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GECAM – der Ausblick für die Börse: „Zweites Halbjahr mit viel Potenzial“

27.06.2015 10:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

GECAM sieht aktuell eine politische Börse: „Europäische Titel werden immer wieder von politischen Verwirrspielen rund um Griechenland tangiert werden, haben aber weiter viel historisches Nachholpotenzial.“

Im Rückblick reibt man sich die Augen, wenn man die beiden ersten Quartale dieses Jahres an den Aktienmärkten Revue passieren lässt. Im ersten Quartal traten die politischen Krisen rund um die Ukraine, Griechenland und IS in den Hintergrund und ließen die Aktienmärkte haussieren. In erster Linie profitierten hiervon die 2014 zurückgefallenen Europa-Aktien. Der K-Dax (ohne Dividenden) kam rund 22 Prozent und der EuroStoxx 50 knapp 18 Prozent voran, während der US-Aktienmarkt (S&P 500) nur mit Mühe eine schwarze Null schaffte. Doch nicht nur die Aktien boomten - auch die Rentenmärkte erklommen nie geahnte Höhen und die Renditen entwickelten sich im Umkehrschluss geradezu unterirdisch. Im Tief erreichte die zehnjährige deutsche Staatsrendite 0,05 Prozent und bis zu achtjährige Laufzeiten notierten im negativen Bereich. Grund war die insbesondere von der EZB geschürte Deflationsangst und das erwartete Anleiheaufkaufprogramm.

Mitte April – also relativ früh im zweiten Quartal - war es jedoch mit einem Schlag vorbei mit der sorglosen Kursrallye an den wichtigsten Kapitalmärkten Europas. Die Renditen zogen plötzlich massiv an, was bei Anleihen guter Bonität einen kleinen Crash verursachte, der bis Mitte Juni anhielt und zu Kursverlusten für die verwöhnten Bond-Anleger von bis zu 12 Prozent führte. Just zu diesem Zeitpunkt war es auch mit der schönen Aktien-Hausse vorbei und Dax & Co. absolvierten eine signifikante Korrektur von über 10 Prozent. Derart schnell steigenden Renditen (von quasi Null auf ein Prozent in wenigen Wochen) und die Griechenland-Problematik waren dann doch etwas zu viel, um die Stimmung am Hochpunkt zu halten. Wichtiger als der Rückblick ist jedoch der Ausblick auf das zweite Halbjahr 2015.

Anleihen: Renditeanstiege begrenzt – Volatilität hoch

Bereits den Renditerückgang im ersten Quartal konnten wir rational nicht mehr nachvollziehen. Es war schon damals absehbar, dass die Inflation allein aufgrund von zeitlichen Basiseffekten spätestens im zweiten Halbjahr wieder anziehen würde. Nun ist sie bereits mit den Mai-Daten wieder ins Plus geklettert. Auch die Konjunktur-Prognosen und die Stimmungsdaten der Wirtschaft waren viel zu gut für Negativ-Renditen über ein breites Laufzeitspektrum. Man kann also sagen, dass der Renditeanstieg nur eine Anpassung an die fundamentalen Realitäten bedeutete, wenn er auch für die meisten Marktteilnehmer etwas schnell vonstatten ging und somit Verunsicherung – nicht nur am Rentenmarkt – auslöste. Mit dem eingetretenen Renditeanstieg hat sich die aus historischen Mustern abgeleitete Gegenbewegung nach Start des QE-Programms bewahrheitet. Ist nun der Zeitpunkt gekommen, eine Trendwende bei den Renditen auszurufen?

Wir denken, dass zumindest die Zeit der großen Sorglosigkeit am Rentenmarkt vorüber ist und die Volatilität zunehmend hoch bleiben wird. Gründe hierfür sind zum einen die bevorstehende Leitzinserhöhung in den USA, die für Unsicherheit sorgen wird. Darüber hinaus ist das tägliche Handelsvolumen geschrumpft. Gründe dafür sind die Regulierungswut und die dadurch eingedampften Handelsbücher der Banken sowie das Austrocknen bestimmter Rentenmarkt-Segmente durch die massiven Aufkäufe der EZB. Niedrige Marktliquidität wirkt in fallenden Kurstrends immer trend- und volaverstärkend. Fast schon selbsterklärend ist, dass sich in Zinswendephasen immer etwas höhere Unsicherheit am Markt zeigt.

