Goldpreis mit neuem historischem Hoch – Iran-Konflikt nicht der entscheidende Faktor - Commerzbank Kolumne
Der Goldpreis legte einen fulminanten Jahresstart hin. Mit 1.443 €/Feinunze markierte er in Euro sogar ein historisches Hoch. Der Preisanstieg war nicht nur den politischen Spannungen USA-Iran zuzuschreiben, er setzte bereits vorher ein. Er wurde dadurch aber beschleunigt. Diese Beschleunigung war etwas zu viel des Guten, denn wie auch ein Blick auf den Terminmarkt zeigt, sind der Kaufüberhang und die offenen Positionen historisch hoch, sodass das Risiko von Gewinnmitnahmen entsprechend ist. Freilich bestätigt das hohe Interesse die historischen Goldpreishochs im Euro und vielen anderen Währungen – es ist wohl etwas Grundlegendes im Gang, das auch ohne den Irankonflikt für einen nachhaltig höheren Goldpreis spricht.
Anleihen
Frankreich: Industrieproduktion (Nov), 08:45 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Dez), 14:30 Uhr
Die Stimmung an den Kapitalmärkten blieb gestern weiter zuversichtlich. So wirkte die Ansprache von US-Präsident Donald Trump vom Mittwochabend noch nach. Darin sprach Trump lediglich davon, neue Wirtschaftssanktionen gegen den Iran zu verhängen, kündigte aber keine militärischen Aktionen an. Die amerikanische UN-Botschafterin Kelly Craft betonte in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat, dass die USA für ernsthafte Verhandlungen ohne Vorbedingungen bereit sei. Damit sind die Ängste vor einem Flächenbrand im Nahen Osten weiter zerstreut worden. Die Staatsanleiherenditen stiegen überwiegend leicht an. Der Goldpreis gab wieder deutlich nach. Rohöl notierte ebenfalls schwächer. Eine Sonderbewegung gab es in Großbritannien, wo Gilts mit mittlerer und kurzer Laufzeit von Aussagen des Notenbankchefs Mark Carney profitierten. Der politische Rat der Bank of England (BoE) habe über eine geldpolitische Lockerung diskutiert. Er betonte, dass weitere Anreize möglicherweise erforderlich seien, um eine wirtschaftspolitische Erholung zu sichern. Deshalb verstärkten sich gestern die Zinssenkungsspekulationen für die BoE. Das britische Pfund wertete sich leicht ab. Die Daten aus Deutschland fielen gemischt aus. So stieg die Industrieproduktion im November zwar um 1,1% M/M an. Der Abwärtstrend ist damit aber noch nicht vorbei. Damit lag die Produktion noch 2,6% unter dem Vorjahresniveau. Die Exporte sanken im November dagegen überraschend stark (-2,3% M/M); die Importe um lediglich 0,5%. Der Handelsbilanzüberschuss, der in die BIP-Berechnung mit eingeht, ging von 21,3 auf 18,3 Mrd. Euro zurück. Insgesamt bleibt das Wachstum in Deutschland sehr schwach. Heute stehen die US-Arbeitsmarktdaten im Fokus. Gerechnet wird mit einem weiterhin festen Arbeitsmarkt.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Wie wir es auf den harten Bänken der Journalisten- bzw. Analystenschule gelernt haben, das Wichtigste zuerst: Aus Shinzo Abe wird Abe Shinzo. Seit Anfang 2020 kehrt das Land der aufgehenden Sonne in offiziellen Dokumenten auf Englisch zu der eigentlichen Reihenfolge von Vor- und Familiennamen zurück. Wow!!! Wir sind tief beeindruckt. Und sonst? Wer jetzt weitere aufregende Neuigkeiten erwartet, den brühheiß diskutierten „Megxit“ kennen Sie ja bestimmt schon, wird sicher enttäuscht sein. Denn an den Aktienmärkten bleibt alles beim Alten. Die Börsenkarawane zieht nach einem kurzen adrenalingeschwängerten Zwischenstopp gemächlich weiter und erklimmt weitere Rekordhochs. Der iranische Vergeltungsangriff auf US-Stützpunkte im Irak hat an den internationalen Börsen nur kurzfristig für Kursdruck gesorgt. Schon am Mittwoch erholten sich die Kurse im europäischen Handel deutlich, was sich gestern vielerorts fortsetzte. Jede Schwäche wird u.a. mangels Anlagealternativen unverändert zum Wiedereinstieg genutzt. Die Einschätzung der meisten Analysten ist, dass die jüngsten geopolitischen Turbulenzen keinen nachhaltigen Effekt auf die Märkte haben werden, zumal weder die USA noch der Irak ein Interesse an einer größeren militärischen Auseinandersetzung haben. Der Dax legte als klarer europäischer Spitzenreiter um 1,3% zu. Tagesgewinner war die Aktie der Deutschen Lufthansa mit einem Aufschlag von 4%. Sie profitierte von der Deeskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran, der zu sinkenden Ölpreisen führte. Tagesverlierer war die Aktie von Wirecard (-1,1%). Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. IT-Werte gesucht (+1,3%; Rohstoffe: -0,6%). Die Börsen in den USA tendierten freundlich. Alle drei Leitindizes erzielten Allzeithochs. Wie in Europa hatten IT-Titel (+1,1%) die Nase vorn. Die Börsen in Asien tendierten dagegen uneinheitlich. Der Nikkei-Index gewann 0,5%; China schwächelte etwas.