Karlsberg Brauerei: „Unsere Marken haben zusätzlich an Stärke gewonnen“

Die Karlsberg Brauerei begibt eine neue Anleihe mit einem Zielvolumen von 40 Millionen Euro. Die Laufzeit liegt bei fünf Jahren, der jährliche Zinssatz steht noch nicht genau fest. Er wird zwischen 4,25 Prozent und 4,75 Prozent liegen. In einem ersten Schritt können Investoren einer 2021 auslaufenden Anleihe ihre Papiere umtauschen. Diese Möglichkeit besteht bis zum 17. September. In der Folge können wahrscheinlich vom 21. September bis zum 23. September Neuinvestoren das Papier zeichnen.

Im Exklusivinterview mit unserer Redaktion erläutert Christian Weber, Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei, die Hintergründe der Emission. Er spricht über die Herausforderungen des ersten Halbjahres und unterstreicht zugleich die Krisenfestigkeit der Saarländer. Die Strategie der Brauerei sowie die Perspektiven bei Karlsberg sind weitere Themen im Gespräch mit Christian Weber. Deutlich macht der Brauereichef dabei auch, dass er auf dem deutschen Markt noch großes Potential sieht.


www.4investors.de: Sie bieten Ihren Altinvestoren an, Ihre Anleihe in ein neues Papier umzutauschen. Warum gehen Sie diesen Schritt?

Weber: Unsere bestehende Anleihe 2016/2021 läuft im April nächsten Jahres aus. Wir haben uns dazu entschieden, diese bereits frühzeitig zu refinanzieren. Daher wollen wir unseren bestehenden Investoren, die uns in den vergangenen Jahren ihr Vertrauen geschenkt haben, ermöglichen, durch den Umtausch in die neue Anleihe 2020/2025 inklusive einer Umtauschprämie von 10,00 Euro je Anleihe weiterhin in der Karlsberg Brauerei investiert zu bleiben.

www.4investors.de: Weshalb geben Sie eine neue Anleihe aus, statt das Geld über die Bank zu finanzieren?

Weber: Mit unserer diversifizierten Finanzierungsstruktur haben wir in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Neben unserer klassischen Bankenfinanzierung haben wir uns seit 2012 am Kapitalmarkt als verlässlicher Emittent und gutes Investment etabliert. Diesen Weg wollen wir auch künftig weitergehen und bieten mit unserer dritten Unternehmensanleihe Investoren die Möglichkeit, uns auf diesem Weg zu begleiten und sich einen attraktiven Zinssatz zu sichern.

www.4investors.de: Wenn es gut läuft, wollen Sie mit dem frischen Geld auch kleinere Investitionen tätigen. Woran denken sie?

Weber: Unser Zielvolumen der Emission liegt bei 40 Millionen Euro, die ausschließlich der vorzeitigen Refinanzierung unserer bestehenden Anleihe 2016/2021 dienen. Für den Fall einer sehr hohen Nachfrage, haben wir die Möglichkeit, im Rahmen der Privatplatzierung das Emissionsvolumen um weitere bis zu 10 Millionen Euro aufzustocken. Diese Mittel würden dann nach Abzug der Emissionskosten in die weitere Finanzierung unserer Unternehmenstätigkeit fließen, insbesondere in technische Anlagen zur Steigerung von Effizienz und Produktionskompetenz sowie IT im Rahmen der weiteren Digitalisierung.

www.4investors.de: Jüngst gab es Gespräche über den Verkauf einer Tochter in Frankreich. Stehen Teile des Unternehmens zur Disposition?

Weber: Die Gespräche zum Verkauf unseres französischen Geschäfts, das sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt hat, wurden aufgrund der Corona-Krise ausgesetzt. Unser vorrangiger Fokus liegt auf unserem wachsenden Markengeschäft in Deutschland.

www.4investors.de: Große Feste sind in Zeiten der Pandemie weiter verboten, die Gastronomie läuft auch noch nicht wie früher, Festivals und Konzerte werden abgesagt. Wie sehr trifft Sie in diesem Jahr Corona?

