Börse am Morgen: Dürr, Leoni, SMA Solar und Volkswagen - Nord LB
China führt als weltgrößter Graphit-Produzent Exportkontrollen ein. Ab dem 01.12.2023 benötigen chinesische Exporteure eine Ausfuhrgenehmigung. Das Handelsministerium in Peking begründet den Schritt mit der „Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität der globalen Liefer- und Industriekette“. Das Reich der Mitte verarbeitet mehr als 90% der Graphitmenge zu Material, welches praktisch in allen Elektroautobatterien Anwendung findet. Wichtigste Abnehmer sind Japan, die Vereinigten Staaten, Indien und Südkorea. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Exportkontrollen eine Antwort auf die implementierten US-Sanktionen im Technologiesektor sind. Die deutsche Wirtschaft sieht diese Entwicklungen besorgt kritisch. Der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) äußerte sich wie folgt: „Für die international eng vernetzte deutsche Wirtschaft ist es unerlässlich, dass der freie Warenaustausch gerade von kritischen Rohstoffen weltweit gesichert ist“.
Wochenausblick
Eine Woche mit den verschiedensten Stimmungsumfragen, den BIP-Wachstumszahlen für das III. Quartal aus den USA sowie der EZB-Sitzung steht uns bevor. Am Dienstag werden die Umfrageergebnisse aus diversen Ländern aus dem Unternehmenssektor von S&P bekanntgegeben, am Mittwoch folgt dann der für Deutschland wichtige ifo-Geschäftsklimaindex, bei dem vermutlich mit einem leichten Rückgang gerechnet werden muss. Am Donnerstag wird in den USA das BIPWachstum für das III. Quartal veröffentlicht, was wir mittlerweile angesichts robuster Einzelhandelsumsatzzahlen deutlich erhöht bei 3,5% Q/Q (ann.) erwarten. Nahezu zeitgleich wird die EZB ihre Entscheidung zu den Leitzinsen verkünden, wobei wir mit unveränderten Zinssätzen rechnen. Hierbei wird es wohl eher auf den Ausblick ankommen.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen von Staatsanleihen rechts- und linksseitig des Atlantiks legten am Freitag eine Atempause ein. Dt. Bunds: 2,89% (-4BP).
Der nicht zur Ruhe kommende Konflikt im Nahen Osten sowie die attraktiven Kapitalmarktzinsen im Fixed Income Bereich belasten weiter die weltweiten Aktienmärkte. Marktteilnehmer sorgen sich zunehmend darüber, dass es bei einer israelischen Bodenoffensive zu einem Flächenbrand kommen könnte. Der dt. Leitindex rutschte am Freitag unter 15.000 Punkte auf ein Siebenmonatstief. Rabenschwarz erwischte es zum Wochenausklang SMA Solar. Die Aktie verlor zweistellig, nachdem der direkte Wettbewerber SolarEdge enttäuschende Quartalszahlen kommunizierte. DAX -1,64%; MDAX -1,52%; TecDAX -1,79%, Dow -0,86%; S&P 500 -1,26%; Nasdaq Comp. -1,53%.
Unternehmen
Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr gibt wegen schwacher Nachfrage nach Holzbearbeitungsmaschinen sein Margenziel für das kommende Jahr auf. Der Konzern werde das Ziel einer EBITMarge vor Sondereffekten von 8% im Jahr 2024 nicht erreichen, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Grund sei der stark rückläufige Auftragseingang der Holzmaschinen-Tochter Homag. Die Dürr-Aktien gingen nach der Meldung am Freitag auf Talfahrt.
Der Kabelbaumspezialist Leoni steht strategischen Partnern offen gegenüber. Unternehmensangaben zufolge wäre es denkbar, Anteile an einen Investor zu veräußern und mit dem Erlös Banken zu befriedigen. Das hoch verschuldete Unternehmen hatte sich erst Ende 2022 in ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren begeben.
Volkswagen hat in Q3 Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert - muss aber wegen Belastungen aus Hedging die Gewinnprognose für das Gesamtjahr senken. Das operative Ergebnis belaufe sich im abgelaufenen Quartal auf EUR 4,9 Mrd., hieß es. Vor Jahresfrist betrug das Ergebnis vor Steuern und Zinsen EUR 4,3 Mrd., so dass sich ein Plus von 14% ergibt. Der höhere Absatz habe den Gewinn einerseits angekurbelt. Andererseits habe der Produktionsausfall eines Zulieferers in Slowenien infolge der Überschwemmungen dort neben höheren Produktkosten belastet. Der Umsatz fiel besser als von Analysten erwartet aus und stieg von Juli bis September um 12% auf EUR 78,8 Mrd..
Devisen und Rohstoffe
In einem impulslosen Handel legte der EUR ggü. dem USD zum Wochenschluss leicht zu.
Die Ölpreise wollen immer weiter nach oben. Aus Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten fürchten sich Investoren um die Energie- und Öl- Versorgung. Dies treibt die Preise.
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