Wir erwarten bis auf wenige Übertreibungsphasen (aufgrund der hohen Volatilität) keinen weiteren starken Renditeanstieg. Dafür spricht, dass die EZB am kurzen Ende die Zinsen bestimmt und diese bei Null bleiben werden. Am langen Ende wirkt zumindest auf Sicht das Kaufprogramm der Notenbank und stabilisiert die Kurse. Weiterhin bietet der europäische Staatsanleihenmarkt im zweiten Halbjahr (vor allem im Juli) ein hohes Volumen an Fälligkeiten und Kuponzahlungen, die einen beträchtlichen Wiederanlagebedarf generieren und kursstützend wirken.

Aktien nach Korrektur wieder günstig

Die Korrektur an den europäischen Aktienmärkten verlief nahezu mustergültig. Wenn man nur den Kursverlauf betrachtet – ohne Nachrichten zu sehen – dann hat beispielsweise der Dax seinen fulminanten Anstieg seit Oktober 2014 mustergültig bis zur 200-Tage-Linie (rund 10.800) korrigiert und das auch noch in exakt 50 Prozent der Zeit, die er für den Anstieg gebraucht hat. Markttechnisch also symmetrisch und sauber. Auch die fundamentalen Bewertungen haben sich sehr entspannt. So notiert der deutsche Leitindex bei einem KGV von knapp 14 (EuroStoxx 50 bei rund 15). Historisch betrachtet sind hier Bewertungen von bis zu 20 gar kein Problem, sondern implizieren eher eine positive Sicht auf die Assetklasse Aktien. Phasen in denen der Dax ein KGV zwischen 15 und 20 verzeichnete, zogen im Schnitt über 20 prozentige Kursanstiege in den nächsten 12 Monaten nach sich. Leider hinkt der EuroStoxx 50 sowohl bei der Bewertung als auch was die Gewinndynamik der einzelnen Unternehmen angeht etwas hinterher. Beim US-Leitindex S&P 500 sind die beiden Parameter noch etwas negativer ausgerichtet.

Konjunkturausblick verbessert sich weiter

Die globale Wirtschaft wird aus heutiger Sicht etwa gleich dynamisch wachsen wie 2014 (rund 3,4 Prozent). Wir sehen jedoch eher Überraschungspotenzial auf der Oberseite, was in erster Linie von den Industrieländern und hierbei insbesondere von den USA ausgeht. Nach einem fast schon traditionell schwachen ersten Quartal wird sich die Wachstumsbeschleunigung, die in Japan und der Eurozone schon eingesetzt hat, auch in Amerika entfalten. Temporäre Eintrübungen durch US-Leitzinserhöhungen oder das Griechenland-Theater in Europa werden den positiven Trend kaum nachhaltig bremsen. Sorgenkinder bleiben die Emerging Markets, wobei hier sehr genau differenziert werden muss. Die meisten Länder sind nämlich Profiteure eines niedrigen Ölpreises (vor allem die Länder in Südostasien). Da unsere Ölpreis-Prognose nach unten gerichtet ist, könnten auch diese Länder in den nächsten Monaten positiv auf der Konjunkturseite überraschen.

In Europa lieferten vor allem der Konsum und die wieder anziehenden Investitionen in der Peripherie den wichtigsten Beitrag zum Wachstum, während der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) eher etwas schwächelte. Aufgrund der wieder anziehenden Kreditvergabe und wachsenden Geldmenge sollte die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnen und gut ein Prozent wachsen können.

Fazit: Die Korrekturen der teilweise überhitzen Aktienmärkte und vor allem der blasenartig aufgeblähten europäischen Rentenmärkte waren gesund und eine Anpassung an die fundamentalen und zeitlichen Realitäten (zu schneller Anstieg der Aktien). Jetzt bieten sich wieder rechenbare und nachhaltige Investitionsmöglichkeiten. Deutsche Aktien sind hier erste Wahl (wachsende Weltwirtschaft, starker Export, schwache Währung, niedrige Zinsen, etc.) aber auch japanische Titel sind aussichtsreich, für die die gleichen positiven Rahmenbedingungen zutreffen. Europäische Titel werden immer wieder von politischen Verwirrspielen rund um Griechenland und anstehenden Wahlen in Spanien und Portugal tangiert werden, haben aber weiter viel historisches Nachholpotenzial.

Risiken bestehen in einer schlecht gemanagten Leitzinswende in den USA, einer Reform-Erlahmung in Europa (Syriza sei Dank) und einer erneuten Eskalation in der Ukraine. Nicht eingetretene Risiken sind jedoch immer auch Chancen auf eine bessere Entwicklung als zunächst gedacht. Dies sollte immer auch in Betracht gezogen werden. Langfristig verpasst man - vor allem als Aktienanleger – ohnehin viel mehr Chancen, als Risiken hinzunehmen sind.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der GECAM. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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