Rena Lange: Expansion nach Asien - „China ist ein hoch attraktiver Markt”
Noch bis zum 11. Dezember kann eine Anleihe von Rena Lange gezeichnet werden. 10 Millionen Euro will das Modeunternehmen einsammeln, 8,0 Prozent werden jährlich an Zinsen ausgeschüttet. Die Laufzeit der Anleihe beträgt vier Jahre. Geschäftsführer Siegmund Rudigier erläutert im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de, was mit dem frischen Geld geschehen soll. Los Angeles, Paris, Mailand und New York genießen dabei seine besondere Aufmerksamkeit. Rudigier erklärt in dem Interview, warum er die Modegesellschaft St. Emile als optimale Ergänzung zu Rena Lange sieht. Auch zu den Themen Luxus und China nimmt Siegmund Rudigier ausführlich Stellung.
www.4investors.de: Was ist die Zielgruppe für das Modeunternehmen Rena Lange?
Rudigier: Rena Lange steht seit der Gründung 1916 für luxuriöse Damen-Oberbekleidung. Wir haben eine sehr klassische Kundin zwischen 40 bis 60 Jahren, für die Luxus und absolute Qualität oberste Priorität haben. Der Modegeschmack ist sehr ausgeprägt, aber klassisch. Deshalb haben wir auch kein großes Moderisiko und eine Retouren-Quote von fast Null. Damit machen wir seit Jahren rund 25 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und sind rentabel.
www.4investors.de: Was unterscheidet ihre Mode von der Mode von Dior oder Chanel?
Rudigier: Unsere Peer Group ist Chanel und Dior. Preislich sind wir knapp unter Chanel und Dior angesiedelt, aber nicht so weit weg. Unsere Preislage ist sehr hoch.
Rena Lange ist die einzige Couture Marke Deutschlands – also eine ganz besondere Marke. Und sie besitzt etwas, was ich immer mit einer eigenen DNA bezeichne. Bestes Beispiel dafür ist der Bubikragen, den so ziemlich jede Frau kennt und den Rena Lange kreiert hat. Also etwas ganz eigenes. Das unterscheidet uns natürlich auch.
www.4investors.de: Bisher fokussieren Sie sich auf Damenoberbekleidung. Künftig wollen Sie auch Accessoires in das Portfolio aufnehmen. Wie kommt es zu dieser Erweiterung?
Rudigier: Das ist richtig. In Zukunft kommen auch Accessoires dazu, die bis jetzt in unserem Sortiment noch nicht wirklich präsent waren. Im Frühjahr 2014 werden Ledertaschen, Lederaccessoires, Schuhe, Düfte und Schals von uns angeboten - also alles, was in diesem Luxussegment dazugehört. Das ist ein Wachstumsschritt, der auf der Hand liegt, denn andere Luxusmarken machen bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes mit Accessoires. Mit Blick auf die Umsätze anderer Luxusmarken ist das, was wir hier vorhaben, also keine neuartige, sondern eine sehr logische Entwicklung. Wir holen nach, was die Voreigentümer nicht gemacht haben. Das zeigt, wie viel Potenzial in Rena Lange schlummert.
www.4investors.de: Kann man in einem nächsten Schritt ihre Mode auch beim Kaufhof oder H+M erwerben, wie dies andere Modeunternehmen vorgemacht haben?
Rudigier: Nein absolut nicht, das würde gar nicht zur Marke Rena Lange passen. Wir werden mit dieser Marke immer nur in Luxuswarenhäusern zu finden sein. Das zeigt vielleicht auch sehr gut, dass wir eben kein Modeunternehmen im klassischen Sinne sind, sondern mit Luxus handeln. In einem hochpreisigen Markt mit starken Margen, der weltweit im letzten Jahr um 10 Prozent gewachsen ist.
www.4investors.de: Wo sind die Produktionsstätten ihrer Gesellschaft?
Rudigier: Wir produzieren ausschließlich in Europa und bis auf wenige Spezialitäten stammen auch alle Textilien von hier. Wir steuern die Produktion komplett über Rena Lange und prüfen alle Textilien vor Ort bei uns in München und schneiden auch hier zu. Wir haben damit den gesamten Herstellungsprozess in unserer Hand und arbeiten nur mit langjährigen, exzellenten Partnern. Damit sichern wir die allerhöchste Qualität.
www.4investors.de: Allgemein heißt es, dass im kommenden Jahr die Konjunktur wieder stärker in Schwung kommt. Das weckt die Kauflaune der Verbraucher. Welche Erwartungen haben Sie an 2014?
Rudigier: Wir haben einen sehr kleinen und ausgewählten Kundenkreis und sind damit deutlich weniger von der allgemeinen Konjunktur abhängig als ein klassisches Modeunternehmen. Generell entwickelt sich der Luxusmarkt - und nur der ist relevant für uns - seit Jahren weltweit mit zweistelligen Wachstumsraten.
www.4investors.de: Wie soll das frische Geld aus der Anleihe investiert werden?
