Softing: „Wir peilen unverändert eine Anhebung der Dividende an“

Sonderabschreibungen bei der Softing AG: Im Konzernjahresabschluss 2023 werden die Oberbayern Wertberichtigungen auf Firmenwerte der Beteiligungen Softing IT Networks und GlobalmatiX in Höhe von 7,0 Millionen Euro bis 9,0 Millionen Euro vornehmen: „Obwohl sich beide Gesellschaften vielversprechend entwickeln, sind wir aufgrund der in den vergangenen Jahren erfolgten Umstellungen der jeweiligen Geschäftsmodelle verpflichtet, Wertberichtigungen auf die damals gebildeten Firmenwerte vorzunehmen“, erläutert Vorstandschef Wolfgang Trier im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de und ergänzt: „Sowohl IT Networks als auch GlobalmatiX stehen im Jahr 2024 vor deutlichen Umsatz- und Ergebniszuwächsen.“ Aufgrund des starken Cashflows stellt Konzernlenker Trier für 2023 unverändert eine Anhebung der Dividende in Aussicht. Den jüngsten Großauftrag aus Nordamerika sieht er als „enormen Erfolg für unseren Geschäftsbereich Automotive, der die Marge deutlich antreibt“.


4investors.de: Softing wird zum Jahresende 2023 auf Konzernebene Wertberichtigungen auf Firmenwerte in Höhe von 7,0 Millionen Euro bis 9,0 Millionen Euro vornehmen. Könnten Sie uns die Hintergründe bitte kurz erläutern?

Trier: Die in der vergangenen Woche angekündigten Wertberichtigungen betreffen die Firmenwerte unserer Tochtergesellschaften Softing IT Networks und GlobalmatiX. Diese Firmenwerte sind als sogenannter „Goodwill“ zum Zeitpunkt des jeweiligen Firmenkaufs gebildet worden. Dies erfolgte auf Basis der erwarteten Erträge aus den zum Erwerbszeitraum bekannten oder zu erwartenden Geschäfte. Obwohl sich sowohl die Softing IT Networks als auch die GlobalmatiX in den Planungen für die Zukunft vielversprechend entwickeln, sind wir aufgrund der in den vergangenen Jahren erfolgten Umstellungen der jeweiligen Geschäftsmodelle verpflichtet, Wertberichtigungen auf die damals gebildeten Firmenwerte vorzunehmen. Eine Umwidmung oder eine Verrechnung mit Erträgen aus anderen Geschäftsarten dieser Gesellschaften ist nicht möglich. Wertberichtigungen müssen selbst dann durchgeführt werden, wenn die neu gebildeten Werte die des Goodwills übertreffen. Das schreibt das Regelwerk vor.

4investors.de: Fangen wir mit der IT Networks an. Was hat sich bei dieser Gesellschaft seit der Übernahme im Jahr 2014 verändert?

Trier: Zum Zeitpunkt der Übernahme der Psiber Data GmbH, der heutigen Softing IT Networks, durch Softing verfügte die Gesellschaft nur über ein einzelnes eigenes Produkt, die Umsätze wurden im Wesentlichen durch das Handelsgeschäft mit Produkten Dritter gebildet. Seit der Übernahme im Jahr 2014 wurde das Geschäftsmodell der IT Networks vom ursprünglichen Handelsgeschäft hin zum langfristig verlässlicheren und deutlich lukrativeren Produktgeschäft mit einer Vielzahl von eigenen, technologisch führenden Produkten weiterentwickelt. Die erwarteten Umsätze und Ergebnisse aus dem Produktgeschäft übersteigen die Ergebnisse des damaligen Handelsgeschäfts bei weitem. Dennoch wird durch die nahezu komplette Einstellung des alten Handelsgeschäfts eine Wertberichtigung notwendig.

4investors.de: Und bei GlobalmatiX?

Trier: Ähnliches gilt für die Wertberichtigung bei der GlobalmatiX AG. Der zum Übernahmezeitpunkt im Jahr 2018 verfolgte Vertriebsansatz und die damalige Vermarktungsstrategie haben sich mittlerweile deutlich verändert. Die ursprünglichen Leistungen mit vergleichsweise einfachen Daten wie GPS-Lokation und Standard OBD-Datensätzen bieten heute keine ausreichenden Erträge mehr. Das mittlerweile etablierte Geschäft mit Daten zur Detektion und Analyse von Bagatellschäden, der Extraktion komplexer und herstellerspezifischer Daten, der Übermittlung von Daten moderner Reifendrucksensoren etc. bildet heute die Basis der Umsätze und Erträge von GlobalmatiX. Die Planungen aufgrund konkreter Kundenbedarfe sehen mit diesen Leistungen eine schon in 2024 deutlich verbesserte Umsatz- und Ertragssituation. Dennoch ist auch hier die Wertberichtigung auf den alten Goodwill durchzuführen.

