Börse am Morgen: U.a. mit Banken-Risiken, FOMC, Öl, Kaffee - Nord LB
Eine Auswertung der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge haben zehn der größten deutschen Banken im Jahr 2023 zusammen mehr als EUR 2,3 Mrd. an Risikovorsorge für Gewerbeimmobilien-Kredite gebildet. Dies entspricht mehr als der Hälfte ihrer gesamten Rückstellungen für 2023.
Laut Statistikamt Eurostat hat der Einzelhandel in der Euro-Zone im Februar erneut weniger Umsatz erzielt (minus 0,5% ggü. Januar). Der schwache Konsum setzt sich fort. Insbesondere die deutschen Verbraucher halten ihr Geld zusammen. In Deutschland fiel der Einzelhandelsumsatz sogar überdurchschnittlich stark (minus 1,9%).
Wochenausblick: Diese Woche startet bereits am heutigen Montag mit einigen wichtigen Wirtschaftsindikatoren. Neben den deutschen Zahlen zum Außenhandel sowie den viel beachteten Daten zur Industrieproduktion für den Berichtsmonat Februar ist mit dem Sentix der „first-mover“ unter den Stimmungsindikatoren im Berichtsmonat April zu erwarten. Im weiteren Verlauf der Woche liegt ein Schlaglicht auf den USA, wo neben einiger Reden seitens der Fed-Offiziellen vor allem die Entwicklung der Verbraucherpreise im März viel Aufmerksamkeit bindet. Auch das FOMC-Sitzungsprotokoll wird am Mittwoch veröffentlicht und dürfte akribisch von Marktteilnehmern auf Hinweise zum geldpolitischen Agieren in naher Zukunft untersucht werden. Das Wochen-Highlight folgt sodann am Donnerstag mit der Zinsentscheidung der EZB, wobei in der anschließenden Pressekonferenz abermals der Grad an Vorfestlegung auf den als ausgemacht geltenden Juni-Termin als Rückführungsbeginn der restriktiven Ausrichtung abgeklopft werden dürfte. Ausgehend von Zurückhaltung in der kommenden Woche – wichtige Daten zur Lohnentwicklung liegen erst im Mai vor – dürfte der Diskurs nunmehr auf Perspektiven eines Rückführungspfads schwenken.
Renten- und Aktienmärkte
Sorgen um ein mögliches Ausbleiben der Zinswende belasteten zum Wochenschluss die weltweiten Aktienmärkte. Ausschlaggeben war ein Interview von Neel Kashkari (Präsident der Minneapolis Fed): „Wenn sich die Inflation weiterhin seitwärts bewegt, dann würde ich infrage stellen, ob wir diese Zinssenkungen überhaupt vornehmen müssen“. Noch zu Beginn der letzten Woche hatte der deutsche Leitindex im Sog fallender Zinsen ein neues Allzeithoch (18.567,16 Punkte) markiert. In diesem Umfeld (verstärkt durch sehr starke US-Arbeitsmarktdaten) stiegen die Renditen von 10-jährigen US-Treasuries um 5bp auf 4,36%.
Unternehmen
Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim plant die Entlassung eines Teils seines Verkaufspersonals. Bis zum 30. Juni werden die kundenorientierten Teams zugunsten eines hybriden, persönlichen und virtuellen Vertriebsmodells reduziert.
Nachdem Aldi Süd bereits Trinkmilch und Putenfrischfleisch frühzeitig auf die höheren Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Auslauf im Freien) umgestellt hat, folgt nun auch das reine Rindfleisch (damit erreicht der Discounter das Ziel sechs Jahre früher als geplant). Aldi Süd setzt dabei auf deutsche Herkunft. Bis zum Jahr 2030 strebt der Konzern an, sein gesamtes Frischfleisch-Sortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umzustellen.
Rohstoffe
Die weiter eskalierenden Spannungen im Nahen Osten trieben den Preis der Sorte Brent zum Wochenschluss über die USD 90- Marke. Versorgungsängste dominieren derzeit die Marktlage. Auf Wochensicht verteuerten sich Brent & WTI um mehr als 4%.
In Europa neigt sich die offizielle Heizperiode (2023/2024) dem Ende zu und erfreulicherweise konnten nun auch die Wintermonate mit sehr komfortablen Gaslagerbeständen überstanden werden. Mit einem Speicherfüllstand von rd. 59% wurde die Heizperiode sogar mit einem rekordhohen Speicherfüllstand beendet. Milderes Wetter als üblich führte dazu, dass der Verbrauch wesentlich geringer als erwartet ausfiel. Dt. Gaslagerbestände notieren derzeit bei rd. 67% (https://agsi.gie.eu/).
Importpreise landw. Güter nach Deutschland haben sich im Februar (im Vergleich zum Vorjahresmonat) um durchschnittlich 7,5% verbilligt. Insbesondere Weizen (minus 28,4%) und Rohkaffee (minus 10,6%) wurden preiswerter. Dem gegenüber stand die Preisentwicklung bei Rohkakao. Mit einer Kostenexplosion von 108,7% im Jahresvergleich sowie 20,7% ggü. Januar mussten Importeure mehr als doppelt so viel zahlen als ein Jahr zuvor. Als Gründe werden wetterbedingte Ernteausfälle sowie eine steigende Nachfrage genannt.
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