USA: CPI gönnt sich eine Verschnaufpause - Nord LB
Soeben wurden die aktuellen Daten zum Konsumentenpreisindex des U.S. Bureau of Labor Statistics veröffentlicht und vermögen weiterhin nicht sehr zu überraschen. Mit einer Änderungsrate von 0,3% für den Berichtsmonat Dezember steigt die Inflation auf Monatssicht zwar den zweiten Monat in Folge etwas an; dies war allerdings aufgrund der jüngsten Entwicklungen an der Zapfsäule mitunter erwartet worden. Mit einer aktuellen Jahresrate von 3,4% gönnt sich der Disinflationstrend allenfalls eine kleine Verschnaufpause. Der Anstieg der Kernrate ist weiter auf 3,9% Y/Y gesunken und weist damit sogar den niedrigsten Wert seit Mai 2021 aus.
Haben die soeben gemeldeten Daten Implikationen für die Notenbanker der USA? Wohl kaum, zumindest keine grundlegend anderen als zuletzt – zumindest vorsichtig – signalisiert. Vielmehr dürfte insbesondere die Kernrate eine Bestärkung darin sein, dass die Zinspolitik im Grunde wie gewünscht wirkt und nicht nach oben nachjustiert werden muss. Unsere Meinung, dass die Antizipation einer zeitnahen Senkung der Fed Funds Target Rate als verfrüht gilt, wird durch den aktuellen Rand der Zeitreihe gestützt und wir gehen weiterhin von Senkungen erst zur zweiten Hälfte dieses Jahres hin aus.
Da sich die Jahresraten von Headline und Kernrate gegenläufig entwickelt haben, lohnt sich insbesondere ein Blick auf die Energiekomponente. Zuletzt war die Sub-Headline Energie beachtlich gesunken, hat nun aber wieder um 0,4% M/M zugelegt (vormals -2,3% M/M). Auch die Spritpreise haben unsere grundlegenden Erwartungen bestätigt und klettern nun wieder um 0,2% M/M (November: -6,0% M/M). Wegen Letzterem dürfte im Übrigen von steigenden Umsätzen bei den Tankstellen ausgegangen werden.
Komplementär zu der Kostensituation an den Zapfsäulen richten wir den Blick auf den Automarkt. Nachdem die Preise von Neuwagen im November um 0,1% gesunken sind, kompensiert der Dezember diese Entwicklung nun wieder mit einer Steigerung von 0,2%.
Obwohl absehbar, haben Mietkosten bei den Verbrauchern noch keinen spürbaren Effekt auf die Kostenstruktur. So ist dieser Teil des Warenkorbs noch um weitere 0,5% im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass in naher Zukunft ein mildernder Effekt auf die Headlinerate der Inflation wirksam wird, indem die Veränderungsrate der Mietkosten an Dynamik verliert, ergo die Mieten nicht mehr so schnell steigen werden wie in der jüngeren Vergangenheit.
Der Konsumentenpreisindex sollte mit seiner heutigen Veröffentlichung allerdings auch nicht überbewertet werden. So gab es z.B. beim EUR/USD Wechselkurs zunächst einigermaßen starke Ausschläge, diese pendelten sich nach kurzer Zeit allerdings wieder relativ nah am Ausgangswert ein. Eine gewisse Volatilität ist dennoch zu beobachten. Neben den CPIs gilt es insbesondere auch den Arbeitsmarkt im Blick zu behalten. Vor allem die Zahl der neu eingegangen Arbeitsverhältnisse konnte positiv überraschen. Ein vorschnelles Handeln der Fed scheint deshalb zunächst nicht gerechtfertigt.
Fazit: Die soeben veröffentlichten CPIs aus den USA signalisieren eine kleine Verschnaufpause des amerikanischen Disinflationstrends. Die Headlinerate der Inflation steigt im Monatsvergleich demnach um 0,3%. Die Jahresrate legt ebenfalls auf 3,4% zu. Wie erwartet wirken vor allem die Energiepreise, und insbesondere die Kraftstoffpreise für Privatfahrzeuge, preistreibend. Die Kernrate vermag allerdings weiter abzuschmelzen und unterschreitet mit 3,9% das erste Mal seit Mai 2021 die 4-Prozent-Marke. Vor allem deshalb sollte die heutige Veröffentlichung zu den Konsumentenpreisen auch nicht überwertet werden. Insbesondere der Arbeitsmarkt präsentierte sich jüngst zum wiederholten Male robust. Ein Handeln der Fed ist deshalb zunächst nicht angezeigt. Ganz im Gegenteil könnte die nächste Veröffentlichung zu den CPIs auch wieder in die andere Richtung zeigen, wenn die Volatilität in den Rohstoffmärkten sinkt.
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