Nord LB – Deutscher Arbeitsmarkt: Niedrigste Arbeitslosenzahl seit Wiedervereinigung
Die heute von der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitsmarktzahlen für den Monat Mai sind erneut besser als erwartet ausgefallen. Unter Ausschaltung saisonaler Einflüsse hat sich die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen deutlich um 11.000 und damit doppelt so stark wie erwartet reduziert. Die saisonbereinigte Quote verringerte sich ebenfalls auf nur noch 6,1%. Damit setzt sich die Erfolgsgeschichte des deutschen Arbeitsmarktes fort.
Die in Teilen der Öffentlichkeit stärker im Fokus stehenden nicht-saisonbereinigten Daten überzeugen ebenfalls. Die Arbeitslosenzahl verringerte sich gegenüber dem Vormonat um fast 80.000, was in etwa der üblichen Frühjahrsbelebung in einem Mai entspricht. Dies ist insofern aber bemerkenswert, da im diesjährigen, sehr milden Winter deutlich weniger witterungsbedingte Entlassungen zu verzeichnen waren.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich parallel sogar noch einmal erhöht, die Zahl der offenen Stellen kletterte auf rund 655.000. Dies korrespondiert mit den anhaltend positiven Signalen vom ifo-Beschäftigungsbarometer. Die zuletzt gemeldeten Zahlen hatten hier ebenfalls auf eine anhaltend hohe Einstellungsbereitschaft der deutschen Unternehmen hingewiesen. Damit bleibt der deutsche Arbeitsmarkt in einer äußerst robusten Verfassung und nähert sich langsam aber stetig der ökonomischen Definition von Vollbeschäftigung.
Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts in den vergangenen Monaten folgt auf eine Wachstumsbeschleunigung in den ersten Monaten des laufenden Jahres. Vor allem die Binnenwirtschaft ist und bleibt Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wozu nicht zuletzt steigende Beschäftigung und Reallohnzuwächse ihren entscheidenden Beitrag leisten. Das ifo-Geschäftsklima hatte jüngst ebenfalls signalisiert, dass im zweiten Halbjahr mit einer Fortsetzung des soliden Wachstums gerechnet werden kann.
Der nähere Ausblick für den deutschen Arbeitsmarkt bleibt positiv. Allerdings sind hierbei zwei Unwägbarkeiten zu berücksichtigen. Das bevorstehende Votum über einen möglichen „Brexit“ bleibt ein großer Risikofaktor, zumal jüngste Umfragen ein Aufholen der Brexit-Befürworter signalisieren. Zudem bleibt noch abzuwarten, wie gut der deutsche Arbeitsmarkt Hunderttausende zusätzliche Arbeitskräfte, die sukzessive auf den Arbeitsmarkt drängen werden, aufnehmen kann. Zumindest zu Beginn dürfte es nicht unerhebliche Matchingprobleme zwischen Qualifikation der Flüchtlinge und Stellenanforderungen geben. Insofern bleibt eine erfolgreiche Qualifizierung und Integration der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt die Schlüsselherausforderung für die kommenden Monate und Jahre.
Fazit: Der Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit für den Monat Mai war wie schon im Vormonat eine positive Überraschung. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 11.000 gegenüber dem Vormonat verringert. Damit liegt die Zahl der Arbeitslosen auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Der Begriff der Vollbeschäftigung schien eigentlich schon aus dem Vokabular deutscher Ökonomen gestrichen. Langsam aber stetig nähern wir uns aber diesem Zustand. Allen Risikofaktoren zum Trotz bleibt der deutsche Arbeitsmarkt sehr solide und scheint gewappnet für die sukzessive Aufnahme von einer Vielzahl von Flüchtlingen. Die Integration Hunderttausender in den Arbeitsmarkt ist die Schlüsselherausforderung der nächsten Jahre.