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Softing-CEO Trier: „Autonomes Fahren erschließt völlig neue Geschäftsmodelle“

23.03.2016 08:14 Uhr - Autor: Redaktion 4investors  auf twitter

Softing-Vorstandschef Wolfgang Trier im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Softing.

Die Softing-Aktie gehört zu den positiven Überraschungen des Börsenjahres 2016. Der heute vorgelegte Geschäftsbericht 2015 zeigt warum: Nachdem Softing schon 2015 am oberen Ende der Prognose landete, stellt Vorstandschef Wolfgang Trier für 2016 weiteres profitables Wachstum in Aussicht. Dabei sieht der Konzernlenker bei der Prognose „mehr Luft nach oben, denn Risiko nach unten“, wie er im Gespräch mit www.4investors.de verrät. Neue Softwareprodukte versprechen zusätzliche Impulse – und eine geringere Abhängigkeit vom Jahresendgeschäft ab 2017.


www.4investors.de: Softing hat im Geschäftsjahr 2015 bei Umsätzen von 82,3 Millionen Euro ein operatives EBIT von 7,1 Millionen Euro erzielt und liegt damit am oberen Ende der kommunizierten Zielwerte. Was waren die Gründe für das gute Abschneiden, insbesondere im vierten Quartal?

Trier: Im vierten Quartal kam eine Reihe von Großaufträgen in die Auslieferung, womit der Auftragseingang der Vorquartale zu Umsatz wurde. Darüber hinaus haben wir mit unseren Töchtern Online Development (OLDI) und Psiber Data zwei Unternehmen in der Softing-Gruppe, die schon seit Jahren einen Großteil ihres Umsatzes und Ergebnisses im vierten Quartal realisieren. Das Bild eines schwachen ersten und sehr starken zweiten Halbjahres wird sich auch in 2016 fortsetzen. Ab 2017 erwarten wir eine saisonale Glättung der Umsätze durch neue Softwareprodukte, die ohne Jahresendzyklus breiter über das Jahr verteilt nachgefragt werden.

www.4investors.de: Sie sprechen Ihre US-Tochter OLDI an. Welche Bedeutung hat der US-Markt mittlerweile für Softing? Und welche Ziele verfolgen Sie dort mittelfristig?

Trier: Unser strategisches Ziel war, mehr als ein Drittel des Jahresumsatzes in Nordamerika zu machen. Dort sind wir mit der Softing Inc. und der OLDI am Markt präsent. Mit knapp 30 Millionen Euro Umsatz in beiden Gesellschaften haben wir dieses Ziel 2015 klar erreicht. Hinzu kommt, dass OLDI in 2015 weit über den Erwartungen profitabel war. Die mittelfristigen Ziele der beiden US-Gesellschaften sind auf ein zweistelliges Umsatzwachstum ausgerichtet. Dies wird durch innovative Neuprodukte mit besonders hohem Kundennutzen hinterlegt, die von Mitte 2017 an auf den Markt kommen werden. Das ist einerseits erfreulich, schafft aber auch Abhängigkeiten der gesamten Gruppe von dieser Region, denen man durch die Stärkung des Ertrags in den anderen Regionen entgegenwirken muss.

www.4investors.de: Während sich das Segment Industrial Automation Segment positiv entwickelte, musste das zweite Standbein Automotive Electronics im vergangenen Jahr einen Umsatz- und Ergebnisrückgang hinnehmen. Ab wann können Sie dort den Wegfall ausgelaufener Produkte kompensieren und auch in diesem Bereich wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren?

