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Vita 34: „Vorteilhafte Wettbewerbssituation im deutschen Markt“

04.04.2018 13:16 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Vita-34-Finanzvorstand Falk Neukirch im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de: Bild und Copyright: Vita 34.

2018 soll das EBITDA bei Vita 34 deutlich steigen. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de macht Finanzvorstand Falk Neukirch deutlich, wie er die künftige Entwicklung bei Vita 34 sieht. Akquisitionen sind dabei durchaus ein Thema. Auch will der CFO mit Regierungen ins Gespräch kommen, um die Geschäftstätigkeiten der Gesellschaft auszudehnen.


www.4investors.de: Auf Gesamtjahresbasis hat Vita 34 im Jahr 2017 einen Ergebnisrückgang verbucht, das vierte Quartal brachte dagegen operativ wie auch unter dem Strich einen deutlichen Gewinnanstieg. Ist die Trendwende nach den ersten Verbesserungen im Q3/2017 damit endgültig geschafft?

Neukirch:
Das zweite Halbjahr 2017 zeigt die neue Umsatz- und Ergebnisstärke von Vita 34 nach der erfolgreichen Übernahme und Integration unseres Wettbewerbers Seracell. Allerdings würden wir nicht von einer Trendwende reden. Vielmehr war Vita 34 auch in der ersten Hälfte 2017 auf einem guten Kurs. Die Akquisition des Wettbewerbers Seracell hat das Ergebnis des Geschäftsjahres 2017 durch die Einmaleffekte im Zusammenhang mit dieser Akquisition belastet, gleichzeitig aber auch neues Potenzial eröffnet, wie wir im zweiten Halbjahr bereits zeigen konnten. Das starke Neukundengeschäft und der daraus resultierende überproportionale Anstieg des EBITDA zeigen, dass die Strategie, die wir mit der Übernahme verfolgt haben, wie erwartet aufgeht. Für 2018 rechnen wir auf der Kostenseite nur noch mit Effekten aus der Kaufpreisallokation des Seracell-Erwerbs. Die letzten beiden Quartale lassen bereits erkennen, wohin sich die neue Vita 34 zukünftig entwickeln wird.

www.4investors.de: In welchem Ausmaß haben Sondereffekte das Ergebnis im vergangenen Jahr belastet?

Neukirch:
Die Sondereffekte haben sich auf das EBITDA mit einem Betrag von -1,5 Millionen Euro ausgewirkt. Konkret sprechen wir hier v.a. von Transaktionskosten in Höhe von 0,3 Millionen Euro sowie Integrationskosten inklusive Abfindungen und Abstandszahlungen in Höhe von 0,7 Millionen Euro. Außerdem sind Kosten aus Managementveränderungen in Höhe von 0,4 Millionen Euro angefallen. Bereinigt um diese außergewöhnlichen Kosten hätten wir in 2017 ein EBITDA von 3,3 Millionen Euro und eine EBITDA Marge von ca. 17 Prozent erzielt und würden damit deutlich über den Vorjahreswerten liegen.

www.4investors.de: 2018 peilen Sie bis zu 4,6 Millionen Euro EBITDA an. Wie konservativ ist dieser Ausblick vor dem Hintergrund der Entwicklung im vierten Quartal?

Neukirch:
Wir halten die Prognose, die einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren darstellt, für realistisch. Sie berücksichtigt einmal die für die Vita 34 nach der Seracell-Akquisition durchaus vorteilhafte Wettbewerbssituation im deutschen Markt, aber auch die Tatsache, dass wir in anderen Märkten weiterhin unverändert einem starken Wettbewerb ausgesetzt sind. In Serbien, Italien und Rumänien werden neue Vertriebspartner etabliert, von denen wir uns für die Zukunft einiges erwarten. Die Etablierung im Markt wird allerdings etwas Zeit in Anspruch nehmen, bietet uns aber für die Zukunft weiteres Potenzial.

www.4investors.de: Die „Vision 2021” sieht ein EBITDA von 10 Millionen Euro vor. Wenn man sich die Planung für 2018 anschaut, könnte man auf die Idee kommen, dass Vita 34 das Ziel auch früher erreichen könnte. Berechtigt?

