ifo-Geschäftsklima: Deutliche Eintrübung - Nord LB Kolumne
Das vom Münchner ifo-Institut erhobene Geschäftsklima hat sich im Berichtsmonat Mai unerwartet deutlich verschlechtert. Der Index fiel von 99,2 Zählern auf 97,9. Dies ist der schlechteste Wert seit Ende 2014. Interessanter Weise war es vor allem die Beurteilung der aktuellen Lage, die den Index nach unten gezogen hat, wohingegen sich die Erwartungskomponente stabil zeigte.
Auch die eine halbe Stunde vor dem ifo veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes lagen unter den Erwartungen und haben sich verschlechtert. Der Markit PMI für die Produzenten notiert nun bei 44,3 Punkten und bei den Dienstleistern trübte sich die Stimmung von 55,7 auf 55,0 Punkten ein.
Damit deutet sich an, dass das Wachstumstempo vom I. Quartal des Jahres wahrscheinlich nicht gehalten werden kann. Die Industrie leidet weiter unter der global nachlassenden Konjunktur. Die Verschärfung im Handelskonflikt zwischen der Volksrepublik China und den Vereinigten Staaten drückt nicht nur auf die Stimmung sondern hat konkrete Auswirkungen auf den Welthandel. Bislang hilft vor allem der deutsche Konsument der Konjunktur auf die Sprünge. So nahm der Private Konsum um 1,2% Q/Q im I. Quartal 2019 zu und leistete damit abermals den größten Beitrag. Dies dürfte zumindest kurzfristig auch so bleiben. Daher blicken wir unter anderem gespannt auf die April-Einzelhandelsdaten, die in der nächsten Woche veröffentlicht werden. Zumindest die hohe Beschäftigung und die Lohnentwicklung sprechen aber dafür, dass hier so bald noch keine große Kehrtwende zu erwarten ist.
Die Frage, wie lange die Beschäftigungssituation positiv bleibt, ist allerdings im aktuellen Umfeld schwierig zu beurteilen. Die Auswirkungen vom Handelskrieg aber auch vom Brexit sind schon deutlich sichtbar. Die Auftragseingänge lassen zu wünschen übrig. Eine längere Delle in der Auslandsnachfrage dürfte über kurz oder lang am Arbeitsmarkt Effekt zeigen. Es ist jedenfalls langsam an der Zeit, sich auf ein geringeres Wachstum vorzubereiten und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dass hier aber noch nicht viel passiert, zeigt allein, dass der Staatskonsum zum Jahresbeginn negativ war (-0,3% Q/Q).
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex verschlechtert sich unerwartet. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Lage zog die Bewertung nach unten. Angesichts der Eskalation des Handelskriegs, die die ohnehin stotternde Weltkonjunktur potenziell weiter ausbremst, war es nur eine Frage der Zeit, wann sich dies auf die Laune der Industrie schlägt. Bislang konnte der deutsche Konsument die Außenhandelsproblematik kompensieren. Er leistet den Löwenanteil an der aktuellen Konjunktur. Die Frage ist eigentlich nur – wie lange noch? Wenn die Auslandsnachfrage weiter nachlässt, dürfte dies auch Folgen für die Beschäftigung haben und dann wäre es auch um die Laune der Verbraucher geschehen.