Trier: Nachdem wir in 2014 eine höchst erfreuliche Sonderkonjunktur erlebt hatten, musste das Automotive Segment in 2015 ohne diese Effekte auskommen. Die Tatsache, dass der Ergebnisrückgang deutlich unter dem Umsatzrückgang lag, weist uns den Weg. Wir wollen durch einen verstärkten Anteil von Software zunächst die Lücke auf der Ertragsseite schließen und dann auch im Umsatz wieder an das 2014er-Rekordergebnis anschließen. Hinzu kommt unsere Diagnose-App für Smartphones, die in Zusammenarbeit mit einem deutschen Premiumanbieter in den nächsten Wochen schon in den Markt geht. Weitere Zukunftschancen sehen wir bei der sogenannten „Embedded Diagnostics“. Durch komplexe Funktionen wie autonomes Fahren und Trends zu „Connected Cars“ erwarten wir zukünftig mehr Diagnoseanteile in den Fahrzeugen. Bei entsprechend abgegrenzter Haftung erschließt dies völlig neue Geschäftsmodelle.

www.4investors.de: Strategisch haben Sie 2015 im Segment Automotive Electronics mit dem Gewinn wichtiger Schlüsselkunden und dem Einstieg in die Diagnose bei schweren Dieselmotoren und fahrbaren Arbeitsmaschinen große Fortschritte gemacht. Wann wird sich dies in Umsatz und Ertrag niederschlagen?

Trier: Der Einstieg in das Geschäft mit der Diagnose schwerer Dieselmotoren war sehr erfolgreich, hier konnten wir uns aufgrund unserer Produkteigenschaften klar gegen den Wettbewerb durchsetzen. Dieses Geschäft besteht nahezu komplett aus Software-Lizenzen. Darüber hinaus schließen die Kunden umfangreiche Wartungs- und Serviceverträge ab. Für den Kunden bedeutet dies die Garantie, stets von den Verbesserungen unserer Produkte zu profitieren. Für uns stellt dies eine Verstetigung der Einnahmen dar. Wir wollen dieses Modell auf die fahrbaren Arbeitsmaschinen übertragen. Die technische Situation ist hier ganz ähnlich. Unser Ziel ist es, jedes Jahr einen neuen starken Kunden aufzubauen. In 2016 stehen dem noch signifikante Kosten aus Produktanpassungen gegenüber, die jedoch in den Folgejahren stark zurückgehen werden.

www.4investors.de: Für das laufende Jahr stellen Sie einen neuen Umsatzrekord im Bereich von 85 Millionen Euro und ein operatives EBIT von mehr als 7,5 Millionen Euro in Aussicht. Wie konservativ ist diese Prognose?

Trier: Ich sehe bei dieser Prognose mehr Luft nach oben, denn Risiko nach unten. Zu Beginn eines Jahres ist dies aber nur sehr schwer in Zahlen zu fassen. Die Chancen liegen bei unseren Produkten, unseren Kunden und unseren neuen Vertriebskanälen, etwa in Frankreich und China. Die Risiken sehe ich in einem sehr volatilen konjunkturellen Umfeld. Große konjunkturelle Verwerfungen könnten wir nicht kompensieren.

www.4investors.de: Welchen Newsflow dürfen Ihre Aktionäre im weiteren Jahresverlauf erwarten?

Trier: Unsere Kontakte haben in beiden Segmenten unseres Geschäfts einige interessante Partner identifiziert, mit denen wir im weiteren Gespräch die gesamte Bandbreite der Zusammenarbeit ausloten wollen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass im Laufe des Jahres noch einiges Interessante zu berichten sein wird.

www.4investors.de: Trotz des im Jahr 2015 gestiegenen Konzernergebnisses wollen Sie der nächsten Hauptversammlung eine auf 15 Cent je Aktie gekürzte Dividende vorschlagen. Damit wollen Sie sich finanziell für eventuelle Zukäufe wappnen. Müssen Sie nicht befürchten, mit dieser Vorgehensweise den einen oder anderen Aktionär zu verschrecken?

