4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Vita 34 International

Vita 34: „Ein ganz entscheidender Treiber für unser Ergebniswachstum“

03.12.2020 07:54 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Vita 34 Vorstandsvorsitzender Wolfgang Knirsch im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Vita 34.

Die anstehende Verlängerung von Altverträgen beschert Vita 34 in den kommenden Jahren zusätzliche Ergebnispotenziale. „Unsere Margen bei Vertragsverlängerungen sind sehr hoch“, erläutert Finanzvorstand Falk Neukirch im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Zudem zeigt sich das Vita 34-Geschäftsmodell nicht zuletzt dank der deutlich erhöhten Nachfrage nach dem neuen Preismodell „PUR“ als „außerordentlich krisenfest“. „Durch Vertragsverlängerungen und neue Produkte wird unser Ergebnis in den nächsten Jahren weiter kräftig wachsen“, ist der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Knirsch überzeugt. Bezüglich eines potenziellen Zusammenschlusses mit dem polnischen Konkurrenten PBKM sieht der Vorstand der Vita 34 „in der Bildung eines deutlich größeren pan-europäischen Unternehmens durchaus strategische und synergistische Vorteile“.

www.4investors.de: Die Umsatzerlöse der Vita 34 AG lagen nach neun Monaten mit 15,0 Millionen Euro nahezu auf Vorjahresniveau, die EBITDA-Marge mit 29,1 Prozent nahe der Zielmarke von 30 Prozent. Wie bewerten Sie das operative Abschneiden angesichts des Corona-Krisenumfelds?

Knirsch:
Wie wir schon in der Finanzkrise 2011 bewiesen haben, ist unser Geschäftsmodell außerordentlich krisenfest. Unsere Verbrauchsmaterialien, bei denen es natürlich auch zu Lieferengpässen kommen kann, hatten wir bereits frühzeitig im Jahr ausreichend aufgestockt. In der aktuellen Situation kamen allerdings zu wirtschaftlichen Unsicherheiten bei unseren Kunden auch Einschränkungen in der Logistik und bei der Kunden- und Multiplikatorenansprache hinzu. Wir sind sehr zufrieden, dass wir Letzteres zeitnah durch die Umstellung auf digitale Formate kompensieren konnten, was uns zusätzlich helfen wird, wenn die Zustände wieder zur Normalität zurückgekehrt sind.

www.4investors.de: Vita 34 verzeichnet eine „deutlich erhöhte Nachfrage“ nach dem neuen Preismodell „PUR“. Wie sieht dieses Preismodell aus und wie wirkt es sich auf Ihre Umsatz- und Ergebnisentwicklung aus?

Knirsch:
Mit „PUR“ bieten wir seit 2019 ein Preismodell an, dass sich vor allem durch eine niedrigere Vorabzahlung von unseren anderen Produkten unterscheidet. Darüber hinaus leisten unsere Kunden eine wiederkehrende jährliche Gebühr. Diese über die Jahre gestreckte Art der Bezahlung macht vielen Kunden die Entscheidung für eine Einlagerung leichter und kommt daher gut an. Seit April 2020 haben wir dieses Angebot um die Option Gewebe erweitert, d. h. der Kunde kann seitdem mit diesem Vertragsmodell nicht nur Nabelschnurblut, sondern auch Gewebe einlagern. Dies hat zu einer deutlichen Erhöhung der Nachfrage nach dieser Vertragsvariante geführt. Das Preismodell hat ähnliche Umsatz- und Ergebniseffekte wie unsere bisherigen Vertragsmodelle, lediglich der Cashflow verschiebt sich stärker auf zukünftige Perioden.

www.4investors.de: Sie sprechen die Gewebeeinlagerungen an, die zuletzt einen signifikant steigenden Anteil aufwiesen. Welche Vorteile bietet die Einlagerung von Gewebe zusätzlich zum Nabelschnurblut Ihren Kunden?