Neukirch:
Mit der „Vision 2021“ wollen wir eine längerfristige Perspektive für die Unternehmensentwicklung aufzeigen. Die Umsetzung der Vision bis zum Jahr 2021 setzt die erfolgreiche Erreichung wesentlicher Meilensteine unserer Wachstumsstrategie voraus. Dies beinhaltet kurz-, mittel- und langfristige Komponenten. Wir arbeiten in allen Bereichen an der Umsetzung. Während die direkt marktgerichteten Maßnahmen bereits die gewünschten Erfolge zeigen, werden geografische Expansion und F+E-Aktivitäten erst später zum gewünschten Ziel beitragen. Dabei geht es weniger um kurzfristige Einmaleffekte als um ein nachhaltig profitables und zukunftsorientiertes Geschäft.

www.4investors.de: Vita 34 hat eine Fortsetzung der „Buy and Build” Strategie angekündigt. Sind dabei noch einmal Deals in einer Größenordnung wie 2017 mit Seracell zu erwarten, oder wollen Sie eher mit kleineren Zukäufen und organisch wachsen?

Neukirch:
Nach der erfolgreichen Übernahme von Seracell steht der Ausbau unseres Kerngeschäfts in unserem Heimatmarkt Deutschland und damit das organische Wachstum im Fokus. Wir werden das Neukundengeschäft weiter stärken, auch durch neue Produkte, z.B. für ein preissensitiveres Kundensegment. Gleichzeitig sondieren wir den Markt bezüglich attraktiver Unternehmen und Kooperationspartner, um zum einen geografisch und zum anderen entlang der Wertschöpfungskette zum Zellprodukt weiter zu wachsen. Der Markt der Stammzellbanken befindet sich aktuell in der Konsolidierung und es ist Teil unserer Strategie, in diesem Prozess eine aktive Rolle zu spielen. Vita 34 ist nach der erfolgreichen Seracell-Integration strukturell und organisatorisch gut aufgestellt, um jederzeit eine weitere Akquisition durchzuführen.

www.4investors.de: Welche internationalen Märkte sind für Vita 34 interessant?

Neukirch:
Wir konzentrieren uns aktuell auf Europa. In diesem geographischen Raum können wir die Synergien erzeugen, die wir uns von einer Akquisition erwarten. Insbesondere geht es dabei um den Transport des Nabelschnurbluts oder -gewebes zu unseren Lagern in Leipzig oder Rostock sowie die damit verbundenen Genehmigungen zur Herstellung, Lagerung und Abgabe. Damit sind Investitionen in diesem geografischen Raum für unser Geschäftsmodell werthaltiger.

www.4investors.de: Der Seracell-Kauf wurde zum Teil über ein Darlehen finanziert, die Darlehensschulden sind aus diesem Grund von 1,54 Millionen Euro auf mehr als 8 Millionen Euro geklettert. Ist eine kurzfristige Rückführung geplant, oder könnten Sie sich vorstellen, auch zukünftige Zukäufe mit Fremdkapital zu finanzieren?

Neukirch:
Die letzte Akquisition wurde nahezu hälftig aus Eigen- und Fremdkapital finanziert. Dabei konnten wir uns für das Fremdkapital langfristig attraktive Konditionen sichern. Die Rückführung wird planmäßig aus dem durch die Akquisition hinzugewonnen Cash-Flow erfolgen. Die Finanzierungsstruktur für zukünftige Akquisitionen werden wir an die konkrete Akquisition und das vorliegende Finanzierungsumfeld anpassen, da sind wir nicht festgelegt. Für eine börsennotierte Gesellschaft gehört eine Eigenkapitalfinanzierung natürlich zu den zentralen Finanzierungsinstrumenten.

www.4investors.de: Welchen Beitrag wird Seracell bei Umsatz und Ertrag im laufenden Jahr liefern können?

Neukirch:
Aus heutiger Sicht ist der deutsche Markt sicher die zentrale Komponente für den geplanten Ergebniszuwachs im Jahr 2018. Das Neukundengeschäft entwickelt sich überaus positiv. Wir planen in 2018 bereits 75 Prozent des langfristig stabilen Marktpotenzials zurückzugewinnen, was der zentrale Umsatz- und Ergebnistreiber des Jahres 2018 ist. Der akquisitionsbedingte Bestandszuwachs aus übernommenen Jahreszahlerverträgen unterstützt diese Entwicklung. Er hat auf Gesamtjahressicht einen Ergebnisbeitrag von ca. 1 Million Euro.

www.4investors.de: Wo bestehen noch Möglichkeiten, Kosten zu sparen und Synergien zu heben?

