medondo: „Wir sehen einen großen Bedarf für unsere Software“
Die in München ansässige medondo Holding AG begibt eine mit 6,5 Prozent verzinste Unternehmens-Wandelanleihe mit einer Laufzeit bis 2025 und einem Volumen von bis zu 3 Millionen Euro. Der „Pure Play der Digitalisierung im Medizinbereich“ hat sich neu aufgestellt und will mit einer Vertriebsoffensive nun „erheblich skalieren“. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von 4investors.de spricht medondo-Vorstand Jürgen Rotter über den neuen Geschäftsansatz, den Sprung über den Dentalbereich hinaus und über Gespräche mit potenziellen strategischen Partnern: „Wir haben noch einiges in der Pipeline“.
4investors.de: Die medondo Holding AG war in den vergangenen Jahren vom Radar der Investoren ziemlich verschwunden. Was machen Sie aktuell?
Rotter: Durch die Übernahme der medondo AG liegt der Fokus der medondo Holding auf der Entwicklung und Vermarktung einer innovativen und modular aufgebauten Cloudsoftware für Arztpraxen. Wir bieten eine kontinuierlich zunehmende Palette an einzelnen Apps, die den Praxisalltag erleichtern. So kann z. B. unser Praxismanagement helfen, bis zu 90 Prozent des administrativen Aufwands einzusparen. Dabei kommt uns zugute, dass medondo von innovativen Ärzten ins Leben gerufen wurde, die genau wissen, wie man Prozesse effektiver gestalten kann. In den vergangenen beiden Jahren haben wir uns neu aufgestellt und unsere Philosophie geändert.
4investors.de: Inwiefern?
Rotter: Wir haben uns vom Ansatz verabschiedet, von der Terminvereinbarung bis hin zur Abrechnung alles selbst programmieren zu wollen. Und dennoch werden wir die digitale Wertschöpfungskette von der Terminplanung bis zur Abrechnung beibehalten, indem wir unsere Software als innovatives und mehrwertschaffendes Add-on zu den klassischen Arztinformationssystemen (AIS) anbieten.
So bleiben die AIS-Systeme den Arztpraxen vertraut, wie z. B. bei den bestehenden Prozessen im Bereich Befundung und Abrechnung, unsere Software unterstützt zunehmend in der Organisation des Praxisalltags. Wir werden keine Abrechnung etc. selbst programmieren, das überlassen wir den Profis der AIS-Systeme. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, in Zukunft nicht nur den Dentalbereich, sondern auch andere Facharztgruppen mit unserer Software bedienen zu können.
4investors.de: Wieso war es am Kapitalmarkt zuletzt so still um medondo geworden? Wie weit sind Sie mit der Weiterentwicklung des Produktportfolios vorangekommen?
Rotter: Wir haben uns in den vergangenen Quartalen auf unsere operativen Hausaufgaben konzentriert und im ersten Halbjahr dieses Jahres unsere Restrukturierungsphase erfolgreich abgeschlossen. Zudem gab es auch Wechsel im Management, auch hier ist die Neuaufstellung erfolgreich umgesetzt. Unser Kernprodukt „coordinator“ ist jetzt „ready to sell“, das heißt, die Software läuft stabil, die Kinderkrankheiten sind erledigt und das Feedback der Kunden vielversprechend. Weiter haben wir jetzt eine sehr innovative Kernmannschaft, die auf die neuen Gegebenheiten schnell und effektiv reagieren kann.
4investors.de: Wie sind Sie vertriebsseitig aufgestellt?
Rotter: In unserer Restrukturierungsphase haben wir den Direktvertrieb komplett aufgelöst und ein neues Vertriebskonzept aufgesetzt. Dabei setzen wir auf Kooperationen mit geeigneten Partnern, um unsere Kunden zu erreichen. Zudem sind wir mit der Resonanz auf unsere Webinare sehr zufrieden, die uns mehr und mehr Leads bringen. Diesen erfolgversprechenden Ansatz werden wir nun erheblich skalieren.
4investors.de: Was haben Sie produktseitig für Vorteile gegenüber der Konkurrenz?
Rotter: Was unsere Software gegenüber unseren Konkurrenzprodukten ausmacht, ist, dass wir Unterstützungssysteme (z. B. Diagnostik, Spracherkennung) für die Ärzte schnell und unkompliziert anbinden können. Somit gibt unsere Software dem Arzt einen entsprechenden Mehrwert. Über diesen Ansatz sind schon sehr enge Kooperationen entstanden. Im Übrigen arbeiten wir ständig an Produktverbesserungen und haben dort noch einiges in der Pipeline.
4investors.de: Aktuell läuft die Platzierung der Wandelanleihe 2023/2025, die einen Kupon von 6,5 Prozent und ein Volumen von bis zu 3 Millionen Euro aufweist. Die Wandelanleihe läuft über den relativ kurzen Zeitraum von zwei Jahren. Wieso?
Rotter: Wir möchten uns damit alle Optionen offenhalten, den weiteren Weg über den Kapitalmarkt oder mit strategischen Partnern zu gehen. In diesem Zusammenhang könnte eine zu lange Laufzeit der Wandelanleihe mitunter nachteilig sein.
4investors.de: Sie sprechen mit der Wandelanleihe inklusive Bezugsrecht im ersten Schritt Ihre bestehenden Aktionäre an, haben aber sicherlich auch neue Investoren im Visier. Liegen Ihnen schon erste Zusagen vor?
Rotter: Ja, es gibt investorenseitig schon Zusagen und wir führen zusätzlich Gespräche mit neuen Investoren. Das jüngste Feedback – auch aus dem bestehenden Aktionärskreis – ist vielversprechend.
4investors.de: Was planen Sie mit dem Geld aus der Wandelanleihe konkret?
Rotter: Den Nettoerlös wollen wir zur Finanzierung der strategischen Akquisition von Unternehmen und Unternehmensteilen verwenden und zur Unterstützung der Kernbereiche Softwareentwicklung und Sales.
4investors.de: Welche Ziele haben Sie für die kommenden Monate?
Rotter: Nachdem die Software ihre Marktreife nun bewiesen hat, liegt unser Fokus aktuell auf der weiteren Vertriebsoptimierung über Partnervertriebe. Unser wichtigstes Ziel ist es, die Software in die Fläche zu bekommen.
4investors.de: Wann rechnen Sie mit dem Erreichen der Gewinnzone?
Rotter: Das ist einer der wichtigsten Punkte, an dem wir gemessen werden, und wir müssen hier liefern. Aber auch hier sei darauf verwiesen, dass wir unser Vertriebskonzept mit entsprechenden Partnern weiter optimieren und die sprichwörtlichen PS auf die Straße bringen müssen. Die jüngste Entwicklung stimmt mich hier zuversichtlich. In den kommenden Monaten werden wir mehr Sicherheit darüber gewinnen, wie schnell wir in die Gewinnzone vordringen können.
4investors.de: Welche Ziele verfolgen Sie mittelfristig mit medondo? Können Sie hier schon konkreter werden?
Rotter: Nur so viel, wir sind mit potenziellen strategischen Partnern im Gespräch. Inwieweit wir hier Erfolg haben werden, ist an dieser Stelle jedoch noch zu früh zu sagen. Wir sind aber auch darauf vorbereitet, den weiteren Weg allein zu gehen, wenn wir dazu die entsprechende Kapitalausstattung haben. Wir sind ein Pure Play im Bereich „Digitalisierung im Medizinbereich“ und sehen einen großen Bedarf für unsere Software.