China CPI/PPI: Produzentenpreise weiter im Aufwind - Nord LB Kolumne
Heute früh hat das National Bureau of Statistics in Peking aktuelle Zahlen zur Preisentwicklung im Reich der Mitte vorgelegt – Berichtsmonat ist der November. Nachdem bereits im Vormonat Oktober vor allem der Preisanstieg auf Erzeugerseite überraschend deutlich ausfiel, wurde heute sogar ein noch stärkerer Zuwachs des Produzentenpreisindexes (PPI) gemeldet: Mit +3,3% Y/Y steht der größte Anstieg seit fünf Jahren zu Buche. Die Inflationsrate zog im November um 2,3% gegenüber dem Vorjahreswert an, so dass der Zuwachs der Verbraucherpreise erstmals seit dem Jahr 2011 zurückhaltender ausfällt, als der der Produzentenpreise. Insbesondere in Bezug auf den PPI-Zuwachs ist daher von einer Überraschung zu sprechen, obwohl einige der wesentlichen Treiber im Nachgang schnell identifiziert sind. So kamen die Impulse unter anderem aus Richtung gestiegener Rohstoffpreise sowie einer über den schwächeren RMB importierten Teuerungsrate. Nicht außer Acht lassen würden wir an dieser Stelle außerdem Pekings Kampf gegen die umfangreichen Überkapazitäten in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.
Noch würden wir den ausgeprägten Anstieg bei den Erzeugerpreisen als insgesamt erfreuliche Entwicklung einstufen. Schließlich können die gestiegenen Preise den Produzenten zu höheren Einnahmen verhelfen – zumindest so lange die Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben werden. Am aktuellen Rand ist noch von nennenswerten Preisüberwälzungsspielräumen auszugehen, so dass die derzeitige Tendenz den zum Teil erheblich schuldengeplagten chinesischen Unternehmen durchaus unter die Arme greifen kann. Außerdem verringern steigende Produzentenpreise den realen Kreditzins, was einige Betriebe im Reich der Mitte als Anreiz für neue Investitionen dienen könnte. Die Kehrseite wäre allerdings ein weiterer Anstieg der Verschuldung im Corporate Segment.
Die Teuerungsrate auf Seiten der Verbraucherpreise wurde auch im Berichtsmonat November maßgeblich durch die Entwicklung bei den Nahrungsmittelpreisen getrieben (+4,0% Y/Y). Aufgrund von Basispreiseffekten könnte die streckenweise durch signifikante Saisonmuster gekennzeichnete Zuwachsrate bei den Lebensmitteln zu Beginn des Jahres 2017 Auslöser für einen dezenteren Preisauftrieb bei den Konsumentenpreisen sein. Sofern die Produzentenpreise weiter anziehen, könnten es dann aber mittel- bis langfristig zu einem deutlicher steigenden Verbraucherpreisindex kommen. Sollte diese Entwicklung eine übermäßig ausgeprägte Dynamik annehmen, würden insbesondere die privaten Haushalte im Reich der Mitte die Last zu tragen haben – nicht zuletzt aufgrund negativer Realzinsen für viele Privatanleger.
Wir gehen zwar weiterhin davon aus, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger auf Sicht der kommenden Wochen und Monate keine überhasteten Schritte einleiten, die Wahrscheinlichkeit, dass die People’s Bank of China (PBOC) als eine der wenigen Zentralbanken der größeren Volkswirtschaften der Federal Reserve nacheifert hat sich nach den heutigen Zahlen aber zumindest erhöht. Die Tür für expansive Maßnahmen seitens der geldpolitischen Entscheidungsträger hat sich entsprechend ein wenig weiter geschlossen.
Fazit: Bei den heute früh aus Peking gemeldeten Zahlen zur Preisentwicklung überraschten insbesondere die Produzentenpreise. Der Zuwachs von 3,3% Y/Y im Berichtsmonat November ist nicht zuletzt auf gestiegene Rohstoffpreise und einen schwächeren RMB zurückzuführen. Der PPI-Anstieg kann vor allem für den schuldengeplagten Unternehmenssektor entlastend wirken. Bei einer Verschärfung des Trends – auch auf Seiten der Konsumentenpreise – könnten sich aber auch Belastungstendenzen auf der Verbraucherseite ergeben. In Peking dürfte nun intensiver über mögliche Zinsanstiege nachgedacht werden.