Die US-Notenbanker sind auf Leitzinsanhebungskurs - National-Bank Kolumne
Theresa May hat gestern ihre bereits bekannten Aussagen zusammengefasst: Es wurde offensichtlich, dass UK auf einen Hard Brexit zusteuert und damit komplett aus der EU ausscheiden und den Zugang zum Binnenmarkt aufgeben wird. Neu war jedoch, dass das britische Parlament über das Verhandlungsergebnis abstimmen wird. Zugleich stellte die britische Premierministerin in Aussicht, dass sie sich um ein Freihandelsabkommen mit der EU bemühen werde. Das beruhigte die Investoren ein wenig, was insbesondere an der Entwicklung des GBP abzulesen ist. Austritt aus der EU gepaart mit einem geplanten Abschluss eines Freihandelsabkommens klingt ein wenig nach der Quadratur des Kreises oder dem Versuch, Cherry Picking zu betreiben. Es steht zwar die Drohung von britischer Seite ins Haus, mit sehr niedrigen Steuersätzen Unternehmen für eine Ansiedlung gewinnen zu wollen. Doch ob das ausreichen wird, um mit der EU einen für beide Seiten guten Deal aushandeln zu können, ist zu bezweifeln. Schließlich muss die Mitgliedschaft in der EU oder als assoziiertes Mitglied erhebliche Vorteile gegenüber einem wie auch immer gearteten Freihandelsabkommen aufweisen. Ansonsten werden auch andere noch EU-Länder den britischen Weg beschreiten wollen. Immerhin haben die Investoren nun Klarheit, in welche Richtung die Reise der Briten gehen wird. Daher dürfte an der Auslösung der Austrittsverhandlungen gemäß Artikel 50 des EU-Vertrages Ende März kein Zweifel mehr bestehen.
Neben der Rede von Theresa May äußerten sich gestern zahlreiche US-Notenbanker. Selbst erklärte Fed-Tauben machten ungewöhnlich deutlich klar, dass die Leitzinsen in den USA im laufenden Jahr erhöht werden. Der Umfang der Leitzinserhöhungen hängt jedoch nicht zuletzt von den geplanten Maßnahmen der neuen US-Administration ab. Die Investoren täten aber gut daran, die Entschlossenheit der US-Notenbanker einzupreisen und sich auf eher drei als zwei Zinserhöhungen einzustellen. Das Beige Book, das heute Abend veröffentlicht wird, dürfte Hinweise auf eine angespannte Situation auf dem US-Arbeitsmarkt liefern. Daneben sind die US-Verbraucherpreise zu beachten. Sollten die Jahresraten, wie es erwartet wird, über die Marke von 2% anziehen, so gäbe es zusätzliche Argumente für die Fed, die Leitzinsen alsbald zu erhöhen. Zusätzlich werden mit den Daten zur Industrieproduktion sowie zur Kapazitätsauslastung weiteren Informationen aus dem verarbeitenden Gewerbe veröffentlicht, die durchaus ermutigend ausfallen können. Von den europäischen Preisdaten dürften dagegen keine Impulse ausgehen.
Der Bund Future dürften mit leichten Kursverlusten in den Tag starten. Im weiteren Tagesverlauf sollte sich der Bund Future zwischen 163,30 und 164,60 bewegen. Da Italien gestern die Platzierung einer neuen 15jähri-gen Staatsanleihe mandatiert hat, dürfte sie heute in der Platzierung gehen. Sie dürfte mit Renditezugeständnissen wegen der ungelösten Bankenproblematik sowie nicht abzusehender Strukturreformen platziert werden. Die Renditen der 10jährigen US-Treasuries sollten zwischen 2,29 und 2,43% schwanken.