Nord LB – Deutsche Industrieproduktion: Drama, Baby
Die deutsche Industrieproduktion hat sich im Dezember mit -1,2% überraschend schwach entwickelt. Die Hersteller lieferten damit den zweiten Monat in Folge ein negatives Vorzeichen ab. Die ebenfalls heute veröffentlichten – wenig berauschenden – Außenhandelszahlen passen ins negative Bild: Die Exporte lagen mit saisonal bereinigt 1,6% M/M deutlich unter den Erwartungen.
Die bereits am Freitag publizierte Auftragslage der Industrieunternehmen war ein Indiz für die Entschleunigung bei den Produzenten. Um 0,7% fiel diese im Dezember schlechter aus als noch im Vorjahr. Dass die Produktion derart deutlich in den roten Bereich rutscht war damit aber noch nicht abzusehen. Die Zahl schwankt eigentlich weniger stark als die Auftragslage, womit die aktuelle Zahl schon als Ausrufezeichen zu sehen ist.
Nach dem gestrigen Sell-Off im Dax dürften die Zahlen der deutschen Industrieproduktion und des Außenhandels nicht wirklich als Stimmungsheber wirken. Die Risikoaversion ist zurück auf der Agenda. Davon profitieren am aktuellen Rand am ehesten die Bundesanleihen. Die 10-jährigen Staatsanleihen rentieren nur noch knapp oberhalb der 0,20% Marke. Der Euro wertete im Umfeld der Veröffentlichung leicht ab.
Niedrige Rohstoffpreise, hohe Beschäftigung und Reallohnanstiege sollten eigentlich auch die Produktion in Deutschland stärken. Zudem ist der Dezember relativ warm gewesen, dies müsste eigentlich auch ein eher positiver Faktor sein. Die Nachfrage aus dem Ausland stellt eine deutliche Belastung dar. Dies zeigt die Entwicklung der Exporte. Dass sich die Auftragslage aus dem Ausland im Dezember leicht verbessert hat, ist angesichts des Gesamt-Minus auch nicht wirklich beruhigend, ebenso wie der Rückgang des Ifo-Index im Januar. Der Jahresstart der deutschen Wirtschaft dürfte damit voraussichtlich misslingen.
Fazit: Die Entwicklung der deutschen Industrieproduktion kann man schon durchaus als dramatisch bezeichnen. Sogar die pessimistischste Analystenprognose wurde noch unterboten. Die heute ebenfalls veröffentlichten Außenhandelszahlen deuten an, woher der Wind weht: Das Ausland fragt weniger deutsche Produkte nach. Die vergangenen Freitag veröffentlichten Auftragseingänge für Dezember, sowie der schon zwei Monate rückläufige Ifo-Index zeichnen ein weniger optimistisches Bild für den Jahresstart. Angesichts der momentan hohen Risikoaversion stellen beide Zahlen erneut eine Belastung dar.