Commerzbank: In Deutschland steigt die Inflation im Mai wieder leicht
Die Inflation hat sich in Deutschland wieder leicht erhöht. Im Mai lag die Inflationsrate im Jahresvergleich wie erwartet bei 0,1%, nachdem im April noch ein Rückgang von 0,1% gemessen worden war. Schaut man in die Einzelkomponenten, so fällt auf, dass sich der Rückgang der Energiepreise weiter abschwächt. Die Nahrungsmittelpreise stagnierten, hingegen legten Dienstleistungen kräftig zu. Der für die Geldpolitik der EZB maßgebliche Harmonisierte Preisindex wies im Mai eine Stagnation der deutschen Preise aus (J/J), die Teuerungsrate im Euroraum dürfte eher schwach bleiben. Die Verbraucherpreise für den Euroraum werden heute veröffentlicht. Wir rechnen mit einem leichten Rückgang von -0,1% im Jahresvergleich.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Arbeitslosenzahl (Mai), 9:55 Uhr
Euroraum: Verbraucherpreise (Mai), 11:00 Uhr
USA: Ausgaben der priv. Haushalte (April), 14:30 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Mai), 16:00 Uhr
In Deutschland haben höhere Energiepreise im Mai zu einem Anstieg der Inflation geführt: Zum Vormonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,3%. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Preisniveau nur minimal (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Europäische Zentralbank sieht es als ihre Pflicht, die Inflation auf annähernd 2% anzuheben – denn wenn die Inflationserwartungen niedrig sind, dann sind im Gegenzug die erwarteten Realzinsen hoch und dies würde die Investition belasten. Es bleiben aber Zweifel, ob in den Unternehmen Investitionsentscheidungen wirklich auf Basis der gesamtwirtschaftlichen Realzinsen getroffen werden. Wichtiger erscheint die Rolle der Warenpreise als Puffer zwischen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und der Produktion. Übersteigt die Produktion die Nachfrage, so entsteht ein Abwärtsdruck auf die Preise (nicht nur bei Milch). D.h. die in den meisten Ländern des Euroraums noch geringere Inflation als in Deutschland spiegelt ein zu geringes Nachfragewachstum wider. Die Lücke zwischen Produktion und Nachfrage könnte sogar noch größer sein, wenn die gesamtwirtschaftliche Produktivität stärker steigen würde. Hier zu hat die OECD vor ein paar Tagen neue Daten veröffentlicht: Vor der Finanzkrise lag in Deutschland das jährliche Wachstum der Produktivität (Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde) bei gut 1,5% – seit der Krise ist es auf 0,5% gefallen. Da sich das Produktivitätswachstum gewöhnlich pro-zyklisch verhält, dürfte wiederum die zu geringe Nachfrage das Produktivitätswachstum zumindest dämpfen. Zudem sind aber parallel zum Produktivitätswachstum auch die Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien zurückgegangen, speziell in Deutschland – schreibt die OECD.
Aktien
Volkswagen, Ergebnis Q1
An den europäischen Aktienmärkten setzte sich nach einem verhaltenen Beginn doch noch eine positive Tendenz durch. Dabei mussten insbesondere die Äußerungen der Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, verarbeitet werden. Da nun doch eine Anhebung der US-Leitzinsen auf einer der kommenden Sitzungen (Juni/Juli) nicht mehr so unwahrscheinlich ist wie von den meisten Investoren zuvor angenommen, war die Hauptfrage, was dies für die Aktienmärkte bedeutet. Wie so oft in den vergangenen Wochen gab es hier zunächst keine klare Tendenz. Erschwerend kam hinzu, dass der britische und der US-Aktienmarkt feiertagsbedingt geschlossen hatten. So fielen die Umsätze entsprechend dünn aus und erreichten lediglich rd. 40% des sonst üblichen Niveaus. Deshalb lassen sich aus dem gestrigen Tag auch keine echten Rückschlüsse ziehen, wie der Aktienmarkt im Falle einer US-Leitzinsanhebung bereits im Juni reagieren würde. Unser Eindruck ist, dass die negativen Folgen überschaubar sein dürften, da die soliden Makrodaten die ärgsten Ängste vor negativen Auswirkungen auf die Konjunktur in Grenzen halten sollten. Viel wichtiger wird das weitere Vorgehen der Fed sein. Sollte der Markt den Eindruck bekommen, dass zügig weitere Zinsschritte anstehen, dürfte das die Indizes deutlicher belasten. Gestern führten die Autos (+1%) die Performancerangliste klar vor dem Chemiesektor (+0,4%, dank einer Erholung des Schwergewichtes Bayer (+1,3%)) an. An den asiatischen Börsen dominieren heute Morgen die Pluszeichen. Das deutlichste Kursplus bei sehr hohen Umsätzen verzeichnen die chinesischen Festlandindizes. Eine Brokerstudie sieht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für die Aufnahme von auf dem Festland notierten Aktien in die globalen MSCI-Benchmark-Indizes. Ein kurzzeitiger Einbruch (Flash-Crash) des Futures-Kontraktes auf den CSI300 um rd. 10% hatte keinen größeren Einfluss auf die Aktienindizes.