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Commerzbank: EZB sieht merkliche Abwärtsrisiken und dürfte die Geldpolitik weiter lockern

04.09.2015 09:16 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Immersion Imagery/ shutterstock.com.

Die EZB rechnet sowohl mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum als auch mit einer geringeren Inflation. Auf ihrer gestrigen Ratssitzung kürzte sie ihre Projektionen. EZB-Chef Draghi sprach in der Pressekonferenz von neuen Risiken für die Konjunktur und die Preisentwicklung im Euroraum, insbesondere wegen der Wachstumsabschwächung in den Schwellenländern. Die Wachstumsprojektionen wurden für dieses Jahr von 1,5 auf 1,4%, für 2016 von 1,9 auf 1,7% und für 2017 von 2,0 auf 1,8% gesenkt. Die Projektionen für die Inflationsrate wurden für dieses Jahr von 0,3 auf 0,1%, für 2016 von 1,5 auf 1,1% und für 2017 von 1,8 auf 1,7% gesenkt. EZB-Chef Draghi betonte, dass das Anleihekaufprogramm vollständig umgesetzt und solange fortgesetzt werde, bis die Verbraucherpreise auf einen nachhaltigen Anstiegspfad zurückkehren. In letzter Zeit waren die Inflationserwartungen sehr schwankend. Bei der Inflationsbetrachtung ist das Mandat der EZB auf die Gesamtinflation gerichtet, allerdings werde die Kerninflation, deren Rate zuletzt auf 1% gestiegen war, nicht ignoriert. Die EZB sei in der Lage, wenn nötig zu handeln. Jetzt wurde allerdings im EZB-Rat nicht über die Details einer weiteren Lockerung gesprochen. Immerhin wurde aber für das laufende Anleihekaufprogramm das Kauflimit für einzelne Emissionen ohne Umschuldungsklauseln von 25 auf 33% erhöht, so dass sich das Volumen an kaufbaren Anleihen deutlich erhöht. Nach der Pressekonferenz der EZB verbleibt der Eindruck, dass sie aufgrund der Risiken einer Wachstumsabschwächung aus den Schwellenländern nicht zögern wird, ihr Anleihekaufprogramm noch einmal zu erhöhen oder die Käufe deutlich über das geplante Ende (September 2016) hinaus zu verschieben. Der EUR gab im Laufe der Pressekonferenz um über einen Cent zum USD deutlich nach.

Zinsen und Anleihen

Das bestimmende Ereignis des gestrigen Tages war die EZB-Ratsitzung. Die Rentenmärkte starteten zunächst verhalten, im Zuge der EZB-Pressekonferenz gab es dann teilweise kräftige Kursgewinne zu verzeichnen. Nachdem die Leitzinsen im Euroraum wie erwartet unverändert bei 0,05% belassen wurden, kündigte EZB-Präsident Draghi auf der Pressekonferenz eine Erhöhung des Kauflimits pro Emission von Anleihen ohne Umschuldungsklauseln von 25% auf 33% an. Falls erforderlich, wird das Volumen des Anleihekaufprogramms erhöht. Für die Eurozone wurden Daten zum Einkaufmanagerindex der Dienstleistungsbranche veröffentlicht. Dabei wiesen Deutschland, Italien und Spanien im August deutlich bessere Zahlen auf als in der Ersteinschätzung. Den mit Abstand höchsten Wert erzielte erneut Spanien. Er trübte sich nur leicht gegenüber dem Vormonat ein und signalisiert mit 59,6 Punkten ein starkes Wachstum des Dienstleistungssektors. Auch der gemeinsame Index aus Dienstleistungen und Verarbeitenden Gewerbe („Composite“) erhöhte sich für die gesamte Eurozone. Frankreich enttäuschte dagegen und zeigte geringere Werte als im Vormonat, blieb aber mit 50,2 Punkten gerade noch über der Wachstumsschwelle. Auch in Großbritannien fiel die Stimmung im Dienstleistungssektor (55,6) und auch im „Composite“ (55,1) schlechter aus als erwartet. Dies waren der dritte Rückgang in Folge und die niedrigsten Werte seit mehr als zwei Jahren. In den USA fiel der ISM-Index außerhalb des verarbeitenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat von 60,3 auf 59,0 Punkte. Dies war besser als mit 58,2 prognostiziert und verdeutlicht den robusten Zustand des Dienstleistungssektors.

Aktien

Eine feiertagsbedingte Verschnaufpause in China und die Unterstützung der EZB verhalfen den europäischen Aktienbörsen am gestrigen Handelstag zu deutlichen Kursavancen. Einerseits lassen die gesenkten Wachstums- und Inflationsprognosen der Notenbank des Euroraums künftig eine noch lockere Geldpolitik vermuten, andererseits wurde durch die Anhebung der selbstgesetzten Grenzen für den Ankauf von Wertpapieremissionen bereits jetzt der Spielraum erhöht. Der schwächere Euro sorgte für deutliche Kursaufschläge. Unter-stützend wirkten auch einige positive Analystenkommentare. So standen die Aktien von Continental und FMC (jeweils +4%) nach Kaufempfehlungen an der Spitze des Dax 30. Im EUROSTOXX 50, dem Leitindex des Euroraums, konnten vor allem die konjunktursensitiven Werte der Branchen Grundstoffe (+3,9%) und Automobile (+3,4%) deutlich zulegen. Relativ verhalten blieb die Kurserholung bei den Versorgern (+1,4%). In Paris rutschte die Aktie von EdF (-2,2%) nach der Verschiebung der Inbetriebnahme eines Kernreaktors ab. An der Wall Street konnten die frühen Kursgewinne nicht gehalten werden. Im Vorfeld des wichtigen nationalen Arbeitsmarktberichts bleiben die Anleger sehr zurückhaltend. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 landete sogar im negativen Bereich (-0,5%). Stärkste Branchen waren in diesem Umfeld Telekommunikation (+0,8%) und Verbrauchsgüter (+0,7%), während der Gesundheitsbereich (-0,6%) weiter schwächer tendierte. Unter Einzeltiteln ragten Intel (+1,7%) und IBM (+1,2%) hervor. Caterpillar (-2,2%) und Apple (-1,8%) führten hingegen die Liste der Verlierer an. In Asien tendieren die Märkte heute Morgen in der Breite schwächer. Vor allem der Nikkei 225 gibt stärker nach. Mit diesen Vorgaben werden auch die europäischen Börsen in der Eröffnung wieder rückläufig erwartet.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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