Commerzbank: Brexit, Sommerloch oder Normalisierung?
Das Ifo-Gschäftsklima erlitt im August einen ordentlichen Dämpfer und sank von 108,3 auf 106,2 Punkte. Der Rückgang speiste sich zu gleichen Teilen aus einer verhalteneren Lagebewertung und gedämpften Erwartungen. Wir wären vorsichtig, dies auf die britische Brexit-Entscheidung zurückzuführen, denn der unlängst bekanntgegebene PMI-Index hatte sich recht gut gehalten. Oder ist es nur ein Sommerloch? Unsere Lesart ist: Nach dem starken ersten Halbjahr schaltet die deutsche Konjunktur einen Gang zurück. Das Wachstumstempo des realen BIP halbiert sich laut unserer Prognose in der zweiten Jahreshälfte, was fürs Gesamtjahr ein reales Plus von 1,8% bedeutet. Das Ifo-Geschäftsklima kündigt diese Normalisierung an.
Zinsen und Anleihen
Japan: Verbraucherpreise (Aug.), 1:30 Uhr
Deutschland: GfK-Verbrauchervertr. (Sep.), 08:00 Uhr
Euroraum: M3-Geldmenge/Kredite (Jul.), 10:00 Uhr
USA: BIP-Wachstum Revision (2. Quartal), 14:30 Uhr
Gestern war in erster Linie weiteres Abwarten auf das dann am Abend eröffnete Notenbank-Symposium in Jackson Hole angesagt. Im Fokus der Tagung steht die heutige Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen, von der sich die Marktteilnehmer weitere Signale für die US-Geldpolitik erhoffen. Keine Auswirkungen hatte gestern der unerwartet starke Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland (siehe Im Blickpunkt), der im August von 108,3 auf 106,2 Punkte fiel. Am Nachmittag trübte sich die Stimmung an den Rentenmärkten etwas ein. Die Präsidentin der US-Notenbank Kansas, Esther George, betonte dass es angemessen sei, mit der Fortsetzung der Normalisierung der Zinsen zu beginnen. Sie betonte aber auch, dass sie nicht der Meinung sei, dass die US-Wirtschaft abgekühlt werden müsse. George ist Gastgeberin der Notenbankkonferenz in Jackson Hole. Auch die US-Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter trugen zur Stimmungseintrübung bei, denn sie fielen im Juli mit einem Anstieg um 4,4% M/M unerwartet kräftig aus. Die Marktteilnehmer hatten nur mit einem Anstieg von 3,4% M/M gerechnet, der Rückgang im Vormonat wurde von -3,9% auf -4,2% M/M nach unten korrigiert. Die starke Zunahme fußt vor allem auf der kräftigen Erholung im Transportsektor (+10,5% M/M): vor allem die Aufträge für Flugzeuge nahmen stark zu. Aber auch ohne die volatilen Komponenten der Transportgüter war der Anstieg mit 1,5% M/M überraschend kräftig; hier rechnete man lediglich mit +0,4% M/M. Die Zunahme war breit gestreut bis hin zu einer andauernden Erholung bei der Erdöl und Erdgasexploration. Die Daten zeigen, dass nach dem starken Rückgang der Investitionen im 2. Quartal um 3,5% Q/Q (annualisiert) in den USA eine Erholung eingesetzt hat.
Aktien
Keine relevanten Unternehmensmeldungen
Die europäischen Aktienmärkte schwenkten gestern wieder in ihren kurzfristigen Abwärtstrend ein. Allerdings schlossen die Indizes über den Tagestiefs und konnten damit die aktuelle technische Unterstützungszone verteidigen. Nachdem es bereits zum Handelsbeginn abwärts ging, verstärkte sich der Abwärtsdruck nach den überraschend schwachen ifo-Geschäftsklimadaten. Doch war der Handel ohnehin von Zurückhaltung vor dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, und hier insbesondere dem Warten auf die heutige Rede der Fed-Chefin Yellen, geprägt. Auf Branchenseite (Stoxx) ging es für zyklische Sektoren wie z.B. Autos (-1,5%) am stärksten abwärts. Die politische Diskussion über Medikamentenpreise in den USA ging auch am europäischen Healthcaresektor (-1,5%) nicht spurlos vorbei. Bei den Einzelwerten sorgte zusätzlich noch die Berichtssaison für Bewegung. So konnte der Schweizerische Telekommunikationswert Sunrise (+8,2%) genauso von guten Quartalszahlen profitieren wie Ahold Delhaize (+0,6%). Unterdurchschnittliche Umsätze vor der Yellen Rede am Freitag gab es auch an den US-Märkten. Dabei lag die Schwankungsbreite absolut gesehen zwar nur bei 0,4%-Punkten; es ging aber dennoch ständig zwischen Plus und Minus hin und her. Am Ende schlossen die Indizes leicht im Minus. Grundstoffwerte konnten – angeführt von Papierwerten (+3,2%) – am stärksten zulegen, aber auch Telekoms (+0,4%) und Finanzwerte (+0,3%), die von Spekulationen über höhere Leitzinsen profitierten, konnten überdurchschnittlich zulegen. Healthcare (-0,8%) war der klare Verlierer. Bei den Einzelwerten fielen Tiffany (+6,4%) und Guess (+22,2%) nach Zahlen positiv auf. In Asien präsentieren sich die Märkte heute Morgen uneinheitlich. Während es in China aufwärts geht, verzeichnet der japanische Markt klare Verluste. Schwache Verbraucherpreise und der steigende Yen drücken auf die Stimmung.