Börse am Morgen: Metro, Renault, Thyssenkrupp, Salzgitter und Ölpreise - Nord LB
Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im September erneut deutlich gestiegen. Sie kletterten zum Vorjahresmonat um 13,3 % auf 80,6 Mrd. EUR. Im August hatte es bereits ein Plus von knapp 9% gegeben. Das FDP-geführte Ministerium verwies auf erneut schwache Vorjahreswerte wegen damals starker staatlicher Hilfen im Zuge der zwischenzeitlichen Energiekrise. Ablesbar sei dies jetzt an starken Zuwächsen bei der Lohnsteuer und der Energiesteuer.
Tagesausblick
Der heutige Datenkalender ist nahezu leer. Die deutschen Produzentenpreise sind zudem die erste Revision der bereits vorliegenden Septemberzahlen.
Renten- und Aktienmärkte
An den weltweiten Finanzmärkten dominiert weiterhin der Renditenstieg der 10-jährigen US-Treasuries in die Region der 5,00%-Marke das Geschehen (gestern Anstieg um +2 Basispunkte auf 4,94%). In diesem Umfeld/Sog leidet nicht nur die Performance resp. die Nachfrage an sehr sicheren Papieren, wie z.B. deutscher Staatsanleihen. Für unsere südlichen Nachbarn steht heute nämlich eine Ratingüberprüfung durch Standard & Poors (S&P) auf der Agenda. S&P bewertet Italien derzeit mit BBB und einem stabilen Ausblick. Aufgrund der gelockerten Defizitpläne der Regierung Meloni ist der stabile Ausblick aber gefährdet. Noch wichtiger wird allerdings die Ratingüberprüfung von Moody`s am 17. November. Moody`s bewertet Italien zur Zeit nämlich mit dem niedrigsten Investment Grade Rating (inklusive negativen Ausblick). 10-jährige italienische Staatsanleihen handelten gestern im Vorfeld der Ratingentscheidung bei 4,96% (-3 Basispunkte), nachdem sie im Verlauf der Woche schon die 5%-Hürde (5,04%) genommen hatten. Sichere deutsche Bunds verließen den Handel kaum verändert bei 2,93% (+1 Basispunkt).
Weiter steigende Kapitalmarktrenditen bei risikolosen Benchmarkanleihen entziehen den weltweiten Aktienmärkten sprichwörtlich (neben der anhaltenden geopolitischen Unsicherheit) die Attraktivität. Aktienmärkte bleiben im Risk-Off Modus. Der DAX rutschte im Tagesverlauf unter die Marke von 15.000 Punkten. DAX -0,33%; MDAX -1,07%; TecDAX -0,57%, Dow -0,75%; S&P 500 -0,85%; Nasdaq Comp. -0,96%.
Unternehmen
Der französische Autobauer Renault leidet unter dem Abbau seiner Händlerlagerbestände. Renault konnte in Q3 zwar seine Erlöse um 7,6% steigern, Marktbeobachter hatten sich aber einen höheren Umsatz erhofft. Der sich in einer umfassenden Umstrukturierung befindende Konzern spürt (wie Tesla) die schwächere Neuwagennachfrage. Renaults E-Auto-Geschäft Ampere soll in der ersten Hälfte 2024 an die Börse gebracht werden.
Die deutsche Stahlproduktion leidet immer stärker unter den schwierigen Standortbedingungen. Im Jahresverlauf liegt die Rohstahlproduktion ca. 3,6% unter dem Vorjahresnivau. Salzgitter und Thyssenkrupp kämpfen weiter mit den hohen Energiepreisen. Entsprechend fordert die Schwerindustrie (analog zur Chemie- und Zementindustire) einen durch den Staat subventionierten Brückenstrompreis.
Der Großhandelskonzern Metro hat die Erlöse im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) um 8,8% gesteigert. Beim operativen Ertrag habe Metro aber - auch wegen der Folgen eines Cyber-Angriffs - wohl nur das untere Ende der Prognosespanne erreicht, die einen Rückgang des bereinigten Ebitda 75 bis 225 Millionen Euro vorsieht, erklärte Metro-Chef Greubel. Der Ausblick für das nächste Geschäftsjahr bleibt herausfordernd.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR legte gestern ggü. dem Greenback leicht auf 1,0558 zu.
Die in den letzten Tagen aufgrund von Versorgungsängsten angestiegenen Ölpreise haben sich am Donnerstag stabilisiert. Der Iran hatte zuvor Forderungen eines Ölembargos der OPEC ggü. Israel ins Spiel gebracht. Dieser Forderung teilte die Organisation erdölexportierender Länder aber eine Absage. Ein Sprecher der OPEC wörtlich: „wir sind keine politische Gemeinschaft“. Der Ölmarkt zeigte sich etwas erleichtert. Die Nordsee-Sorte Brent stabilisierte sich auf USD 91,31 pro Barrel (159 Liter). Die leichte USSorte WTI verlor 0,85% auf USD 87,37. Für zusätzliche Unterstützung sorgte die Nachricht, dass dem OPEC-Mitglied Venezuela erlaubt werde, für sechs Monate ohne Einschränkungen Öl zu explorieren und in alle Märkte zu exportieren. Das USFinanzministerium lockerte bereits am vergangenen Mittwoch die bestehenden Sanktionen angesichts der Zugeständnisse von Präsident Maduro an die Opposition für die anstehenden Wahlen.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!