Rudigier: Ausschließlich für Wachstum – es werden keinerlei Verbindlichkeiten zurückgezahlt oder ähnliches. Konkret werden wir unsere Kollektion modernisieren und wie gesagt um Accessoires erweitern. Darüber hinaus wollen wir unsere internationale Präsenz stärken. Einerseits werden wir in den Modemetropolen, in denen wir bisher noch nicht präsent sind, eigene Stores eröffnen (New York, Los Angeles, Paris, Mailand). Andererseits planen wir mit einem renommierten Partner den Eintritt in den äußerst lukrativen chinesischen Markt. Schließlich sind wir dabei, das an der Schnittstelle von Luxus- und Premiumsegment tätige und mit ähnlichen Produktgruppen agierende Modeunternehmen St. Emile zu übernehmen. Jeder dieser vier Bausteine unserer Wachstumsstrategie sollte mit einem Anleihevolumen von 10 Millionen Euro umzusetzen sein. Deshalb wollen wir bewusst nur diese Summe platzieren. Das Mindestvolumen von ca. 4 Millionen Euro haben wir ja bereits in der ersten Woche platziert.
www.4investors.de: Sie werden das Modeunternehmen St. Emile erwerben. Wie hoch ist der Kaufpreis und welche Synergien erwarten Sie durch die Akquisition?
Rudigier: Über den Kaufpreis haben wir Stillschweigen vereinbart. Aber ich sage es mal so: Es ist eine absolute Gelegenheit für uns – und das auch, weil St. Emile perfekt zu Rena Lange passt. St. Emile richtet sich an die Frau ab 30 mit gehobenem Einkommen und ist damit an der Grenze von Luxus- und Premiumsegment tätig. Der Umsatz von St. Emile liegt in einer ähnlichen Größenordnung wie bei Rena Lange und wir wollen vor allem Synergien in den Bereichen Einkauf, Vertrieb und Verwaltung heben. Andererseits ist es natürlich ebenso ein wesentliches Ziel, mit der exzellenten Modekompetenz von Rena Lange das Geschäft von St. Emile gezielt weiter auszubauen. So ist St. Emile mit seinem Preis- und Qualitätsniveau die optimale Ergänzung zu Rena Lange.
www.4investors.de: Bisher wird der Umsatz von Rena Lange vor allem in Europa, Amerika und Japan erwirtschaftet. Wie sieht es mit China aus? Welches Potenzial gibt es dort?
Rudigier: Gerade China ist ein hoch attraktiver Markt mit den weltweit größten jährlichen Wachstumsraten. In China werden heute bereits rund 25 Prozent der Umsätze im Luxussegment gemacht – mit steigender Tendenz. Dort müssen wir mit Rena Lange natürlich präsent sein. China ist aber auch ein Markt, in dem man sich auskennen sollte und deshalb werden wir den Markteintritt mit dem Kooperationspartner Ports 1961 vollziehen. Ports 1961 besitzt und führt bereits heute mehr als 80 Luxuswarenhäuser, die mit deutschen Luxuskaufhäusern wie dem KaDeWe vergleichbar sind. Ports 1961 kennt sich in diesem Markt also bestens aus und ist damit die optimale Plattform für unseren Markteintritt mit einem überschaubaren Risiko.
www.4investors.de: Sie zahlen die Zinsen nicht jährlich sondern vierteljährlich aus. Warum?
Rudigier: Das haben wir als zusätzlichen Anreiz gewählt. Der Anleger wird vier Mal im Jahr auf seinem Konto sehen, dass wir unsere Zinsen zahlen und kann beruhigter schlafen. Das halten wir gerade mit Blick auf ein manchmal nervöses Marktumfeld für einen sehr guten zusätzlichen Sicherheitsaspekt für den Anleger. Wichtig ist natürlich auch, dass aus unserem Kupon von 8 Prozent pro Jahr damit ein Effektivzins von über 8,2 Prozent wird.
www.4investors.de: Wer steht hinter der Gesellschaft Rena Lange?
Rudigier: Seit 1916 stand hinter Rena Lange ein Familienunternehmen. Und seit meine Frau Claudia und ich als Rudigier und Partner 2012 Rena Lange übernommen haben, steht wieder ein Familienunternehmen dahinter. Unser Horizont ist extrem langfristig und wir stehen operativ und strategisch in der Geschäftsführung. Wir tragen auch als Familie jegliche Risiken, jegliche Haftungen und jegliche Verantwortung. Das gilt für Rena Lange aber auch für zwei andere Unternehmen, die sich mit hochwertiger Mode beschäftigen und die wir schon vor längerer Zeit übernommen und weiter entwickelt haben.
www.4investors.de: Ist ein Börsengang von Rena Lange denkbar?
Rudigier: Man soll nichts im Leben ausschließen. Aber wir haben bei Rena Lange – und dann auch bei St. Emile - sehr viel zu tun und zu entwickeln. Darauf freuen wir uns und darauf konzentrieren wir uns jetzt.