Börse am Morgen, u.a. Tesla, Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien - Nord LB
Überraschung 1: Die Inflationsrate ist in Deutschland auch im März gesunken und nähert sich mit 2,2% Y/Y bzw. 2,3% (HVPI) dem Zielwert der EZB. Zwar haben die Dienstleistungspreise durch vor Ostern übliche Effekte nochmals Auftrieb erhalten, dies konnte jedoch durch rückläufige Energie- und Nahrungsmittelpreise überkompensiert werden. Die noch immer erhöhte Kernrate bleibt der einzige Wermutstropfen, aber auch sie sank trotz der Sondereffekte leicht auf 3,3% Y/Y. Passend zu Ostern haben die Statistiker mit den Märzzahlen zur Inflationsentwicklung ein weiteres Ei ins Nest der Tauben gelegt. Allenfalls Vorsichtsgründe sprechen für ein Abwarten neuer Lohndaten, eine erste Zinssenkung spätestens im Juni ist aber so gut wie ausgemacht.
Überraschung 2: Die US-Industrie ist im März einer Umfrage zufolge erstmals seit anderthalb Jahren wieder gewachsen. Der Einkaufsmanagerindex stieg im März um 2,5 auf 50,3 Punkte, wie das Institute for Supply Management zu Wochenbeginn zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Damit liegt das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer erstmals seit September 2022 wieder über der Marke von 50, ab der es ein Wachstum anzeigt. Dazu trug auch ein wachsendes Neugeschäft bei.
Die deutsche Digitalbranche zeigt sich zum Ende des ersten Quartals erstmals seit längerem optimistischer. Das Barometer für die aktuelle Geschäftslage der IT- und Telekommunikationsunternehmen stieg im März um 1,2 Zähler zum Vormonat auf 15,5 Punkte, wie der Digitalverband Bitkom zu der Umfrage des Münchner Ifo-Instituts mitteilte. Das ist der erste Anstieg seit Juli 2023. Das Barometer für die Geschäftserwartungen im weiteren Jahresverlauf stieg ebenfalls, und zwar von -10,2 auf -2,2 Punkte.
Tagesausblick
Heute steht v.a. die Eurozone im Mittelpunkt. Für den Berichtsmonat März werden die vorläufigen Inflationsdaten gemeldet. Auch die Arbeitslosenzahlen vom Februar stehen auf dem Plan. Während die Inflationsdaten besonders bei der Jahresrate aufgrund der Verzerrungen durch das in diesem Jahr frühe Osterfest kein klares Bild liefern dürften, ist bei den Beschäftigungszahlen am aktuellen Rand mit wenig Dynamik zu rechnen. Am Nachmittag sollte der Blick dann auf die USA schwenken, wo ebenfalls akt. Daten zum Arbeitsmarkt sowie die März-Umfrageergebnisse für den Einkaufsmanagerindex ISM PMI Non Manufacturing veröffentlicht werden. Letztere dürften auch für den Berichtsmonat März oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten liegen und im Vergleich zum Vormonat leicht steigen. Neben einem regelrechten Strohfeuer von geplanten Auftritten einiger Fed-Offiziellen in dieser Woche wird im Besonderen heute auf die Rede des amerikanischen Notenbankchefs zu achten sein.
Renten und Aktienmärkte
US-Staatsanleihen haben ihre deutlichen Vortagesverluste etwas ausgeweitet. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 4,37%.
Lange Gesichter am Aktienmarkt: Unerwartet starke US-Konjunkturdaten und damit einhergehende Zweifel, die US-Notenbank könnte die Zinsen doch nicht so schnell wie bislang erwartet senken, haben dem deutschen Aktienmarkt nach dem langen Osterwochenende zugesetzt. Immobilienkonzerne reagierten prompt: Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien gaben zwischen 3,7% und 5,1% nach.
Auch die Wall Street schwächelte: Händler verwiesen auf Gewinnmitnahmen. Konjunkturdaten waren keine Kurstreiber. Dow Jones -0,95%; S&P 500 -0,71%; Nasdaq Comp. -0,98%.
Unternehmen
Tesla ist mit einem deutlichen Absatzrückgang in das Jahr 2024 gestartet. Erstmals seit fast vier Jahren sanken die Auslieferungen um 8 5 % in Q1 auf knapp 387.000 Autos. Analysten hatten hingegen mehr als 8% Wachstum auf gut 458.000 Stück prognostiziert. Tesla kämpft mit wachsender Konkurrenz durch Branchenneulinge wie dem Smartphone-Hersteller Xiaomi in China und das wachsende E-Autoangebot der traditionellen Autobauer. Zugleich schwächt sich wegen der hohen Zinsen die Nachfrage nach E-Autos weltweit ab.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR machte seine Verluste vom Vortag größtenteils wieder wett.
Die Ölpreise legten weiter zu und kosteten sie so viel wie seit Ende Oktober nicht mehr. Laut Experten deutet die unerwartet gute Konjunktur in China und den USA auf eine künftig steigende Nachfrage hin. Zudem schürt die Beteiligung des wichtigen Produzenten Iran an den Spannungen in Nahost neue Versorgungsängste.
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