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Euroboden: Ad-hoc Committee will eine für alle Seiten akzeptable Lösung finden

01.08.2023 07:54 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Immobilienprojekt Derzbachhof von Euroboden. Bild und Copyright: Euroboden.

Die Pläne von Euroboden zur Restrukturierung von zwei Anleihen stoßen nicht auf ungeteilte Zustimmung. Es hat sich ein Ad-hoc Committee gebildet, das das Gespräch mit den Verantwortlichen von Euroboden sucht und die Interessen von Anleiheinvestoren vertritt. So erhofft man sich einen konstruktiven Dialog mit Euroboden. Im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert Rechtsanwalt Thorsten Kuthe von der Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek die Pläne dieses Ad-hoc Committees. Man wolle gemeinsam an einem Strang ziehen und den Interessen der Gläubiger Gehör verschaffen. Dabei sieht man sich als gut aufgestellt an. Aus Sicht von Kuthe ist Euroboden noch zu retten, die Kommunikation der Gesellschaft habe aber bisher mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Auch zum Thema Transparenz äußert sich der Anwalt.


4investors.de: Es gibt bei der Restrukturierung der Euroboden-Anleihen keinen gemeinsamen Vertreter. Das ist laut Anleihebedingungen nicht vorgesehen. Wie kann man dennoch aktiv werden?

Kuthe:
Erst einmal: Es ist richtig und wichtig, dass möglichst viele Anleihegläubiger aktiv werden und sich organisieren. Deswegen haben eine Reihe institutioneller Investoren One Square und Heuking Kühn mit der Wahrnehmung der Interessen der Anleihegläubiger beauftragt. Das Ad-hoc Committee bietet allen Anleihegläubigern an, sich dem Ad-hoc-Committee anzuschließen, um so eine bestmögliche Wahrung ihrer Interessen gewährleisten zu können. Die Teilnahme an dem Ad-hoc Committee sowie die Vertretung auf den Gläubigerversammlungen ist für alle Anleihegläubiger kostenlos. Anleihegläubiger können sich unter euroboden@onesquareadvisors.com registrieren und über die weitere Entwicklung informieren.

4investors.de: Sie haben ein Ad-hoc Committee gegründet. Was kann dieses letztlich ausrichten?

Kuthe:
Sehr viel. Schon heute können wir sagen, dass Beschlüsse gegen die von uns vertretenen Investoren nicht gefasst werden können. Damit muss die Gesellschaft in Gespräche eintreten, wenn sie eine Restrukturierung erreichen will. Bislang liegen allein die Vorschläge der Gesellschaft auf dem Tisch. Das ist aus Sicht von Euroboden nachvollziehbar. Aber bekanntlich ist das Leben kein Wunschkonzert – auch nicht für Euroboden. Daher haben One Square und wir die Gesellschaft aufgefordert, in Gespräche einzutreten, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden.

4investors.de: Diese Gruppierung umfasst derzeit Investoren, die rund 10 Millionen Euro in die Anleihen investiert haben. Reicht das aus, um wirklich Druck ausüben zu können?

Kuthe:
Zunächst: Der Betrag liegt deutlich über 10 Millionen Euro. Wenn es im bisherigen Tempo weiter geht, liegen wir bei der Veröffentlichung dieses Interviews vielleicht schon über 20 Millionen Euro. Und damit lässt sich festhalten: das kann Euroboden nicht ignorieren. Das kann selbst ich als Jurist ausrechnen: für einen Beschluss braucht es in einer 2. Gläubigerversammlung ein Quorum von 25 Prozent und dann eine Mehrheit von 75 Prozent. Das sind 7,5 bzw. 9,735 Millionen Euro, wenn nur das Mindestquorum erreicht wird. Wir sind also gut aufgestellt und können die berechtigten Interessen der Anleihegläubiger vertreten.

4investors.de: Wie ist Ihre Strategie bei den kommenden Gläubigerversammlungen? Stimmen Sie den Vorschlägen zu oder bringen Sie eigene Vorschläge auf die Agenda?

Kuthe:
Unsere Strategie ist zunächst einmal die Situation wirtschaftlich und rechtlich zu analysieren. Dabei wünschen wir uns einen konstruktiven Dialog mit der Gesellschaft – One Square hat den Beratern von Euroboden bereits ein Gesprächsangebot geschickt. Ziel ist, dann geänderte Vorschläge zu erarbeiten, die besser ausgewogen sind als das, was aktuell vorgeschlagen ist. Denn das hat – da wiederhole ich mich – Wunschkonzert-Charakter.