Weber: Wir haben die Herausforderungen des ersten Halbjahres 2020 gut gemeistert und uns trotz der Covid-19-Einflüsse behauptet. Zwar haben sich die zeitweise Schließung von Gastronomie und Hotellerie sowie die Absagen von Großveranstaltungen umsatzseitig negativ ausgewirkt. Dennoch konnten wir unsere Ertragskraft durch eine erneut verbesserte Rohertragsmarge, frühzeitige und konsequente Kosteneinsparungen sowie Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung weiter verbessern. Auch an unserer Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2020 halten wir daher fest.

www.4investors.de: Haben Sie einen Plan B, wenn die Pandemie auch im kommenden Jahr noch die Geschäfte beherrscht?

Weber: Wir verfolgen weiter konsequent unsere Strategie auf unsere starken Marken, ein breites Produktsortiment und eine diversifizierte Vertriebsstruktur mit Handel, Gastronomie und Export zu setzen. So konnten wir auch im herausfordernden ersten Halbjahr 2020 bei unserer deutschlandweit hauptsächlich im Lebensmitteleinzelhandel vertriebenen Marke MiXery eine mengen- und wertmäßige Steigerung erzielen und unsere Position als nationaler Marktführer im Markt der Biermischgetränke nach Absatz entsprechend behaupten. Auch die Marktführerschaft mit Karlsberg URPILS im Saarland haben wir im ersten Halbjahr 2020 aufgrund einer positiven Entwicklung im Handel nach Absatz weiter ausgebaut. Die im Vergleich zum Gesamtmarkt solide Entwicklung unserer Marken bestätigt uns in unserem Fokus auf das Markengeschäft und unterstreicht unsere Krisenfestigkeit.

www.4investors.de: Sie mussten kürzlich ein Bier zurückrufen, da es eine falsche Etikettierung hatte. Was hat diese Aktion gekostet?

Weber: Wir sind wieder um eine Erfahrung reicher geworden und haben dazu gelernt. Die Kosten waren dabei überschaubar, auch weil unser Team schnell gehandelt hat. Oberste Priorität hat aber in solch einer Situation der Konsument.

www.4investors.de: Die Deutschen trinken immer weniger Bier. Kann man diesen Trend noch umdrehen?

Weber: Auch wenn der Bierabsatz in den vergangenen Jahren in Deutschland eine leicht rückläufige Entwicklung gezeigt hat, ist die Umsatzentwicklung inländischer Brauereien im gleichen Zeitraum deutlich gestiegen. Grund hierfür ist insbesondere eine gestiegene Wertschätzung des Konsumenten für die Kategorie Bier auch durch Themen wie Regionalität, Produktvielfalt und Qualität. Hinzu kommt, dass die Märkte für alkoholfreies Bier sowie Biermischgetränke eine erfreuliche Entwicklung und Perspektive aufweisen. Weiterhin wächst auch der Auslandsabsatz für deutsches Bier. Als regionale Brauerei mit einem breiten Sortiment von Bier, Biermischgetränken und alkoholfreien Getränken und langjähriger Erfahrung im Export sind wir hier gut aufgestellt.

www.4investors.de: Von welcher Seite sehen Sie derzeit eine größere Bedrohung. Von den kleinen Craft Beer Brauereien oder von den großen Biermultis?

