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AGRARIUS vor Umsatzsprung: „Wir liegen mit der Ernte aktuell über Plan“

22.07.2015 07:17 Uhr - Autor: Redaktion 4investors  auf twitter

AGRARIUS-Vorstandschef Ottmar Lotz im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: AGRARIUS.

Mit einer Erweiterung der Anbaufläche um 34 Prozent auf 4.748 Hektar hat die AGRARIUS AG die Basis für ein deutliches Umsatzwachstum in 2015 gelegt. Die in Westrumänien tätige Agrargesellschaft mit Sitz in Bad Homburg setzt weiter auf Expansion und peilt mittelfristig eine Ausweitung auf 10.000 Hektar an. Die Analysten von SMC Research halten eine deutliche Ertragssteigerung für möglich und empfehlen die AGRARIUS-Aktie mit Kursziel 1,25 Euro zum Kauf.

4investors sprach mit AGRARIUS-Vorstandschef Ottmar Lotz über die Erfahrungen der letzten Jahre, die laufende Erntesaison und die mittelfristigen Perspektiven der Bad Homburger Gesellschaft.


www.4investors.de: Die AGRARIUS AG bewirtschaftet in diesem Jahr 4.748 Hektar – ein Plus von 34 Prozent gegenüber 2014. Welche Rolle spielt die Größe der bearbeiteten Fläche für das Ergebnis der Gesellschaft?

Lotz:
Eine entscheidende. Die Flächenausweitung beschert uns nicht nur einen signifikanten Umsatzanstieg, die spürbaren Skalen- und Synergieeffekte, die wir dadurch heben können, ermöglichen uns zugleich einen überproportionalen Ergebnisanstieg. Bessere Konditionen beim Einkauf, eine höhere Auslastung des Maschinenparks und ein effizienterer Einsatz unserer Belegschaft vor Ort sind nur drei der Faktoren, die uns deutlich sinkende Kosten pro Hektar bescheren. In Kombination mit der in 2014 umgesetzten Optimierung der Verwaltungskosten können wir so die operative Marge spürbar steigern.

www.4investors.de: In der laufenden Erntesaison greifen Sie auch auf externe Lohnunternehmen zurück. Geht das nicht zu Lasten der Marge?

Lotz:
Nein, im Gegenteil. Einerseits machen wir das nur im Bereich Lohndrusch, bei dem wir auf externe Dienstleister zurückgreifen statt sehr teure eigene Maschinen einzusetzen. Diese Lohnunternehmer bearbeiten in der Erntezeit eine wesentlich größere Fläche in kürzerer Zeit, sind entsprechend effizient aufgestellt und können den Service günstiger anbieten als wir dies unter Berücksichtigung der Maschinenkosten selbst könnten. Sie müssen sich dabei vor Augen halten, dass sich der Preis für einen neuen Mähdrescher in einer Preisregion von einer halben Million Euro bewegt.

Andererseits verringern wir durch den schnelleren Mähdrusch das Risiko von Qualitätseinbußen bzw. Mindererträgen durch noch auf dem Feld stehende Kulturen in einer Phase mit z. B. hohen Niederschlägen. Zudem entfallen für uns beim Einsatz externer Dienstleister u. a. das Reparaturrisiko sowie das Vermarktungsrisiko gebrauchter Maschinen, was wiederum unsere Planungssicherheit weiter erhöht. Und nicht zuletzt vermindern wir die Kapitalbindung in unserem Maschinenpark, was sich positiv auf unser Finanzergebnis sowie unseren Cashflow auswirkt.