4investors.de: Was empfehlen Sie betroffenen Investoren?

Kuthe:
Betroffene Investoren sollten sich bei One Square und Heuking melden. Wir bündeln die Interessen und bieten auch eine Vertretung in der Gläubigerversammlung an, ohne dass den Gläubigern hierdurch eigene Kosten entstehen. Institutionelle und Privatanleger sollten hier gemeinsam an einem Strang ziehen und ihren berechtigten Interessen Gehör verschaffen.

4investors.de: Ist bei Euroboden nach jetzigem Stand noch etwas zu retten?

Kuthe:
Davon gehen wir aus. Aber wie die Situation genau ist, weiß derzeit nur Euroboden selbst. Die Anlegerinformationen, die Kommunikation der Gesellschaft, haben bislang mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Fest steht: Es gibt laut den Angaben von Euroboden Bankfinanzierungen von 242 Millionen Euro und Immobilien, die zum 31. März im Halbjahresbericht mit 345 Millionen Euro in der Bilanz standen. Die wirtschaftliche Situation kann sich seit Ende März kaum verändert haben. Der Wert der Grundstücke wird ähnlich angesetzt sein. Ausschließlich das Eigenkapital kann sich, abhängig von der monatlichen Burn-Rate, reduziert haben. Damit muss gearbeitet werden. Euroboden argumentiert, dass bei einer Insolvenz heute nichts übrigbleibt, weil die drei laufenden Bauprojekte dann nicht zu Ende gebaut werden und im aktuellen Marktumfeld schlechte Verkaufspreise erzielt werden. Das ist keine Überraschung, mit diesem Problem kämpfen aktuell alle Projektentwickler. Andere Fälle, u.a. solche in denen One Square und Heuking tätig waren, zeigen, dass es Optionen geben kann, in solchen Situationen Teile der investierten Mittel zu erhalten oder zumindest Potenzial zu generieren. Es wird zu klären sein, welche Möglichkeiten bei Euroboden bestehen, z.B. um Liquidität zu schaffen.

4investors.de: Mit welcher Summe können Anleiheinvestoren im best und worst case am Ende der Laufzeit, wann auch immer diese sein wird, vermutlich rechnen?

Kuthe:
Hier können wir uns aktuell nur auf die Aussagen der Gesellschaft beziehen. Euroboden geht momentan nicht davon aus, dass die Anleihen voll bedient werden können - auch nicht nach dem Ende der drei- oder fünfjährigen Laufzeitverlängerung. Selbst ein Totalverlust kann laut der Gesellschaft nicht ausgeschlossen werden – auch die Zahlung des Kupons am Ende der Laufzeit wird nicht garantiert. Zusammenfassend zeigt das, dass die Anleihegläubiger nach den Vorschlägen von Euroboden auf verlorenem Posten stehen.

4investors.de: Kann man die Ausschüttungen, die Euroboden in den vergangenen Jahren geleistet hat, noch irgendwie zurückfordern?

Kuthe:
Als Jurist will ich da keine falschen Erwartungen wecken. Diese Liquidität könnte die Gesellschaft derzeit zweifelsfrei gut brauchen. Aber dass hier Rückforderungsansprüche bestehen, kann ich derzeit nicht erkennen. Momentan steht die Rettung des Unternehmens im Sinne aller Stakeholder im Fokus. Ich gehe davon aus, dass auch die Gesellschafter alles, was ihnen möglich ist, tun, um das zu unterstützen. Euroboden hat dargelegt, dass das Eigenkapital keinen Wert mehr hat. Das wird im Rahmen der Gespräche sicherlich eine Rolle spielen.

4investors.de: Im Webcall von Euroboden konnte man zwischen den Zeilen eventuell herauslesen, dass es eine Lösung geben könnte, wenn die Anleiheinvestoren außen vor sind. Stichwort change of control. Gibt es dazu Indizien?

Kuthe:
Diese Frage kann aktuell nur Euroboden beantworten. Denn eine Erklärung dafür, warum man diese ungewöhnliche Änderung in den Anleihebedingungen will, gibt – auch auf Nachfrage – bislang niemand. Das muss jeder für sich bewerten, ob das ein Indiz für weitere Pläne ist oder nicht – wir haben die starke Vermutung, dass hier nicht transparent kommuniziert wird und nicht alle Planungen offengelegt werden.

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