Knirsch:
Richtig, nicht nur beim Preismodell „PUR“, sondern auch bei den Standardangeboten ist der Anteil der Vertragsabschlüsse mit der Zusatzoption „Gewebe“ seit dem 2. Quartal 2020 signifikant gestiegen. Im Vergleich zu den bekannten oder in Studien untersuchten Anwendungen von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut sind die vorstellbaren Anwendungen von Stammzellen aus dem Nabelschnurgewebe (MSCs) noch breiter. Zurzeit laufende Untersuchungen reichen von Anwendungen im Bereich Knorpel- und Gelenkersatz über Autoimmunerkrankungen bis hin zu schweren Lungenerkrankungen, wie im Fall von Covid-19. Unsere Kunden sorgen also mit der kombinierten Einlagerung von Blut und Gewebe noch breiter für zukünftig mögliche Therapieformen vor.

www.4investors.de: Herr Neukirch, kommen wir zurück auf das aktuelle Zahlenwerk zu sprechen. Das EBITDA lag in den ersten neun Monaten 2020 mit 4,4 Millionen Euro nur unwesentlich unter dem Vorjahreswert von 4,5 Millionen Euro – obwohl Vita 34 verstärkt ins Marketing investiert hat. Welche Marketingmaßnahmen haben Sie konkret intensiviert?

Neukirch:
Seit Anfang 2020 haben wir uns wieder stärker auf den Vertrieb konzentriert, was für die Vita 34 vor allem die Intensivierung der Gynäkologen- und Hebammenansprache bedeutet, da dies die wichtigsten Multiplikatoren in unserem Vertriebsprozess sind. Intensivierung heißt einmal Verbesserung der inhaltlichen Ansprache aber auch die geographische Ausweitung u. a. durch personelle Verstärkung im Außendienst. Gynäkologen und Hebammen stehen bereits sehr früh in Kontakt mit werdenden Eltern und stellen daher wichtige Multiplikatoren dar. Denn unsere Produkte sind doch recht erklärungsbedürftig und so ist es von Vorteil, wenn werdende Eltern bereits frühzeitig vor der Geburt umfangreiche Informationen zu den Chancen erhalten, die eine Stammzelleinlagerung bieten kann. Außerdem haben wir die Online-Vermarktung unserer Produkte weiter forciert. Wer sich für eine Stammzelleinlagerung interessiert, wird nun besser auf dem Weg bis zum Vertragsabschluss mit Informationen versorgt. So erinnern wir werdende Eltern während der Schwangerschaft häufiger an das Thema. Denn wie wir alle wissen, stehen diese vor einer Vielzahl von neuen Herausforderungen und da soll die wichtige Entscheidung über eine Gesundheitsvorsorge mit Vita 34 schließlich nicht schlichtweg vergessen werden.

www.4investors.de: Welche Erwartungen haben Sie an das Jahresendgeschäft vor dem Hintergrund der neuerlichen Lockdowns?

Neukirch:
Wir fühlen uns mit unserem Ausblick für das Geschäftsjahr 2020, den wir zu Beginn des Jahres veröffentlicht haben, weiterhin sehr wohl. Da die durchschnittliche Zeit zwischen Vertragsabschlüssen und Umsatzrealisierung mehrere Monate beträgt, können wir bereits gut abschätzen, wie das Jahresendgeschäft verlaufen wird. Kostenseitig ist die Planbarkeit naturgemäß etwas geringer, aber auch hier zeichnen sich bis heute keine nennenswerten Sondereffekte ab.

www.4investors.de: Wermutstropfen im 9-Monatsbericht ist der um 32 Prozent rückläufige Cashflow. Ist dies wie angesprochen die direkte Folge Ihres neuen Preismodells? Und ist auch in den Folgequartalen mit einer ähnlichen Cashflow-Entwicklung zu rechnen?

Neukirch:
Wie bereits ausgeführt, hat das Vertragsmodell „PUR“ im Vergleich zu den bisher etablierten Vertragsmodellen eine etwas verzögerte Cashflow-Wirkung. Neben diesem Effekt haben auch Zahlungsabflüsse für Steuern vergangener Jahre den Cashflow der letzten Monate beeinflusst. Diese „Steuer-Nachzahlungseffekte“ haben einmaligen Charakter. Die Cashflow-Stärke unseres Geschäfts ist unverändert gegeben.

www.4investors.de: Einen sehr positiven Ergebniseffekt erwarten die Analysten von Montega in den nächsten Jahren von der anstehenden Verlängerung von Altverträgen. In welchem Umfang stehen in den nächsten Jahren Verlängerungen an und wie hoch ist der jährliche Umsatzbeitrag je Kunde, der verlängert?