www.4investors.de: In den Anfangsjahren musste die AGRARIUS AG einige Rückschläge in Rumänien hinnehmen. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Lotz:
In den Anfangsjahren haben wir eine Lernkurve durchlaufen, zum Teil haben wir auch durch externe Faktoren wie bspw. durch eine extreme Hitzeperiode Rückschläge erlitten. In der Zwischenzeit haben wir große Fortschritte erzielt – und das nicht nur wie bereits beschrieben auf der Kostenseite, auch die Ertragsseite haben wir wesentlich optimiert. Wir haben IT-basierte Strukturen aufgebaut sowie die personelle Organisationsstruktur optimiert – und nicht zu vergessen die auf Basis der Erfahrungen der Vorjahre verbesserte standortgerechte Bewirtschaftung, die uns höhere Erträge pro Hektar erlaubt und das Ertragsrisiko vermindert. Die Investitionen der Anfangsjahre beginnen sich nun auszuzahlen. Allein 2014 stieg der Flächenumsatz gegenüber dem Vorjahr von 794 Euro pro Hektar auf 959 Euro pro Hektar. Einen wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat unser professionelles Management vor Ort mit dem seit Oktober 2011 tätigen Country Manager Thomas Blanke an der Spitze.

www.4investors.de: Für das laufende Geschäftsjahr haben Sie einen Umsatz von über 4,1 Millionen Euro in Aussicht gestellt nach 3,4 Millionen Euro in 2013. Stapeln Sie damit nicht zu tief angesichts der angesprochenen Flächenausweitung um 34 Prozent?

Lotz:
Wir haben uns bewusst für eine konservative Prognose entschieden, denn letztendlich ist der Umsatz zum größten Teil eine Kombination aus Erntemenge und Absatzpreisen – beides Größen, die wir nur bis zu einem gewissen Teil beeinflussen können. Aktuell liegen wir bei der Ernte jedoch über Plan, so dass ich aus heutiger Sicht davon ausgehe, dass wir die Umsatzmarke von 4,1 Millionen Euro durchaus um ein paar Prozentpunkte übertreffen können.

www.4investors.de: Können Sie bezüglich der laufenden Erntesaison schon etwas konkreter werden?

Lotz:
Beim Raps lagen die Ernte und der Preis leicht oberhalb unserer Planung. Beim Weizen haben wir unser geplantes Mengenziel erreicht, liegen aufgrund der gestiegenen Absatzpreise umsatzseitig aber ebenfalls leicht über Plan. Auch bei den Sonnenblumen haben sich die Absatzpreise sehr positiv entwickelt. Bereits vor der Ernte haben wir rund 38 Prozent der geplanten Erntemenge verkauft, zu Preisen die mehr als 20 Prozent über unseren ursprünglichen Erwartungen liegen. Lediglich die Preise für Soja liegen moderat unter unserem Planansatz. Über alle Kulturen betrachtet gehe ich von einer erfolgreichen Erntesaison aus.

www.4investors.de: Sie haben im laufenden Jahr erstmals auch Gemüse in einem größeren Rahmen angebaut. Wie fallen Ihre ersten Erfahrungen aus?

Lotz:
Sehr positiv. Wir haben auf einer Fläche von 10 Hektar Tomatenpaprika und Peperoni angebaut und sind mit dem Wachstum der Pflanzen bisher sehr zufrieden. Wir haben uns beim Gemüseanbau bewusst frühzeitig für eine Kooperation mit einer deutschen Abnehmergesellschaft entschieden, um kein Vermarktungsrisiko in diesem Bereich einzugehen. Der Gemüseanbau erlaubt uns einen wesentlich höheren Ertrag je Hektar, entsprechend werden wir ihn in den kommenden Jahren sukzessive erweitern und somit auch unsere Gesamtmarge weiter verbessern.

www.4investors.de: Werden Sie auch im kommenden Jahr ihre gesamte Anbaufläche deutlich erweitern?