Trier: Wir haben mit einigen Aktionären gesprochen, wie sich deren Präferenz zwischen einer höheren Dividende und aggressiverem Wachstum darstellt. Bei den institutionellen Investoren setzt man unisono den Schwerpunkt auf Wachstum. Bei den Privaten schwankt dies je nach persönlichem Anlageschwerpunkt. Da auch Vorstand und Aufsichtsrat interessante Chancen für weiteres Wachstum sehen, haben wir beschlossen, eine Investitionsreserve aufzubauen. Sollten wir im laufenden Jahr hierfür keine befriedigende Verwendung finden, wird der einbehaltene Teil bei entsprechend solidem Geschäft auf das nächste Jahr fortgetragen und dann ausgeschüttet.

www.4investors.de: Haben Sie schon konkrete Übernahmetargets im Auge, die aus strategischer Sicht für das weitere Wachstum für Softing interessant sind? In welchen Bereichen wollen Sie anorganisch wachsen?

Trier: Wir haben eine Shortlist von Kandidaten aufgebaut. Jedes der Unternehmen auf der Liste ergänzt uns entweder im Produktportfolio oder im Kundenzugang für bestehende Produkte. Dies betrifft sowohl das Segment Automotive Electronics wie auch die Industrial Automation. Alles Weitere ergibt sich dann aus Kosten und Chancen im jeweiligen Fall.

www.4investors.de: Die finanzielle Situation der Softing AG ist grundsolide, dennoch würde eine größere Übernahme zu einem weiteren Finanzierungsbedarf führen. Welche Finanzierungsoptionen würden Sie in diesem Fall favorisieren?

Trier: Für ein Unternehmen, das auf Dauer angelegt ist, sehe ich trotz billigem Geld eine Obergrenze für das verwendete Fremdkapital. Bei der aus meiner Sicht extrem volatilen politischen und wirtschaftlichen Gesamtlage müssen wir immer in der Lage sein, eine Rezession über eine Zeit von ein bis zwei Jahren zu überstehen. Verlassen können Sie sich in einer harten Krise nur auf zwei Dinge: einerseits schnell zu reagieren und die Kosten zügig anzupassen und andererseits ausreichend liquide Mittel unter eigener Kontrolle zu haben. Daher wollen wir derzeit den Großteil der nötigen Mittel für Übernahmen aus überschüssiger Liquidität und aus dem Eigenkapital schöpfen. Dies ist auch ein Signal an unsere Banken.

www.4investors.de: Die Softing-Aktie gehört – nach dem enttäuschenden Kursverlauf des Vorjahres – bisher zu den wenigen Gewinnern des Börsenjahres 2016. Spüren Sie aktuell ein wieder ansteigendes Interesse von Investorenseite?

Trier: Wir waren rund drei Jahre ganz vorne bei der Kursperformance. In 2015 verzeichnete die Softing-Aktie einen Kursrückgang und eine lange Seitwärtsbewegung. Das war für mich nicht angemessen, aber die Kurse macht nun einmal der Markt. Jetzt scheint der Markt die Chancen wieder zu verstehen und der Kurs zieht entsprechend an. Die Anfragen von Investoren häufen sich deutlich, was uns natürlich freut– mich als wesentlich engagierten Aktionär ganz besonders. Dennoch ist für die Unternehmensleitung immer klar, dass wir keine Firmenpolitik mit dem Ziel hoher Kurse machen, sondern das Unternehmen systematisch in Wachstum und Profitabilität voranbringen müssen. Die Kursentwicklung wird sich dann von selbst einstellen. Niemand wird zu Zeiten von Negativzinsen an einem schnell wachsenden und profitablen Unternehmen vorbeigehen.

www.4investors.de: Persönlich halten Sie nach einem weiteren Zukauf im Februar 2016 nun mehr als 110.000 Softing-Aktien. Planen Sie Ihr Engagement mittelfristig weiter auszubauen?

Trier: Es war für mich geradezu quälend, monatelang Bewertungen zwischen 10 und 12 Euro je Aktie zu sehen und aus rechtlichen Gründen keine Softing-Aktien kaufen zu dürfen. Mein letzter Kauf im Februar war für mich da eine echte Befreiung. Ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten auch weiter in Softing investieren. Nach meiner Kenntnis hat auch unsere Familienstiftung die Aktien stets gehalten oder hinzugekauft. Ich sehe kein anderes Investment, dem ich in gleichem Maße vertrauen würde.

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