Weber: Wir sehen weder von der einen noch von der anderen Seite eine Bedrohung. Wir fokussieren uns auf die Konsumenten und bieten ihnen ein breites Produktsortiment, das eine Vielzahl von Nachfragetrends abdeckt. Die Basis dafür ist unsere Nähe zum Verbraucher und unser Versprechen, Getränke handwerklich herzustellen mit echt starkem Geschmack zu begeistern sowie Genuss und Lebensfreude zu bringen. Interessant ist, dass in Deutschland die Craft Beer Bewegung nur sehr geringe Marktanteile ausmacht und die internationalen Konzerne keine dominante Position erreicht haben. In unserer Einschätzung liegt dies auch an der Stärke der vielen familiengeführten, mittelständigen Brauereien wie Karlsberg.

www.4investors.de: Wo wollen Sie 2021 Schwerpunkte setzen?

Weber: Unsere Schwerpunkte setzen wir vor allem hinsichtlich des Wachstums unserer strategischen Marken Karlsberg und MiXery. Hier konzentrieren wir uns auf die Distributionserweiterung und Einführung neuer Produkte und Gebinde. Der Ausbau unserer Partnermarken sowie die Vermarktung unserer Biere im Ausland ergänzt diese Strategie. Am Herzen liegt uns auch unsere Arbeitgeberattraktivität insbesondere durch die Entwicklung unserer Mitarbeiter und unserer partizipativen Unternehmenskultur. Die Digitalisierung bietet uns darüber hinaus große Chancen, noch besser die Bedürfnisse unserer Kunden und Konsumenten zu befriedigen und gleichzeitig in unseren Prozessen schlanker und kosteneffizienter zu werden.

www.4investors.de: In den letzten Jahren haben Sie eine Reihe neuer (Bier-)Produkte auf den Markt gebracht. Was haben Sie daraus für die Zukunft gelernt?

Weber: Der Verbraucher möchte Biervielfalt und Produkte für verschiedene Konsumanlässe. Auch saisonale Produkte, wie unser Bockbier sind stark nachgefragt. Die Neugier der Konsumenten auf Bier und die Nachfrage nach hochwertigen Getränken ist weiterhin ungebrochen. Gleichzeitig legen Konsumenten auch viel Wert auf bewährte Produkte. Sie sind sehr markentreu. Dabei wird unserer Meinung nach für den Konsumenten auch immer wichtiger, wer hinter einem Produkt steht. In diesem Umfeld haben unsere Marken zusätzlich an Stärke gewonnen.

www.4investors.de: Sie verpassen Ihren Getränken derzeit einen neuen Look. Ist das in diesen Tagen nicht ein Risiko?

Weber: Ganz im Gegenteil, das stärkt unsere Marke: Wir haben unseren Produkten ein noch zeitgemäßeres und natürlicheres Design gegeben. Der neue Karlsberg-Look steht für noch mehr Handwerkskunst, Nähe, Genuss und Lebensfreude. Mit der Wiedereinführung des Fassrollersterns als Markenabsender schaffen wir für den Konsumenten ein starkes und einheitliches Erscheinungsbild. Der Fassrollerstern steht dabei für echtes, ehrliches Handwerk und die mehrfach ausgezeichnete Brau- und Getränkekompetenz unserer Brauer. Und genau deshalb sind auch unsere Brauer mit in die Kommunikation eingebunden.

www.4investors.de: Ist eine weitere internationale Expansion für Sie aktuell ein Thema?

Weber: Wir freuen uns natürlich, wenn wir unsere Biere weltweit verkaufen können. Wir sind gleichzeitig im Kern ein Unternehmen, das sich auf den deutschen Markt fokussiert und genau da haben wir noch großes Potential, weiter unsere Marken und damit unseren Ertrag auszubauen.

www.4investors.de: Was sind die neuen Getränketrends?

Weber: Viele Trends sind nicht neu, aber vielleicht zurzeit etwas ausgeprägter. Wir erleben, dass Konsumenten bewusster konsumieren und daher Getränke, die einen klaren Mehrwert bieten, erfolgreich sind. Für uns als Brauerei sind dies insbesondere die Trends hin zu regionalen Produkten, vielfältigen Geschmackswelten sowie alkoholfreien und natürlichen Getränken.