Lotz:
Wir haben uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Unser mittelfristiges Flächenziel liegt bei 10.000 Hektar. Wie schnell wir dieses erreichen, hängt sicherlich von den vorhandenen Opportunitäten ab. Wir haben einen eigenen Mitarbeiter, der sich nur um Pacht, Kauf und damit Flächenerweiterung kümmert. Zudem prüfen wir auch regelmäßig mögliche Firmenübernahmen. Potenzial für die Pacht weiterer Flächen und den Kauf zusätzlicher Betriebe ist ausreichend vorhanden. Wir werden hier jedoch nur aktiv, wenn Preis, Lage und Ausstattung stimmen. Insofern ist es jetzt noch zu früh, eine konkrete Größe der Anbaufläche 2016 zu nennen.

www.4investors.de: AGRARIUS hat in den vergangenen Jahren einen im Landesvergleich überproportionalen Ernteertrag erzielt. Wie erreichen Sie das?

Lotz:
In Rumänien wird noch immer mehr als die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Klein- und Kleinstbetrieben bewirtschaftet. Diese verwenden oftmals wenig effiziente Methoden, haben aber auch finanziell nur begrenztes Potenzial für Optimierungsmaßnahmen. Nach einer Übernahme können wir diese Reserven mit einer professionellen Bewirtschaftung zügig heben. So haben wir in der Vergangenheit bei neuen Flächen oftmals eine Ertragssteigerung, bezogen auf den Ernteoutput je Hektar, um 30 Prozent bis 50 Prozent erzielt.

www.4investors.de: Wie ist es um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gesellschaft bestellt? Planen Sie eine Kapitalerhöhung?

Lotz:
Wir sind solide finanziert und können das laufende Geschäft aus dem operativen Cashflow bestreiten. Insofern hegen wir aktuell auch keine Pläne für eine Kapitalmaßnahme. Dies könnte sich ändern, wenn wir einen größeren Betrieb zu günstigen Konditionen erwerben könnten. In diesem Fall würden wir verschiedene Finanzierungsoptionen prüfen. Dies jedoch immer mit der Maßgabe, durch die Übernahme einen echten Mehrwert für unsere Aktionäre zu schaffen und auch im Falle einer möglichen Kapitalmaßnahme das Ergebnis je Aktie weiter zu verbessern.

www.4investors.de: Um den Geschäftsbereich Agrar Investment Service, der für institutionelle Investoren Dienstleistungen im Bereich Erwerb, Pacht, Verwaltung sowie Bewirtschaftung von Ackerland anbietet, ist es zuletzt eher ruhig geworden. Täuscht dieser Eindruck?

Lotz:
Der Bereich Agrar Investment Services ist für uns nach wie vor ein wichtiges Standbein, auch wenn er umsatzseitig nur eine untergeordnete Rolle spielt. Allerdings bietet er uns spürbare Synergien, so generieren wir in diesem Bereich nicht nur kurzfristige Erträge im Rahmen unserer Dienstleistung. Mit dem von den Investoren zurückgepachteten Ackerland können wir auch kostengünstig unsere Flächenexpansion vorantreiben und die damit einhergehenden Skaleneffekte nutzen.

www.4investors.de: Die Analysten von SMC Research empfehlen die AGRARIUS-Aktie mit Kursziel 1,25 Euro zum Kauf. Noch notiert die Aktie jedoch unter einem Euro. Fühlen Sie sich von der Börse verkannt?

Lotz:
Nach dem erfolgreichen Abschluss 2014 verspüren wir durchaus eine steigende Nachfrage von Investorenseite. Immer mehr Anleger honorieren unsere operativen Fortschritte und erkennen das Potenzial, dass uns die nachhaltige Flächenausweitung bietet. Aber Sie haben sicherlich recht, dass wir mit dem aktuellen Kursniveau noch nicht zufrieden sein können. Hier bietet sich für weitsichtige Anleger eine interessante Kaufchance, zumal die Gesellschaft besser aufgestellt ist denn je. Nach dem erfolgreichen Turnaround stehen wir nun vor einem profitablen Wachstum, insofern bin ich für die weitere Kursentwicklung sehr optimistisch. Auch für unsere Aktionäre sollte bald die Erntezeit beginnen.

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