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Softing-CEO Dr. Trier: „Gewinnsprung von rund 50 Prozent in 2018 erwartet“

26.05.2017 07:52 Uhr - Autor: Redaktion 4investors  auf twitter

Softing-CEO Wolfgang Trier im Gespräch mit der Redaktion von 4investors.de. Bild und Copyright: Softing.

Die Softing AG ist mit einem organischen Wachstum von 11 Prozent im ersten Quartal stärker als erwartet ins Geschäftsjahr 2017 gestartet. Trotz einer Anhebung der Umsatzprognose ist die Aktie des Diagnose-Spezialisten bisher aber noch nicht in Fahrt gekommen. Während die Segmente Industrial und IT Networks dynamisch wachsen, drückten verzögerte Produktentwicklungen das Automotive-Segment in die roten Zahlen.

„Wir haben aus unseren Fehlern gelernt“, stellt Softing-CEO Dr. Wolfgang Trier im Gespräch mit der Redaktion von 4investors.de klar. Nach einem Wechsel des Managements soll die neue Produktgeneration noch im laufenden Jahr auf den Markt kommen. Zur Finanzierung von Zukäufen könnte sich der Konzernlenker und Großaktionär auch eine Kapitalerhöhung in der Größenordnung von 6 Prozent bis 10 Prozent vorstellen. Die aktuell niedrige Bewertung der Softing-Aktie bietet seiner Einschätzung nach „ein hohes Upside-Potenzial“.


www.4investors.de: Das Geschäftsjahr 2017 hat für Softing mit einem organischen Wachstum von 11 Prozent im ersten Quartal stärker als erwartet begonnen. In welchen Bereichen lief es besonders gut?

Trier:
Die Treiber des Geschäfts waren im ersten Quartal die Segmente Industrial und IT Networks. Bei Industrial lief das Europageschäft ordentlich nach Plan, den größten Beitrag steuerte aber das US-Geschäft bei, das bei guten Umsätzen besonders margenstark ist. Das hat uns sehr gefreut, nachdem wir zunächst mit einem eher vorsichtigen Ausblick ins Jahr gegangen waren. Zudem zeigt sich, dass der Ausbau des Marketings und eine Vielzahl von Präsenzen auf Messen und Partnerveranstaltungen die Nachfrage deutlich belebt hat.

www.4investors.de: Der Auftragsbestand hat um 50 Prozent auf 14,6 Millionen Euro zugelegt. Welchen Anteil hatten neue Produkte an diesem dynamischen Zuwachs?

Trier:
Dahinter steckt eine ausgewogene Mischung aus etablierten Produkten und Neuprodukten. Man darf dabei nicht vergessen, dass auch die etablierten Produkte regelmäßig neue Funktionen und Verbesserungen erhalten. Im Auftragsbestand stecken aber auch Abrufaufträge für das dritte und vierte Quartal 2017. Das hilft uns entsprechend bei der Visibilität für die zweite Jahreshälfte.

www.4investors.de: Zum Wachstumsmotor hat sich wie bereits angesprochen die Tochter Softing IT Networks GmbH entwickelt, für die Sie 2017 ein zweistelliges Umsatzplus erwarten. Ernten Sie hier die Früchte der zunehmenden Fokussierung auf den Wireless Markt (WLAN)? Welche Neuprodukte haben Sie dort in der Pipeline?

Trier:
Zunächst zeigt sich in den Zahlen unser massiv ausgebautes Marketing. Die Produkte der IT Networks haben im Konzern den engsten Endkundenbezug. Daher hat die Kommunikation zum Kunden über Website, Produktvideos, Schulungen und White Papers einen großen Einfluss auf die Nachfrage. Mit unseren Neuprodukten zielen wir direkt und indirekt auf die hohen Wachstumsraten im Wireless Markt ab. Wir werden zum vierten Quartal 2017 zwei neue Produkte auf den Markt bringen, die technologisch führend sind und in ihrer Leistungsfähigkeit absolute Alleinstellungsmerkmale aufweisen werden. Das schafft Umsatzpotenzial für 2018, lädt aber auch unsere Marke im Sinne der Technologieführerschaft auf.

www.4investors.de: Ein Wermutstropfen gab es im Q1-Bericht aber auch: die deutlich verzögerten Produktentwicklungen im Segment Automotive. Könnten Sie die Hintergründe dieser Verzögerungen erläutern? Um welche Produkte handelt es sich hierbei und worin sind die Verzögerungen begründet?

