Ifo-Geschäftsklima im freien Fall - Commerzbank Kolumne
Das Ifo-Geschäftsklima ist im August erneut deutlich schlechter als erwartet ausgefallen. Dieses Mal war der Rückgang besonders stark bei der Beurteilung der Geschäftslage. Somit hat sich das Risiko erhöht, dass das reale BIP im dritten Quartal in Deutschland noch einmal geschrumpft sein könnte. Wenn in zwei Quartalen das BIP zurückgeht, spricht man von einer technischen Rezession. Da die Stimmung im Dienstleistungsbereich noch stärker als in der Industrie gesunken ist, könnte die bislang noch starke Binnennachfrage in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Der Abschwung beginnt schon erste Spuren bisher am festen Arbeitsmarkt zu zeigen, was die Binnenkonjunktur und den Dienstleitungssektor wohl bremst.
Anleihen
Frankreich: Geschäftsklima, INSEE (Aug.), 8:45 Uhr
USA: Verbrauchervertr., Confer. Board (Aug.), 16 Uhr
In einem von politischen Risiken und eher schwachen Wirtschaftsdaten geprägten Marktumfeld startete der deutsche Rentenmarkt schwach in die neue Handelswoche. Bundesanleihen verzeichneten leichte Kursverluste, so dass die Rendite zehnjähriger deutscher Staatstitel leicht von minus 0,67% auf minus 0,66% anstieg. Dabei sprach das enttäuschende Ifo-Geschäftsklima für stei-gende Kurse am Rentenmarkt. Die veröffentlichten Augustdaten verstärken die Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft vor einer technischen Rezession steht. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen haben sich im Vergleich zum Vormonat noch einmal deutlich verschlechtert. Solange die Handelsauseinandersetzungen zwischen den USA und China weitergehen, dürfte sich die Konjunktur in Deutschland nicht erholen (siehe „Im Blickpunkt“). Trotz sich eintrübender Wirtschaftsdaten plädiert Bundesbankpräsident Weidmann in einem Zeitungsgespräch für Besonnenheit. In der deutschen Wirtschaft herrsche nach wie vor Rekordbeschäftigung und eine gute Auslastung. Aktuell sieht er noch keinen Grund, ein großes Konjunkturprogramm aufzulegen. zudem warnte er davor, sofort nach einem Großeinsatz der Geldpolitik zu rufen, wenn das Wirtschaftswachstum zurückginge. In den USA legte der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter im Juli dank stark steigender Flugzeugbestellungen deutlich besser als erwartet zu. Die Aufträge stiegen gegenüber dem Vormonat um 2,1%. Rechnet man jedoch den volatilen Transportbereich heraus, ergibt sich ein Rückgang um 0,4% M/M. In Italien unterstützte die Aussicht auf eine neue Regierung die Kurse italienischer Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Staatstitel handelte nahe des Jahrestiefs von 1,30%.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nachdem die erneute Eskalation im andauernden Zollstreit zwischen den USA und China die Aktienkurse am Freitag auf Talfahrt geschickt hatte, sorgten zum Wochenstart Nachrichten vom angeblich ungebrochenen Verhandlungswillen beider Seiten für etwas Entspannung. Zwar schmolzen die ohnehin überschaubaren Kursgewinne im Nachmittagshandel wieder in sich zusammen, doch verhalf die starke Verfassung der Wall Street zuletzt zu einer weiteren Stimmungsaufhellung. An der Spitze des Dax 30 standen die Aktien der in den letzten Monaten stark gebeutelten Deutschen Lufthansa (+2,7%). Dagegen rutschen die Titel von Vonovia (-0,6%) ans Ende des Auswahlindex. Nachdem der Berliner Senat Details zum geplanten Mietpreisdeckel vorgelegt hatte, standen auch die MDax gelisteten Immobilienspezialisten wie insbesondere Deutsche Wohnen (-3,0%) unter Kursdruck. Unter den Branchen des EUROSTOXX 600 gab es fast nur Gewinner. Die beste Entwicklung wiesen dabei Automobile (+1,1%) und Banken (+1,0%) auf. Auch in New York sorgten die Statements von Präsident Trump zum Handelskonflikt mit China nach den starken Kursverlusten vom letzten Handelstag für neue Hoffnung. Im Dow Jones Industrial gab es nur Kursgewinner. Im US-Handel stand der Pharmasektor im Fokus. Hier übernahm Amgen für 13,4 Mrd. USD die weltweiten Rechte am Schuppenflechte-Medikament Otezla vom Wettbewerber Celgene. Dieser wiederum wird aktuell in den Konzern Bristol Myers Squibb integriert. Auch auf Brancheneben gab es nur Gewinne zu verzeichnen, allen voran die Informationstechnologie (+1,4%). Auch die asiatischen Börsen schlossen sich heute Morgen dem weltweiten Stimmungswandel an. In der Breite legten die Indizes spürbar zu. Lediglich der Hang Seng in Hongkong blieb hinter dieser Entwicklung zurück. Nach der gestrigen Stabilisierung werden die europäischen Börsen in der Eröffnung leicht fester erwartet.