Neukirch:
Gerade nach einer Akquisition bieten alle Unternehmensbereiche Optimierungspotenzial. Wir analysieren die relevanten Kostentreiber und überprüfen alle Aktivitäten im Unternehmen auf ihre Rentabilität.

www.4investors.de: EU-weit sind die Einlagerungszahlen - prozentual gesehen - trotz eines vergleichsweise hohen Einkommensniveaus zum Teil deutlich geringer als in anderen Ländern. Was will Vita 34 tun, um das zu ändern?

Neukirch:
Tatsächlich sehen wir in Europa mit zurzeit Einlagerungszahlen von 2 Prozent noch deutliches Wachstumspotenzial. Man muss gar nicht in Länder wie die USA oder Südkorea mit Einlagerungsquoten von 5 Prozent bzw. 25 Prozent blicken, um die bestehenden Wachstumspotenziale zu erkennen. Schon innerhalb Europas schwanken die Einlagerungsquoten zwischen 1 Prozent und 10 Prozent, und zwar unabhängig vom Bruttosozialprodukt des Landes oder den Gehaltniveaus der Bevölkerung. Wesentliche Einflussfaktoren sind hier zwei Punkte: 1.) die Bereitschaft zur Eigenvorsorge, die entsprechend der Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme unterschiedlich ausgeprägt ist, und 2.) die Bekanntheit des Produktangebots zum Zeitpunkt der Geburt oder davor. Gerade die digitalen Medien bieten uns die Möglichkeit, unsere Zielgruppe der werdenden Eltern zielgenau anzusprechen und vom Wert eines individuellen Stammzelldepots zu überzeugen. Passende Finanzierungsmodelle und neue Vertragsmodelle für preissensitivere Kunden werden den Markt zusätzlich beleben.

www.4investors.de: In der Medizin gelten personalisierte Therapieformen als wichtiger Trend in der Zukunft, es wird unter anderem in der Krebsbehandlung reichlich geforscht und klinisch getestet, in den USA kam es im vergangenen Jahr zu einer ersten Zulassung. Welche Optionen bieten sich in diesem Markt für Vita 34?

Neukirch:
Die Stammzelltherapie ist sicherlich der Vorläufer der personalisierten Zelltherapie und ist letztendlich dafür verantwortlich, dass weltweit Millionen von Eltern das Nabelschnurblut ihrer Kinder haben konservieren lassen. Im Nabelschnurblut finden sich aber nicht nur Stammzellen, sondern auch andere Zelltypen wie z.B. T-Zellen und natürliche Killerzellen, die Gegenstand der Forschung im Bereich neuer Krebstherapien sind. Vita 34 wird das Knowhow, das wir im Umgang mit Stammzellen aufgebaut haben, auch für andere Zellquellen nutzen. Hier können wir uns gut vorstellen, Zellen verschiedenster Art zu kryokonservieren, aufzubewahren und im Bedarfsfall für Krebstherapien zur Verfügung zu stellen. Letztendlich sind alle Zelltherapien an gesunden, jungen und teilungsfähigen Zellen interessiert, was uns die Möglichkeit gibt, am medizinischen Fortschritt in diesem Bereich zu partizipieren.

www.4investors.de: Sehen Sie zusätzliches Potenzial außerhalb des Privatkundenmarkts für die Dienstleistungen von Vita 34?

Neukirch:
Mit Vita Meins+Deins und mit VitaPlusSpende bieten wir bereits Produkte an, die den Bestand an öffentlichen Stammzellpräparaten vergrößern und damit zur Verbesserung der Versorgung einen Beitrag leisten. Private Nabelschnur- oder Biobanken können hier bei entsprechender Eignung eine Ergänzung zu öffentlichen Banken (Public Banking) bilden, die aufgrund der gestiegenen Nachfrage und der limitierten Ressourcen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Außerdem evaluiert Vita 34 auch die Chancen, sich im Bereich Business-to-Government (B2G) zu etablieren. Biobanking hat in den vergangenen Jahren weltweit einen Aufschwung erfahren. Es gibt konkrete Bestrebungen einiger europäischer Staaten, den Neuaufbau von öffentlichen Biobanken an private Dienstleister, die über die erforderliche Expertise und Erfahrung im Bereich Zellbanking verfügen, zu delegieren. Wir verfügen über dieses Knowhow und haben darüber hinaus alle erforderlichen Zulassungen und Zertifikate, die sich auch auf andere Länder übertragen lassen. „Business to Government“ ist für uns daher ein interessanter Bereich, unser Geschäftsmodell zu erweitern. Insgesamt sehen wir damit auch jenseits der etablierten Geschäftsbereiche signifikante Wachstumsmöglichkeiten.

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