Trier:
Für mich ist das mehr als ein Wermutstropfen, eher ein „Wermutsfass“. Wir haben im letzten Jahr die Entwicklung einer komplett neuen Familie von Diagnoseschnittstellen (VCIs) und gleichzeitig die Entwicklung einer komplett neuen hochkomplexen Middleware begonnen. Statt auf eine schrittweise Neuentwicklung dieser Produkte zu setzen, haben wir versucht, alles auf einmal zu erneuern und sind so in die Komplexitätsfalle gelaufen. Dabei wurde der Aufwand massiv unterschätzt. Nun kostet die Entwicklung aufgrund der Zeitverzögerung weit mehr als ursprünglich budgetiert. Kunden, die sich aus Begeisterung schon letztes Jahr für diese Produkte entschieden haben, erhalten die Geräte mit deutlicher Verzögerung, Neukunden mit akutem Bedarf für genau diese Geräte mussten wir zunächst vertrösten. Nicht nur finanziell schmerzt das zum jetzigen Zeitpunkt sehr. Wir können uns dabei aber nur an die eigene Nase fassen und wir haben aus unseren Fehlern gelernt.

www.4investors.de: Über welche Alleinstellungsmerkmale verfügen diese Produkte und ab wann können diese voraussichtlich einen nennenswerten Beitrag zu Umsatz und Ergebnis liefern?

Trier:
Die Diagnoseschnittstellen (VCIs) machen technologisch mit der Rechenleistung von zwei Prozessoren einen Sprung nach vorne und eröffnen komplett neue Anwendungsbereiche. Die Middleware ist eine hochkomplexe Softwareschicht, mit der die Entwickler bei den Automobilherstellern und Zulieferern unter dem Fachbegriff „Restbus-Simulation“ Signale von weiteren Steuergeräten simulieren können, die zum Entwicklungszeitpunkt noch gar nicht verfügbar sind. Das öffnet bei der Entwicklung von Steuergeräten und in Motorprüfständen, aber auch bei der Qualitätskontrolle von Steuergeräten ein breites Spektrum von Anwendungen, die bisher so nicht denkbar waren. Daraus resultiert auch das große Interesse von Seiten unserer Kunden.

www.4investors.de: Sie haben es gerade angesprochen: Sie haben aus Ihren Fehlern gelernt. Welche Konsequenzen haben Sie aus der zuletzt nicht befriedigenden Entwicklung im Segment Automotive gezogen?

Trier:
Zunächst haben wir die Lage analysiert und Optionen geprüft. Die sich in der Entwicklung befindlichen Produkte verfügen über ein großes Absatzpotenzial, insofern war die Entscheidung für die Entwicklung auch richtig. Allerdings war die Art, wie in diesem Bereich geplant und der Fortschritt überwacht wurde, leider völlig inakzeptabel. Daher sind die dafür verantwortlichen Mitarbeiter heute auch nicht mehr für die Softing AG tätig. Da die Nachfrage nach diesen Produkten trotz der Verzögerungen jedoch unverändert hoch ist, haben wir uns dazu entschlossen, die Entwicklungen trotz der Mehrkosten konsequent voranzutreiben. Die neue Generation am Markt werden wir noch im laufenden Jahr am Markt einführen. Bereits für 2018 erwarten wir für den Automotive-Sektor die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

www.4investors.de: Für den nordamerikanischen Markt berichten Sie von einer „massiven Verbesserung der Stimmung seit der Präsidentschaftswahl“. Welche Erwartungen haben Sie an den US-Markt im Gesamtjahr 2017?

Trier:
Das erste Quartal war besonders stark. Beide US-Gesellschaften konnten in Umsatz und Ergebnis wieder zu den guten Zahlen des Jahres 2015 aufschließen und diese teilweise sogar übertreffen. Die gesamte Fertigungsindustrie macht derzeit einen Satz nach vorne. Projekte kommen wieder, Budgets werden wieder bereitgestellt. Die Amerikaner reagieren in Krise und Aufschwung heftiger, als wir das in Europa gewöhnt sind. Nach einem schon sehr starken ersten Quartal erwarten wir den Hauptschub im vierten Quartal, für das schon eine Reihe von Abrufaufträgen vorliegt. Für 2017 freuen wir uns daher im US-Markt über ein starkes Wachstum.

www.4investors.de: Welche Erwartungen haben Sie an den Bereich Öl + Gas?

Trier:
Derzeit erfährt der Bereich Öl + Gas in den USA eine nur langsame Erholung. Man geht davon aus, dass derzeit nur rund 50 Prozent der Förderkapazitäten im produktiven Einsatz ist. Bei dem erwarteten Anziehen der Preise werden die Förderer jedoch schnell reagieren können und müssen. Daraus resultierende Aufträge haben wir heute noch nicht in den Büchern, da dies Serienprodukte betrifft, die kurzfristig geordert und geliefert werden. Ab dem vierten Quartal erwarten wir jedoch zusätzliche Wachstumsimpulse aus neuen, großen Infrastrukturprojekten. Dies sind z. B. große Pipelineprojekte, die sich noch in der Planungsphase befinden. Wir bekommen hier zunächst von Planern Anfragen zur Kalkulation. In welchem Maße die daraus erwarteten Aufträge teils noch in 2017 oder auch erst in 2018 zur Ausführung kommen, lässt sich noch nicht vorhersagen.

www.4investors.de: Kommen wir auf Ihre Prognose für das Geschäftsjahr 2017 zu sprechen. Inwiefern wird die Umsatz- und Ergebnisentwicklung im Gesamtjahr 2017 noch von den Verzögerungen im Automotive-Sektor beeinträchtigt?

