US-Arbeitsmarkt: Noch keine Trendwende - Nord LB
Die Lage am US-Arbeitsmarkt kann im April nicht mehr wirklich glänzen. Nach noch vorläufigen Angaben sind in den Vereinigten Staaten in der Summe in der Tat lediglich 175.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden. Damit notiert der Stellenaufbau sogar leicht unterhalb unserer keinesfalls optimistischen Erwartungen. Die im Rahmen einer separaten Umfrage erhobene Arbeitslosenquote legte am aktuellen Rand zudem marginal auf nun 3,9% zu. Die Angaben zur Kompensation der Arbeitnehmer präsentieren sich ebenfalls schwächer, aber weiterhin noch nicht wirklich schwach; so offenbarte sich bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen im April ein Anstieg um 0,2% M/M. Die Jahresrate dieser Zeitreihe notiert folglich bei 3,9% – und damit ganz knapp unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 4,0%.
Die Dienstleistungsunternehmen bleiben der Motor des Beschäftigungsaufbaus. In diesem wichtigen Segment der US-Wirtschaft konnten am aktuellen Rand immerhin 153.000 weitere Beschäftigte einen Job finden. Etwas detaillierter betrachtet haben die Untergruppen Bildung/Gesundheit und Handel/Transport den Tag gerettet. Staatliche Stellen konnten im April kaum zum Aufbau von neuen Jobs beitragen.
Alternative Datenquellen zeigen inzwischen zunehmend auch eine weniger positive Beschäftigungssituation in den USA an. So meldete der HR-Dienstleister Challenger, Gray und Christmas jüngst Zahlen, die in Richtung eines verringerten Personalbedarf der US-Wirtschaft deuten. Offenbar lassen die inzwischen deutlich höheren Löhne mehr und mehr Unternehmen kritischer über Neueinstellungen nachdenken. Noch präsentiert sich die Lage am US-Arbeitsmarkt aber nicht unfreundlich. Perspektivisch könnten weniger positive Nachrichten zur Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten die US-Notenbank allerdings schon in der Auffassung bestärken, dass das Leitzinsniveau doch noch im Jahr 2024 verringert werden sollte. Kurzfristig dürfte ein gewisses Anziehen der Inflationsraten zunächst zwar eher Impulse in eine andere Richtung liefern, mit einer Beruhigung an der makroökonomischen Preisfront kann das FOMC im 2. Halbjahr 2024 aber wahrscheinlich schon damit beginnen, mit Augenmaß Leitzinssenkungen zu implementieren. Die jüngsten Kommentare von Notenbankchef Jerome Powell zeigen recht klar, dass er die Fed Funds Target Rate eigentlich gern verringern wollen würde; noch machen ihm die aktuellen Inflationsdaten allerdings eindeutig einen Strich durch die Rechnung. Powell wird jedoch jede halbwegs glaubwürdige Nachricht nutzen, um dann das US-Leitzinsniveau doch vorsichtig zu reduzieren. In diesem Kontext darf man den Arbeitsmarkt natürlich nicht aus dem Auge verlieren.
Fazit: Die Beschäftigungssituation in den USA präsentiert sich im April nicht mehr ganz so erfreulich, was in der Summe aber kaum überrascht. Es wurden „nur“ 175.000 neue Stellen geschaffen und die Arbeitslosenquote ist marginal auf einen Wert von 3,9% angestiegen. Vor allem die weitgehende Abwesenheit der staatlichen Stellen als neuer Arbeitgeber ist bemerkenswert. Auch die Lohnentwicklung konnte nicht positiv überraschen. Von einer Trendwende am US-Arbeitsmarkt kann sicherlich noch nicht gesprochen werden. Die Bäume wachsen aber nicht mehr in den Himmel. Ohne wirklich nachhaltig positive Nachrichten zur Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten wird das FOMC ab dem 2. Halbjahr 2024 die Fed Funds Target Rate vorsichtig reduzieren können. Dann dürften sich nämlich schon wieder klarere Beruhigungstendenzen ab der makroökonomischen Preisfront in den USA zeigen.
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