Donald Trumps Strafzölle verderben die Konjunkturlaune - Nord LB Kolumne
Soeben hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter rund 350 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den Berichtsmonat März veröffentlicht. Demnach haben die Konjunkturerwartungen für Deutschland deutlich auf 5,1 Saldenpunkte nachgegeben. Damit setzt sich der in den vergangenen Wochen zu beobachtende Rückgang der Frühindikatoren auch bei den von den Finanzmärkten stark beachteten ZEW-Konjunkturerwartungen fort. Für die Eurozone hat sich die Erwartungskomponente ebenfalls merklich abgeschwächt. Ganz offensichtlich verdirbt der schwelende Handelsstreit mit den USA zunehmend die Konjunkturlaune.
Die gegenwärtige konjunkturelle Verfassung in Deutschland wird hingegen mit 90,7 Punkten weiterhin als hervorragend bewertet. Der enttäuschende Jahresauftakt mit Rückgängen bei Aufträgen, Produktion, Einzelhandelsumsätzen und dem Export hat sich somit nicht dämpfend ausgewirkt. Die deutsche Wirtschaft wird ganz offensichtlich von der Mehrzahl der Finanzmarktexperten weiterhin in einer äußerst soliden Verfassung gesehen.
Mit dem Verhängen von Zöllen auf Aluminium (10%) und Stahl (25%) hat Donald Trump Anfang März jedoch erhebliche Verunsicherung ausgelöst. Die Maßnahmen begründete er mit der „nationalen Sicherheit“, dieses Argument wirkt jedoch vorgeschoben. Der direkte Effekt für die Wirtschaft der Eurozone ist zwar gering, allerdings droht nun eine Spirale protektionistischer Maßnahmen. Die EU hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt, sofern man sich nicht doch noch auf Ausnahmeregeln einigen kann. Dies würde Trump wohl mit weiteren Strafzöllen auf die Einfuhr von PKW beantworten. An einer derartigen Eskalation des Handelsstreits mit empfindlichen Auswirkungen auf den Welthandel und einer Abkühlung der globalen Konjunktur sollte eigentlich niemand ein ökonomisches Interesse haben. Trump scheint aber einen Angriff auf die WTO und den Ansatz der multilateralen Handelsregeln und Streitschlichtungsmechanismen zu fahren. Die EU sollte ihre Reaktion daher mit Bedacht wählen.
Der jüngste Rückgang der Konjunkturerwartungen muss somit im Kontext dieses schwelenden Handelsstreits gesehen werden. Vor allem die Anfang März veröffentlichte sentix-Umfrage sowie die heutigen ZEW-Zahlen dürften komplett unter dem Eindruck der protektionistischen Maßnahmen Trumps gestanden haben. Da aber die Auswirkungen des Handelsstreits noch begrenzt werden können, halten wir Rückschlüsse aus den aktuell von hoher Ungewissheit geprägten Umfragezahlen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung derzeit noch für etwas verfrüht.
Die am Donnerstag von Markit und vom ifo-Institut zu veröffentlichenden Zahlen stehen nun unter besonderer Beobachtung. Trotz auch hier zu erwartender Rückgänge stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Wir rechnen aber ohnehin damit, dass sich das zuletzt sehr hohe Tempo des Aufschwungs in Deutschland und der Eurozone im Jahresverlauf etwas verringern wird. Dies ist sicher Wasser auf die Mühlen der Tauben im EZB-Rat, die eine vorsichtige Gangart präferieren.
Fazit: Das ZEW hat für den Berichtsmonat März einen merklichen Rückgang der Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone gemeldet. Die nach wie vor sehr gute Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage spricht zwar dafür, dass das Wachstumstempo kurzfristig hoch bleiben dürfte. Der schwelende Handelsstreit mit den USA – ausgelöst durch die Einführung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium – verdirbt aber zunehmend die Konjunkturlaune in Europa. Nun gilt es vor allem, eine Eskalation des Handelskonflikts zu vermeiden. Die Tauben im EZB-Rat dürften sich angesichts der abgekühlten Stimmung und schwacher Inflationszahlen in ihrer vorsichtigen Gangart bestätigt fühlen.