Trier:
Das Jahr 2017 wird noch bis ins dritte Quartal hinein von der Kombination aus erhöhten Kosten und verzögerten Lieferungen im Automotive-Sektor belastet sein. Wie schnell wir die Umsätze mit den Neuprodukten hochfahren können, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Daher sehen wir die Ergebnisprognose in einem Band von 5 Millionen Euro bis 6 Millionen Euro, ohne dies zu diesem Zeitpunkt präziser fassen zu können. Allerdings lässt die Gesamtperspektive für den weiteren Jahresverlauf ein anhaltend starkes Wachstum mit guten Erträgen im Segment Industrial erwarten. Damit stellt sich für uns der Ausblick auf das Gesamtjahr deutlich positiver als zu Jahresbeginn erkennbar dar. Entsprechend haben wir unsere Erwartung für den Jahresumsatz auf rund 85 Millionen Euro erhöht.

www.4investors.de: Im Ausblick für 2017 haben Sie angekündigt, auch das nichtorganische Wachstum weiter vorantreiben zu wollen, um strategische Lücken zu schließen und Ihren Umsatz geographisch breiter abzusichern. Welche Lücken haben Sie dabei konkret identifiziert?

Trier:
Das Automotive Segment muss seine Entwicklungen abschließen und wird für 2018 mindestens ein neutrales Ergebnis abliefern. Allein schon deshalb kommen nur die Segmente Industrial und IT Networks für anorganisches Wachstum in Frage. In beiden Segmenten führen wir Gespräche, in deren Rahmen bereits Geheimhaltungsvereinbarungen abgeschlossen wurden und bei denen wir teils schon sehr konkret verhandeln. Wir werden uns aber bis zur Unterschrift alle Optionen offen halten. Daher wollen wir zum zeitlichen Verlauf und zur Realisierungswahrscheinlichkeit derzeit noch nichts kommunizieren.

www.4investors.de: Welche Finanzierungskraft steht Ihnen für Zukäufe zur Verfügung? Würden Sie zur Finanzierung größerer Akquisitionen auch auf eine Kapitalerhöhung zurückgreifen?

Trier:
Wir haben unter der Berücksichtigung der derzeit bekannten Übernahmekandidaten als auch im Hinblick auf die Produktoffensive bei Automotive und IT Networks den Kapitalbedarf für die nächsten 24 Monate kalkuliert. Wir stellen uns hierzu eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital vor. Eine solche Kapitalerhöhung würde sich aber nur im Rahmen von etwa 6 Prozent bis 10 Prozent bewegen. Wir würden damit auch die Chance nutzen, weitere institutionelle Investoren an Bord zu holen oder bestehende Ankerinvestoren weiter an uns zu binden.

www.4investors.de: Wann nimmt Softing die psychologisch wichtige Umsatzmarke von 100 Millionen Euro ins Visier?

Trier:
In unserer Mittelfristplanung hatten wir diese Schwelle für das Geschäftsjahr 2018 ins Visier genommen. Rein organisch ist das Erreichen dieser Zielgröße eher für das Jahr 2019 oder 2020 zu erwarten. Durch eine Akquisition könnte das natürlich auch deutlich früher geschehen.

www.4investors.de: In den vergangenen drei Jahren ist die Softing-Aktie unter größeren Schwankungen seitwärts gelaufen. Für die Aktionäre ist diese Kursentwicklung nicht zufriedenstellend. Wollten Sie auch deshalb mit Ihren jüngsten Insiderkäufen ein Zeichen setzen, dass die Aktie aktuell über ein positives Chance-Risiko-Verhältnis verfügt?

Trier:
Auch wenn ich als langfristiger Investor davon weniger betroffen bin, ist klar, dass die Performance der Aktie in den letzten zwei Jahren absolut unbefriedigend ist. Die aktuell niedrige Bewertung bietet aber ein hohes Upside-Potenzial. Auch wenn die volle Leistungsfähigkeit der gesamten Softing-Gruppe erst mit dem dritten und mehr noch im vierten Quartal 2017 erkennbar werden wird, laufen die Segmente Industrial und IT Networks ausgezeichnet und werden von anhaltenden Trends getragen. Wenn wir die für 2017 erwarteten Verluste im Segment Automotive in 2018 auch nur auf Null stellen, ergibt dies für 2018 schon einen Gewinnsprung von rund 50 Prozent – und dies wäre ein eher vorsichtiges Szenario. Alles was besser als ein neutrales Automotive Segmentergebnis wird, treibt den Gewinn entsprechend weiter nach oben. Daher habe ich zu einem Zeitpunkt zugegriffen, zu dem mir das rechtlich noch möglich war.

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