Neukirch:
In der Tat stellt die Verlängerung von Altverträgen einen ganz entscheidenden Treiber für unser Ergebniswachstum der kommenden Jahre dar. Vita 34 wurde 1997 gegründet. Ursprünglich hat die Gesellschaft im Wesentlichen Vorauszahlerverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren abgeschlossen. Damit steht das jährlich Neugeschäft von damals von nun an zur Verlängerung an. Das war in den vergangenen Jahren bereits in geringem Umfang der Fall. Ab dem kommenden Jahr stehen aber jedes Jahr aufs Neue rund 5.000 Verträge zur Verlängerung an, die wir auf jährliche Zahlung umstellen werden. Pro Vertrag werden dann jährlich 100 Euro (netto) fällig, die nahezu vollständig ergebniswirksam sind. Der Effekt daraus ist beachtlich und würde im Fall der skizzierten Vertragsverlängerung jedes Jahr zu einem weiteren Anstieg des EBITDA führen. Im eingeschwungenen Zustand würde dies einer zusätzlichen jährlichen EBITDA-Steigerung von ca. 0,5 Millionen Euro entsprechen.

Vita 34 Finanzvorstand Falk Neukirch. Bild und Copyright: Vita 34.



www.4investors.de: Den Vertragsverlängerungen dürften ja nur geringe Mehrkosten gegenüberstehen. Wie margenstark ist dieses Zusatzgeschäft konkret?

Neukirch:
Selbstverständlich müssen wir auch die bereits eingelagerten Präparate weiterhin bei konstant -180° Celsius kryo-konservieren. Da wir jedoch über rund eine Viertel Million Einlagerungen verfügen, kommen natürlich Skaleneffekte zum Tragen und wir können diesen Prozess sehr effizient gestalten. Unsere Margen sind bei Vertragsverlängerungen entsprechend sehr hoch.

www.4investors.de: Herr Knirsch, im Rahmen unseres Interviews im Februar 2019 haben Sie neue Produkte, wie die Einlagerung von Immunzellen aus peripherem Blut von Erwachsenen und die Einlagerung von Fettzellen zur Verwendung in der ästhetischen Medizin („AdipoVita“) in Aussicht gestellt. Welche Fortschritte haben Sie in der Zwischenzeit erzielt und wann rechnen Sie mit der Markteinführung dieser Produkte?

Knirsch:
Wir freuen uns, dass wir mit der Entwicklung eines Immunzellisolats wie geplant vorankommen. Zudem haben wir in diesem Jahr die Herstellerlaubnis für Adipovita erhalten. Eine Markteinführung von Adipovita wird damit nach vorbereitenden Arbeiten mit Partnerkliniken in 2021 möglich sein, mit ersten Umsätzen für das Immunzellisolat rechnen wir ab dem Jahr 2023.

www.4investors.de: Kommen wir zurück auf die aktuelle Analystenstudie zu sprechen. Diese sieht den fairen Wert der Vita 34-Aktie bei 20 Euro und spekuliert darauf, dass die Equity Story von Vita 34 nach der Konsolidierung der letzten etwa zwei Jahre wieder an Dynamik gewinnen dürfte. Einziger Wehrmutstropfen ist nach Ansicht der Analysten die derzeitige Unsicherheit bzgl. der genaueren Parameter für einen potenziellen Merger zwischen Vita 34 und PBKM. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Knirsch:
Der neue Vita 34-Großinvestor AOC Health GmbH, der auch maßgeblich bei der polnischen Stammzellbank PBKM investiert ist, hat bei dem im Juni dieses Jahres veröffentlichten Pflichtangebot sein Interesse an einer möglichen Zusammenführung der beiden Unternehmen erklärt. Der Vorstand der Vita 34 sieht in der Bildung eines deutlich größeren pan-europäischen Unternehmens durchaus strategische und synergistische Vorteile. Allerdings ist auch klar, dass die Zusammenführung von zwei börsennotierten Unternehmen an unterschiedlichen Handelsplätzen komplex ist und zunächst einer gründlichen Analyse bedarf. Insofern wird die Vita 34 ihre Strategie wie bisher weiterverfolgen.

www.4investors.de: Im Vergleich zur PBKM weist Vita 34 aktuell wesentlich günstigere Bewertungsrelationen auf. Worauf führen Sie diesen deutlichen Bewertungsabschlag zurück?

