Neue Woche, gleiche Belastungen - Börse München
Unverändert volatil: Die deutschen Aktienbörsen haben auch in der vergangenen Handelswoche keine einheitliche Richtung gefunden. Gedämpft wurde die Stimmung vor allem von enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten aus China und den USA sowie daraus resultierenden schwachen Vorgaben der US-Börsen. Die Zahlen befeuerten die ohnehin bestehenden Sorgen um die Entwicklung der globalen Wirtschaft, im Zusammenspiel mit Zinsängsten und der hohen Inflation ließ das die aktuelle Nervosität der Anleger weiter steigen. Aus China kamen allerdings auch positive Impulse: Zu Ende der Handelswoche sorgte eine im Umfang überraschende Senkung eines Referenzzinses für langfristige Kredite für Auftrieb, der sich zuerst an den asiatischen Börsen und in der Folge auch hierzulande zeigte.
Letztlich sank der Deutsche Aktienindex (Dax) im Wochenvergleich um 0,3 Prozent auf 13.981,91 Punkte. Deutlich besser entwickelte sich der MDax, der um 1,3 Prozent auf 29.199,95 Zähler zulegen konnte. Der TecDax ging minimal um 0,1 Prozent auf 3.073,26 Punkte zurück. Der m:access All-Share blieb gegenüber der Vorwoche praktisch unverändert bei 2.263,13 Zählern.
Zu den größeren Wochenverlierern im Dax zählten Adidas und Puma mit Kursrückgängen um 3,5 beziehungsweise 3,2 Prozent. Hier wirkte sich neben der zeitweiligen generellen Schwäche von Konsumgüterwerten der Abgang des Chefs des Wettbewerber Under Armour nach schwachen Quartalszahlen negativ aus. Die Titel von HelloFresh setzten ihre extreme Kurs-Achterbahnfahrt der vergangenen Wochen fort, dieses Mal stand nun nach der Erholung der Vorwoche wieder ein Minus von 14,1 Prozent zu Buche. Im MDax stachen unter anderem die Titel der Commerzbank mit einem Wochenplus von 12,6 Prozent heraus. Vor allem Fusionsphantasien trieben den Kurs. Medienberichten zufolge hatte Unicredit vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs eine Übernahme des deutschen Geldhauses erwogen; diese Pläne seien zwar aufgeschoben, aber noch nicht vom Tisch.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche meist analog zu denen an den Aktienbörsen geschwankt und ebenfalls keinen einheitlichen Trend erkennen lassen. Bei schwachen Konjunkturdaten und damit einhergehenden Sorgen an den Aktienmärkten griffen die Anleger verstärkt zu den als sicher geltenden Bundespapieren, bei einer insgesamt freundlicheren Stimmung an den Finanzmärkten ging es mit den Notierungen deutscher Anleihen nach unten. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe ging im Wochenvergleich leicht von 0,95 auf 0,94 Prozent zurück. Die Umlaufrendite erhöhte sich dagegen von 0,74 auf 0,87 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche an ihre Abwärtsbewegung in den Vorwochen angeknüpft. Die Mischung aus Rezessionsängsten, hoher Inflation und steigenden Zinsen ließ viele Anleger weiterhin verkaufen. Der Dow-Jones-Index fiel im Wochenvergleich um 2,9 Prozent auf 31.261,90 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index sackte um 3,0 Prozent auf 3.901,36 Zähler ab und markierte mit dem siebten Wochenminus in Folge seine längste Verluststrecke seit dem Jahr 2001. Der technologielastige Nasdaq-100-Index verlor 4,5 Prozent auf 11.835,62 Zähler.
Ausblick
Neue Woche, gleiche Belastungen, dies gilt für die kommenden Tage an den deutschen Aktienbörsen. In diesem dürfte die Anleger verstärkt auf die anstehenden Konjunkturdaten achten und darauf, ob diese die Ängste vor einem wirtschaftlichen Rückgang oder gar einer Rezession verstärken oder mildern. Allerdings geht aktuell kaum ein Beobachter davon aus, dass letzteres geschehen wird, im besten Falle wird mit einer Stabilisierung gerechnet. Zu den wesentlichen Veröffentlichungen zählen hierbei der Ifo-Geschäftsklimaindex sowie Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks.
Daneben dürften unter anderem das Verbrauchervertrauen für Deutschland und die USA sowie die persönlichen Einkommen und Ausgaben in den USA auf Interesse stoßen. Gleiches gilt für das Protokoll der US-Notenbank Fed, das Hinweise auf die weitere Geldpolitik geben könnte. Die Impulse von Unternehmensseite werden in den kommenden Tagen dagegen weniger, lediglich einige Nachzügler legen noch Quartalszahlen vor.
Zu Beginn der Handelswoche dürfte unter den Einzelwerten Siemens Energy besondere Beachtung finden, das Unternehmen hat ein Übernahmeangebot für die Beteiligung Siemens Gamesa, über das an den Märkten schon seit längerem gesprochen worden war, vorgelegt. Zu Ende der Handelswoche könnte es allen globalen Turbulenzen zum Trotz ruhiger an den deutschen Aktienmärkten werden. Zwar wird auch am Feiertag Christi Himmelfahrt gehandelt, viele Marktteilenehmer dürften diesen und den Brückentag dennoch für einen Kurzurlaub nutzen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 23.05.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Nationaler Aktivitätsindex der Chicago Fed (USA)
Dienstag, 24.05.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Markit PMI Gesamtindex (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Mittwoch, 25.05.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank; Auftragseingänge für langlebige Güter in den USA
Donnerstag, 26.05. (Christi Himmelfahrt, Börsenhandel findet statt): Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Schwebende Hausverkäufe in den USA
Freitag, 27.05.: Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Warenhandelsbilanz der USA
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!