4investors.de: Das heißt, Sie erwarten bei beiden Gesellschaften eine positive Entwicklung im nächsten Geschäftsjahr?

Trier: Ja, sowohl IT Networks als auch GlobalmatiX stehen im Jahr 2024 vor deutlichen Umsatz- und Ergebniszuwächsen. IT Networks hat seit Mitte Dezember erstmals die volle Palette von Geräten ab Lager verfügbar. Wir stehen vor dem Einstieg in feste Geschäftsbeziehungen mit einigen weltweit sehr großen Distributoren. Daher erwartet die IT Networks für 2024 einen Gewinn, nachdem wir in 2023 aufgrund des temporären Ausfalls von zwei großen Produktlinien Umsätze in Millionenhöhe nicht realisieren konnten. Auch bei GlobalmatiX erwarten wir im kommenden Jahr eine Ergebnisverbesserung um rund eine Million Euro.

4investors.de: Was bedeuten die angekündigten Wertberichtigungen für Ihre Ergebnis- und Cashflow-Entwicklung in 2023?

Trier: Die Wertberichtigungen haben auf das operative EBIT und den Cashflow überhaupt keine Auswirkungen. Diese betreffen lediglich das Konzernergebnis und den EBIT. Um Sondereffekte bereinigt peilen wir für das laufende Jahr ein Konzern-EBIT von 6,0 Millionen Euro an.

4investors.de: Vor wenigen Wochen hatten Sie in einem anderen Interview eine Anhebung der Dividende für das Geschäftsjahr 2023 in Aussicht gestellt. Gilt diese Aussage nach wie vor oder müssen Sie diese angesichts der aktuellen Entwicklung revidieren?

Trier: Diese Aussage gilt nach wie vor. Aufgrund des starken Cashflows und des für 2023 erwarteten deutlich zweistelligen Wachstums werden wir dem Aufsichtsrat und den Aktionären voraussichtlich eine Anhebung bis hin zu einer Verdopplung der Dividende empfehlen. In den ersten neun Monaten 2023 hat sich der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit mehr als vervierfacht auf 10,3 Millionen Euro, nach 2,4 Millionen Euro im Vorjahr.

4investors.de: Drohen im kommenden Jahr weitere Wertberichtigungen oder war die aktuelle Goodwill-Korrektur einmalig?

Trier: Der Goodwill dieser beiden Gesellschaften wird mit der gemeldeten Wertberichtigung weitgehend aus der Bilanz genommen sein. Wir sehen weder für die vorstehend genannten Gesellschaften noch für andere Gesellschaften in der Softing Gruppe einen weiteren Korrekturbedarf im Goodwill.

4investors.de: Operativ läuft das vierte Quartal im Rahmen der Erwartungen oder gibt es Anzeichen einer Eintrübung der Geschäftsperspektiven?

Trier: Das vierte Quartal läuft gut, wir sehen derzeit keine Eintrübung der Perspektiven. Entsprechend erwarten wir für das Gesamtjahr unverändert einen Umsatzanstieg auf die Zielgröße von 110 Millionen Euro bis 115 Millionen Euro sowie ein um Sondereffekte bereinigtes operatives EBIT in der Größenordnung von 6,5 Millionen Euro. Und trotz eines eher verhaltenen konjunkturellen Umfelds blicken wir unverändert optimistisch auf das kommende Geschäftsjahr.

4investors.de: Vor wenigen Tagen haben Sie einen Großauftrag aus Nordamerika für das Automotive-Segment im Volumen von mehr als 3 Millionen Euro vermeldet. Was liefern Sie konkret und welche Bedeutung hat diese Order für Softing?

Trier: Diese Order ist ein enormer Erfolg für unseren Geschäftsbereich Automotive und wird die Marge deutlich antreiben. Der überwiegende Teil der Auftragssumme betrifft die Lieferung von Software sowie Dienstleistungen. Darüber hinaus zeigt sich, dass wir mit der Weiterentwicklung unseres Diagnosebaukastens DTX hin zu einem Cloud-basierten System goldrichtig liegen. Mit jedem weiteren Kunden erhöhen sich Sichtbarkeit und Attraktivität für weitere Kunden. Hier gilt: Erfolg treibt den Erfolg.

4investors.de: Die Softing-Aktie notiert in der Nähe ihres Mehrjahrestiefs. Was muss nach Ihrer Einschätzung passieren, damit die Aktie wieder nachhaltig an Wert gewinnt?

Trier: Wir konzentrieren uns weiter auf das Wachstum von Umsatz und Ergebnis und wollen dies auch über eine höhere Dividende mit unseren Aktionären teilen. Wir sind sicher, dass dies auch am Markt erkannt wird. Mich persönlich ärgert besonders, dass wir uns saisonal gerade mitten in der Blackout-Periode befinden, in der ich als Insider keine Softing-Aktien erwerben darf. Sollte die Softing-Aktien auch nach der Blackout-Periode auf diesem Kursniveau stehen, würde mich dies zu Nachkäufen reizen.