Börse am Morgen, u.a. Bitcoin, HHLA, Microsoft, Mistral - Nord LB
Das Beschäftigungsbarometer fällt im Februar auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren (94,9 Punkte vs. Januar: 95,5 Punkte). Laut Ifo-Institut zögern Unternehmen aufgrund der wirtschaftlich flauen Entwicklung bei Neueinstellungen. Sogar ein Arbeitsplatzabbau steht zur Disposition.
In diesem Umfeld halten die Deutschen ihr Geld zusammen und legen so viel Geld auf die hohe Kante wie seit fast 16 Jahren nicht mehr (höchste Sparneigung seit Juni 2008). „Die Konsumenten sind stark verunsichert.“ Steigende Preise sowie schwächere Konjunkturprognosen sind laut Nürnberg Institut für Marktentscheidungen ein wichtiger Grund. Positiv zu würdigen ist, dass für die Zukunft die finanz. Lage wieder besser eingeschätzt wird. Das Barometer der Einkommenserwartungen steigt auf den höchsten Wert seit Februar 2022. Dennoch bleibt die Bereitschaft der Konsumenten für größere Anschaffungen zurückhaltend.
Die derzeit konjunkturell schwierige Lage in Deutschland spiegelt sich auch im größten deutschen Hafen wider. Mit 7,7 Mio. Standardcontainern (TEU) ist der Umschlag im Hamburger Hafen im vergangenen Jahr erneut zurück gegangen (-6,9%). Schon ein Jahr zuvor lag das Minus bei rd. 5%. Größter Handelspartner des Hamburger Hafens ist weiterhin China, gefolgt von den Vereinigten Staaten. Dabei setzt sich der Trend fort, dass immer mehr sehr große Containerschiffe Hamburg anlaufen. Mit 272 Schiffen der sogenannten „Megamax Klasse“ (>18.000 TEU) ist die Zahl im Jahr 2023 zweistellig (+14,8%) gestiegen!
Laut EZB hat sich die Kreditvergabe der Banken im Euroraum an Unternehmen binnen Jahresfrist kaum verändert (+0,2%). Im Dezember lag die Darlehensvergabe an Unternehmen bei 0,5%. In der jüngsten EZB-Umfrage signalisieren die Banken für Q1 2024 eine leichte Belebung bei den Firmenkrediten.
Tagesausblick
Neben den heute sicherlich sehr wichtigen Angaben zu den europäischen Stimmungsindikatoren und der ersten Revision der Zahlen zur Entwicklung des US-BIP bleiben natürlich die Reden von Notenbankern im Fokus der Marktteilnehmer. An den Finanzmärkten wird aktuell weiterhin darüber diskutiert, wann welche international bedeutende Notenbank an der Zinsschraube drehen wird. Klar ist wahrscheinlich nur, dass es kurzfristig wohl keine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt.
Renten- und Aktienmärkte
Und solange diese Frage nicht beantwortet ist, hält die Hoffnung der Börsianer auf zeitnah bevorstehende Zinssenkungen an. Entsprechend stieg der deutsche Leitindex am Dienstag den fünften Handelstag in Folge auf ein „neues“ Rekordhoch. Auch der EuroStoxx50 klettert und klettert. Mit 4.885,74 Zählern auf Höhen, welche zuletzt vor mehr als 23 Jahren erreicht werden konnten. Derweil haben die Spekulationen der asiatischen Marktteilnehmer über die zukünftige Geldpolitik in Tokio ein neues Rekordhoch beim Nikkei erst einmal verhindert. Im Gegensatz zur EZB und Fed scheinen in Japan nämlich die Sorgen über die Entwicklungen bei den anstehenden Lohnverhandlungen weitere Zinserhöhungsfantasien zu rechtfertigen.
Unternehmen
Die KI-Partnerschaft von Microsoft und Mistral wird von der EU genauer geprüft. Infolge des Digital Markets Acts (DMA) der EU gelten ab März schärfere Vorgaben für Konzerne mit einer besonders starken Marktposition. Die EU-Wettbewerbshüter planen daher der Behörde zufolge die Vereinbarungen der Digitalkonzerne explizit zu untersuchen.
Devisen und Rohstoffe
Die derzeitige Bitcoin Rally will kein Ende nehmen. Seit Jahresbeginn schlägt bereits ein Plus von rd. 35% zu Buche. Neben dem gestiegenen Interesse aufgrund der erst kürzlich erteilten Zulassung von börsennotierten Fonds in der Cyber-Währung, kommt nun auch noch ein weiterer Treiber dazu. Für Mitte April wird eine künstliche Verknappung der Kryptowährung erwartet. Traditionell wird rund und alle vier Jahre die Bitcoin-Menge halbiert um inflat. Tendenzen durch „Schürfen“ entgegenzuwirken.
Europäische Erdgas-Futures fielen gestern um bis zu 2,5% auf EUR 23,20 je Mwh. Der immer näher rückende Frühling sowie auskömmlich gefüllte Lager wirken nachfragedämpfend. Mit rd. 64% sind die Lager zu dieser Jahreszeit so gut gefüllt wie seit 2011 nicht mehr.
Ölpreise sind am Dienstag weiter gesunken. Die zuvor noch stützende Wirkung des Devisenmarktes verpuffte im Laufe des Tages (der Wertverlust des USD erhöhte zu Beginn der Woche noch die Nachfrage, da außerhalb des Dollarraums Rohöl entsprechend günstiger war).
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!