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Nord LB – Deutsche Auftragseingänge: Schwache Zahlen durch Sondereffekt

06.10.2015 10:11 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Auftragseingänge der deutschen Unternehmen haben sich im August enttäuschend entwickelt, unter anderem aufgrund schwacher Nachfrage aus Übersee.

Heute Morgen hat das Statistische Bundesamt aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Auftragseingänge im Berichtsmonat August veröffentlicht. Demnach sind die Neuaufträge in der Industrie saisonbereinigt nochmals deutlich um 1,8% gegenüber dem Vormonat gesunken. Der Vormonatswert wurde zudem auf -2,2% M/M abwärts revidiert. Die Jahresrate kletterte dennoch leicht auf 1,9% Y/Y. Die heutigen Zahlen sind wirklich schwach ausgefallen und liegen unter den Erwartungen der zuvor von Bloomberg befragten Volkswirte und Analysten.

Dies ist sicher eine negative Überraschung, allerdings wollen wir die Augustzahlen auch nicht überbewerten. Schließlich dürfte ein gewisser Teil des Orderrückgangs auf die späte Lage der Sommerferien zurückzuführen sein, auch wenn sich dies im Regelfall stärker in den Produktionszahlen niederschlägt. Dieser Ferieneffekt trat bereits im Vorjahr auf, ist aber naturgemäß schwer im Vorhinein zu quantifizieren. Der Juli hatte in diesem Jahr (umsatzgewichtet) rund vier Ferientage weniger, der August hingegen vier Tage mehr als üblich.

Ein Indiz dafür, dass es in diesem Jahr tatsächlich zu ähnlich starken Verzerrungen zwischen den einzelnen Sommermonaten kam, ist der starke Rückprall der inländischen Aufträge im Maschinenbau. Nach +18,4% M/M im Juli stehen hier nun -13,9% M/M zu Buche. Auch die gesamten inländischen Auftragseingänge entwickelten sich deutlich schwächer als die Auslandsnachfrage. Während im Inland die Neuaufträge um 2,6% geringer als im Vormonat ausfielen, betrug das Minus im Ausland nur -1,2% M/M. Vor allem die Nachfrage aus der Eurozone wirkte stützend (+2,5% M/M). Allerdings kann man mit Blick auf die restliche Welt schon von einem Nachfrageeinbruch sprechen: Nach zuvor -10,1% M/M gingen die Bestellungen von außerhalb der Eurozone nochmals um -3,7% M/M zurück.

Vorsicht bei der Interpretation der Orderzahlen ist stets geboten, da die Zeitreihe der Auftragseingänge ebenso wie die der morgen zur Veröffentlichung anstehenden Industrieproduktion erheblichen monatlichen Schwankungen unterliegt. Allerdings ist die Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe schon recht schwach. Der Blick auf den Dreimonatsvergleich offenbart nur noch ein leichtes Plus von 0,3% zur Vorperiode, das Auftragspolster ist nach Auskunft des Statistischen Bundesamts jedoch noch immer auskömmlich. Alles in allem erwarten wir für die morgen anstehende Industrieproduktion ein Minus im Vergleich zum Juli.

Die deutsche Konjunktur entwickelt sich dennoch insgesamt weiterhin positiv, was vor allem auf die binnenwirtschaftlichen Wachstumsstützen zurückzuführen ist. Der Private Konsum profitiert von kräftigen Nominallohnsteigerungen, die dank geringer Inflation zu einer deutlichen Steigerung des real verfügbaren Einkommens beitragen. Hieran dürfte sich vorerst kaum etwas ändern. Wir bleiben daher bei unserer Wachstumsprognose von knapp 2% für Deutschland in diesem Jahr. Die EZB dürfte zudem schon bald eine Verlängerung des Ankaufprogramms über September 2016 hinaus verkünden und somit ihren Stimulus für die Wirtschaft aufrecht erhalten.

Fazit: Die Auftragseingänge für die deutsche Industrie sind im August noch etwas stärker als von uns erwartet gesunken. Zum Vormonat gingen die Bestellungen um 1,8% zurück, vor allem die Nachfrage außerhalb der Eurozone und im Inland schwächelte. Letzteres dürfte aber auch mit einer ungewöhnlich hohen Zahl von Ferientagen im August zusammenhängen. Dennoch lässt sich eine gewisse Schwäche der Industrie nicht übersehen, die jedoch im Kontrast zum starken Privaten Konsum steht. Wir bleiben bei unserer Wachstumsprognose von 1,9% für 2015. Einen positiven Impuls für die Märkte könnte die EZB bald aussenden, die wegen der sehr schwachen Inflationsentwicklung schon bald eine Ausweitung ihres Ankaufprogramms verkünden dürfte.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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