Knirsch:
Sie sagen es. Unsere Aktie ist im Vergleich günstig und durch Vertragsverlängerungen und neue Produkte wird unser Ergebnis in den nächsten Jahren weiter kräftig wachsen. Auch wir sehen entsprechend ordentliches Steigerungspotenzial für unseren Aktienkurs.

www.4investors.de: Wohin wird die Reise der Vita 34 in den nächsten Jahren gehen, wenn der Zusammenschluss mit der PBKM nicht zustande kommt?

Knirsch:
AOC Health hat sich ja vor allem auch an Vita 34 beteiligt, weil wir so gut aufgestellt sind und ein optimales Chance-Risiko-Verhältnis für die kommenden Jahre ausweisen. Wir haben in den vergangenen Jahren wichtige strategische Weichenstellungen vorgenommen, um sowohl im bestehenden Portfolio als auch durch neue Produkte nachhaltig Wachstum zu generieren. Unabhängig davon, ob und wie zügig die beiden Gesellschaften zusammengeführt werden können, bleibt Vita 34 also auch bei Einzelbetrachtung ein gutes Investment.

4investors-News - Vita 34 International

19.04.2024 - Vita 34: EBITDA höher als vorläufig gemeldet ...
31.01.2024 - Vita 34: EBITDA unterschreitet Prognose ...
02.01.2024 - Vita 34: Der CFO ist raus ...
27.11.2023 - Vita 34 AG plant Kapitalerhöhung - Investoren-Zusagen ...
24.11.2023 - Vita 34: Quartalsverlust steigt, Prognose bestätigt ...
12.11.2023 - HV-Kalender: Aktionärs-Versammlungen u.a. bei Norcom, Schloss Wachenheim, Vita ...
11.11.2023 - Unregelmäßigkeiten bei Vita 34: Millionenschwere Risiken bei Tochtergesellscha ...
28.09.2023 - Vita 34: Tochter will klagen ...
25.09.2023 - HV-Kalender: Aktionärs-Versammlungen u.a. bei Beno Holding, SNP, Vita 34 ...
31.08.2023 - Vita 34 sieht positive Entwicklung im zweiten Quartal ...
31.05.2023 - Vita 34: Verlust steigt im ersten Quartal leicht an ...
01.05.2023 - Vita 34: Tiefrotes Jahr 2022 - Ergebnis soll sich 2023 verbessern ...
26.04.2023 - Vita 34 legt Prognose für 2023 vor ...
10.04.2023 - Vita 34 muss die Erwartungen deutlich reduzieren ...
30.08.2022 - Vita 34: Gewinnwarnung für 2022 ...
29.08.2022 - Vita 34: Aktuelle Situation ist Herausforderung ...
02.06.2022 - Vita 34: Schwacher Auftakt sorgt für neue Schätzungen ...
01.06.2022 - Vita 34: Anzeichen der Erholung ...
09.05.2022 - Vita 34: Neues Rating nach der Enttäuschung ...
01.05.2022 - Vita 34: „Von einem erheblichen Wachstumsschmerz begleitet“ ...

DGAP-News dieses Unternehmens

19.04.2024 - EQS-Adhoc: Vita 34 schließt 2023 ergebnisseitig wesentlich besser ab als auf ...
31.01.2024 - EQS-Adhoc: Vita 34 veröffentlicht vorläufige Zahlen zum Geschäftsverlauf ...
02.01.2024 - EQS-News: Vita 34 verkleinert Vorstand bis auf ...
27.11.2023 - EQS-Adhoc: Vita 34 AG: beschließt Barkapitalerhöhung unter ...
24.11.2023 - EQS-News: Vita 34 steigert Umsatz und Ergebnis im dritten Quartal 2023 und ...
10.11.2023 - EQS-Adhoc: Interne Untersuchungen der Vita 34 AG ergaben Unregelmäßigkeiten ...
27.09.2023 - EQS-Adhoc: Vita 34 AG: Eine Tochtergesellschaft von Vita 34, FamiCordTx, wird ...
31.08.2023 - EQS-News: Vita 34 stabilisiert Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal und ...
31.05.2023 - EQS-News: Vita 34 setzt im ersten Quartal 2023 erfolgreich Preiserhöhungen in ...
12.05.2023 - EQS-News: Vita 34 startet Rekrutierung für klinische Studie mit CAR-T ...