimpulse auslösen, was sicherlich ein positives Umfeld für die Dividendenpapiere schafft. Vor allem die Regelungen, welche eine verstärkte Repatriierung der von US-Firmen im Ausland geparkten Gewinne attraktiver machen sollen, sind ein zentraler stützender Faktor für den Aktienmarkt. Der Zufluss dieser Mittel sollte den US-Unternehmen vermehrte Aktienrückkäufe, zusätzliche Dividendenzahlungen und die Realisierung von weiteren Investitionsprojekten mit einem positiven Net Present Value ermöglichen. Vor allem der letztere Verwendungsweg von geparkten Gewinnen dürfte für Optimismus sorgen, da entsprechende Projekte nicht nur eine mikroökonomische Relevanz haben und den Wert der Firmen erhöhen; auch die wachstumssteigernden makroökonomischen Effekte zusätzlicher Investitionen sind in der Tat sehr hilfreich für die Dividendenpapiere.
Die positive Kursentwicklung am Aktienmarkt wird nun aber zunehmend zu einem Problem. Der Markt blendet durchaus bestehende Risiken nämlich immer stärker aus. Es ist zwar wahrscheinlich, dass der Kongress die Steuerpläne der neuen Regierung durchwinken wird, die dadurch drohenden Belastungen für die Staatsfinanzen der USA dürften dann allerdings vor allem im Senat auch bei den „Parteifreunden“ Donald Trumps zu größerem Widerstand hinsichtlich der Umsetzung von teuren Infrastrukturprogrammen führen. Die positiven Effekte der Fiskalpolitik der neuen Regierung dürfen also nicht überschätzt werden. Zudem sollte die US-Geldpolitik im Auge behalten werden. Die sich abzeichnenden personellen Veränderungen im FOMC sprechen momentan eher für perspektivisch etwas schneller steigende Leitzinsen in den USA, was Belastungen für die Börsen auslösen mag. Zudem sind insbesondere die US-Dividendenpapiere nicht mehr günstig bewertet. Das KGV des S&P 500 liegt auf Basis der Konsensgewinnschätzung für das Jahr 2017 bereits bei über 18!
Der DAX profitiert aktuell von der guten Stimmung an den US-Börsen. Der deutsche Leitindex konnte heute entsprechend die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten überbieten. Natürlich gibt es Gründe für diese Kursbewegung – zu verweisen ist in diesem Kontext vor allem auf die gut laufende US-Wirtschaft. Allerdings werden bestehende Risiken von den Marktteilnehmern momentan weitgehend ausgeblendet. Beispielsweise könnten die „großartigen“ Steuerpläne der neuen US-Regierung zu einem regelrechten Rohrkrepierer werden, was nachhaltigen Druck auf die Kurse der Dividendenpapiere auslösen würde. Im Rahmen eines aktiven Risikomanagements sollten Anleger sich der steigenden Gefahren eines möglichen Rückschlags bewusst sein.