Amazon, Ebay und Co.: Bei eCommerce-Plattformen sind Nerven gefragt - Commerzbank
eCommerce-Plattformen aller Art wurden in den vergangenen Wochen an den Aktienmärkten stark abgestraft. Als Pandemiegewinner haben Onlinehändler in den vergangenen beiden Jahren besonders während der Lockdown-Phasen eine Sonderkonjunktur mit einer abrupten Nachfrageverschiebung ins Internet erlebt. Auch wenn dies nicht überall mit Kurssteigerungen honoriert wurde, gilt es nun, den Wachstumsschub zu verdauen, d.h. die Wachstumsraten normalisieren bzw. verlangsamen sich oder werden kurzzeitig aufgrund hoher Vergleichsbasen sogar negativ. Der pandemiebedingte Kostenschub konnte zunächst gut verdaut werden, liegt nun aber etwas stärker im Magen, denn als Spätfolgen der Pandemie sorgen anhaltende Liefer- und Logistikengpässe für ein schwierigeres inflationäres Umfeld und der Ukraine-Krieg heizt mit insbesondere gestiegenen Energiepreisen die Situation weiter an bzw. verzögert eine Normalisierung. Das belastet das Konsumklima weltweit. Die Zinserwartungen steigen ebenfalls mit Rezessionsängsten u.a. aufgrund einer zu aggressiven Notenbankpolitik in den USA. Entsprechend enttäuschend waren die Ausblicke von z.B. Amazon und Ebay.
Die Logistik- und Lieferproblematik dürfte sich mit dem Ende des Lockdowns in China im späteren Jahresverlauf sukzessiv entspannen, auch zahlreiche Kostenblöcke dürften in den nächsten zwei bis drei Quartalen durch die Optimierung von Prozessen/Versorgungswege adressiert werden. Das Risiko weiter steigender Energiepreise mit dem Einfluss auf die Konjunktur wiegt da schwerer. Eine Entspannung der Kerninflationsrate sowie die Rezessionsgefahr wird auch die US-Notenbankpolitik zähmen. Ungeachtet dessen gehen wir mittel- und langfristig von einer Fortsetzung der Wachstumsstory des eCommerce aus, denn der Onlinehandel wird auch weiterhin in immer mehr Produktkategorien expandieren, die Prozesse und Zugangsgeräte werden immer leistungsfähiger und die weiteren Generationen haben ein immer intensiveres Verhältnis zu Internet und Technologie.
Aktien
Brenntag, E.ON, HeidelbergCement, Ergebnis Q1
Continental, detailliertes Ergebnis Q1
Aareal Bank, Deutsche Pfandbriefbank, Ergebnis Q1
Siemens Energy, Thyssenkrupp, Tui, Ergebnis Q2
Ahold Delhaize, K+S, Walt Disney, Ergebnis Q1
Alstom, Jahreszahlen
Nachdem die europäischen Börsen an den beiden vorangegangenen Handelstagen nahezu 5% an Wert eingebüßt hatten, gelang ihnen am Dienstag zumindest ein Erholungsansatz. Einen leichten Anschub gab es dabei von den besser als erwartet ausgefallenen ZEW-Konjunkturerwartungen. Eine bessere Kursentwicklung wurde in der letzten Handelsstunde vergeben, als die anfänglich gute Stimmung an der Wall Street wieder abbröckelte. Stark präsentierte sich im deutschen Leitindex Dax 40 vor allem die Aktie von Bayer (+5,4%), nachdem der Konzern einen überzeugenden Jahresauftakt vorgelegt hatte. Die Anteilscheine von Munich Re (+1,5%) platzierten sich nach einer gemischt ausgefallenen Zahlenvorlage eher im Mittelfeld des Auswahlindex. Porsche-Titel (-3,0%) waren das Indexschlusslicht. Auf Branchenebene gab es im Euroraum unter der Führung von Finanzdienstleistern (+1,6%) hauptsächlich Gewinner, lediglich Handel (-0,7%), Medien (-0,4%) und Baustoffe (-0,3%) notierten etwas schwächer. In New York drehten die Indizes nach einem guten Handelsauftakt zwischenzeitlich sogar wieder in negatives Terrain, letztendlich konnten der marktbreite S&P 500 und insbesondere der technologielastige Nasdaq 100 aber mit Gewinnen schließen. Besonders schwach entwickelten sich dabei Immobilienaktien (-2,3%), während sich die zuletzt gebeutelten IT-Titel (+1,6%) leicht erholen konnten. In Asien konnten insbesondere die chinesischen Börsen ihren Erholungstrend weiter fortsetzen, während sich das Bild in Japan uneinheitlich darstellte.
Anleihen
China: Verbraucherpreise (April), 3:30 Uhr
USA: Verbraucherpreise (April), 14:30 Uhr
Die „Schwankungsfreudigkeit“ der Anleiherenditen hält weiter an und somit die Kapitalmärkte auf Trab. Die am Montag noch zu beobachtenden neuen Renditehochs im aktuellen Zinssteigerungszyklus wurden gestern wieder einkassiert. Zehnjährige Bundesanleihen fielen in der Spitze um fast 20 BP und notieren aktuell wieder unter der magischen 1%-Grenze. Und auch die US-Pendants haben sich vom Zyklushoch bei ca. 3,19% vorerst verabschiedet - mit 2,97% rentieren sie klar unter der viel beachteten 3%-Marke. Zum Vergleich: In weiten Teilen des Sommers 2020 schwankten die Bund-Renditen in einem deutlich engeren Bereich als in den letzten beiden Handelstagen. Der seit Monaten zu beobachtende Renditeanstieg hat aber auch etwas Gutes, denn Sparern in Deutschland können auf ein Ende der Negativzinsen im Einlagenbereich hoffen. Deutschlands größte Direktbank schafft diese für die meisten Kunden ab, indem sie die Freibeträge für Guthaben, für die kein Verwahrentgelt fällig wird, von 50.000 auf 500.000 Euro pro Konto anhebt. Auch andere Geldhäuser signalisieren bereits, die Handhabung der Verwahrentgelte zu prüfen und ggf. anzupassen. Makroseitig stand gestern die Veröffentlichung des vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung erhobenen ZEW-Index für den Monat Mai im Blickpunkt. Der Index gilt als ein wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Die Beurteilung der aktuellen Lage fiel mit -36,5 Punkten nochmal schwächer als vom Konsens mit -35,0 erwartet aus und markierte somit bereits den dritten Rückgang in Folge. Positiv hingegen konnte die Erwartungskomponente überraschen; das Barometer stieg hier wider Erwarten um 6,7 auf -34,3 Punkte.
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