Commerzbank: Kreditvergabe an Private zieht im Euroraum weiter an
Die EZB versucht, mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik und speziell durch die auf Kreditvergabe ausgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäfte, Banken zu einer vermehrten Kreditvergabe zu bewegen. Dass sie hier zunehmend Erfolg hat, zeigen die soliden Wachstumsraten der Geldmenge sowie der Kreditvergabe an private Haushalte und an nicht staatliche Unternehmen. Die auf das Jahr hochrechnete Rate betrug im Oktober 2% und damit leicht mehr als im September mit 1,9%. Draghi wies auf einer Rede vor dem europäischen Parlament hin, dass die EZB somit einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leiste. Er forderte aber auch von der Politik entsprechende Maßnahmen.
Zinsen und Anleihen
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen (Nov.), 11 Uhr
Deutschland: Verbraucherpreise, vorläu. (Nov.), 14 Uhr
USA: BIP 3. Quartal (2. Schätzung), 14:30 Uhr
USA: CaseShiller Hauspreise (Nov.), 15 Uhr
USA: Verbrauchervertr., Confer. Board (Nov.), 16 Uhr
Der Wochenstart am Rentenmarkt fiel gemischt aus: Während Bundesanleihen Kursgewinne einfuhren, kamen Werte aus Europas Süden unter Druck. Deutsche Staatstitel profitieren aktuell in mehrfacher Hinsicht. Bei kurzen Laufzeiten gelten sie traditionell als die liquideste Sicherheit im Euroraum, was besonders am Monatsultimo für viele Markteilnehmer wichtig wird, wenn sie Sicherheiten hinterlegen müssen. In letzter Zeit hat sich aber selbst bei Bundesanleihen das Material dermaßen verknappt, dass die Kurse regelrecht in die Höhe schossen. So sank dementsprechend gestern die zweijährige Rendite auf das Rekordtief von -0,78%. Längere Laufzeiten von Bundesanleihen sind wegen der wachsenden Unsicherheit – bedingt in erster Linie durch das Referendum in Italien am kommenden Sonntag – gefragt. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen fiel zeitweise auf 0,18%. Dagegen vergrößerte sich der Risikoaufschlag zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen auf mehr als 190 Basispunkte. So hoch war der Abstand zuletzt Anfang 2014. Relativ stabil halten sich aktuell noch die Kurse italienischer Bankenanleihen, was aber weniger an guter Nachfrage als am mangelnden Umsatz liegt. Das Wachstum der Geldmenge hat sich in der Eurozone weiter verlangsamt. Die Geldmenge M3 wuchs im Oktober nur noch um 4,4% zum Vorjahresmonat, das ist der niedrigste Wert seit März 2015. Erfreulich war der Anstieg der Kreditvergabe im gemeinsamen Währungsraum. Im Jahresvergleich wurden an private Haushalte 1,8% mehr Kredite vergeben, bei den Unternehmen war der Zuwachs mit 2,1% sogar noch größer (siehe „Im Blickpunkt“).
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Auch die Kehrtwende, die die Ölpreise im Tagesverlauf hinlegten, konnte den europäischen Aktienbörsen keinen Impuls verleihen. Im Vorfeld des nahenden Verfassungsreferendums in Italien stieg die Nervosität an den Aktienmärkten zum Wochenbeginn deutlich an und sorgte während des gesamten Handelsverlaufs für Kursabschläge. Besonders getroffen zeigten sich von den zunehmenden Sorgen, die sich auch auf das marode italienische Bankensystem bezogen, alle europäischen Kreditinstitute. So standen im deutschen Leitindex Dax 30 die Titel der Commerzbank (-3,1%) und der Deutschen Bank (-2,5%) an Ende der Kursliste. Schwächer tendierten nach Ankündigung der Fortsetzung der Streikmaßnahmen auch die Aktien der Deutschen Lufthansa (-2,2%). Einzige Gewinner im Index waren Vonovia (+0,7%) und E.ON (+0,2%). Im EUROSTOXX 50 waren somit Banken im allgemein negativen Trend die schwächste Branche. Besonders unter Druck gerieten dabei Intesa SanPaolo (-3,2%) und BNP Paribas (-2,6%). Den besten Eindruck hinterließen noch die Versorger, die unverändert schlossen. An der Wall Street ließen es die Anleger nach dem feiertagsbedingt eingeschränkten Handel der Vortage deutlich ruhiger als in den Vorwochen angehen. Auch hier entwickelten sich vor allem Finanzen (-1,4%) schwächer, Energietitel (-1,3%) litten unter zunehmenden Zweifeln an der Einhaltung der beschlossenen Fördergrenzen und somit nachgebenden Ölpreisen. Positiv präsentierten sich auch hier die eher defensiven Sektoren Versorger (+2%) und Telekommunikation (+0,8%). Angesichts ausbleibender Impulse von Makro- und Unternehmensseite bestimmten vor allem Analystenkommentare die Kursentwicklung bei Einzeltiteln. So sorgte ein negativer Kommentar für Kursverluste bei Eli Lilly (-2,8%). Die asiatischen Aktienmärkte zeigen sich heute Morgen nur wenig verändert. Europas Börsen dürften etwas leichter eröffnen.