Nord LB – Deutscher Arbeitsmarkt: Viel Licht und etwas Schatten

Vor wenigen Minuten hat die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg ihren Bericht für den Monat Mai vorgelegt. Demnach hat sich die Zahl der Arbeitslosen zuletzt weiter verringert, wenn auch mit nachlassender Dynamik. Bereinigt um saisonale Effekte ging die Arbeitslosenzahl um 6.000 Personen zurück. Die Arbeitslosenquote blieb stabil bei 6,4%. Die Entwicklung liegt damit weitestgehend im Rahmen unserer Erwartungen.

Je nachdem ob man eher zu den Optimisten oder den Pessimisten gehört, hält der Datenkranz für beide Seiten etwas bereit. Positiv festzuhalten ist, dass die Arbeitslosigkeit nun bereits den achten Monat in Folge rückläufig war. Die Arbeitslosenquote hat sich auf dem niedrigsten Niveau seit der deutschen Wiedervereinigung stabilisiert. Dies geht zudem einher mit einem Zuwachs an offenen Stellen. Im Mai erhöhte sich dieser Wert um 9.000. Den Unternehmen scheint es damit zunehmend schwerer zu fallen, ihre Arbeitskräftenachfrage zu stillen, auch wenn es sich hier derzeit noch um ein spezifisches Problem einiger Branchen handelt. Allerdings dürfte dies in den kommenden Jahren mehr und mehr zu einer der großen neuen Herausforderungen für die Bundesagentur werden. Der Fachkräftemangel und die sich durch den demographischen Wandel spürbar verändernde Struktur der Erwerbsbevölkerung werden diese Aufgabe sogar noch anspruchsvoller machen.

Neigt man eher zu den Pessimisten, wird man darauf verweisen, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten deutlich an Dynamik verloren hat. Die Verringerung der Arbeitslosenzahl um 6.000 Personen ist der schwächste Wert seit Herbst 2014. Wir würden an dieser Stelle aber eher durch die Brille der Optimisten blicken und darauf verweisen, dass der sehr gute Ist-Zustand des heimischen Arbeitsmarktes für die nur noch verhaltene Veränderung der Arbeitslosigkeit verantwortlich ist. Auch hierin kommt eine der großen Herausforderungen für die Bundesagentur für Arbeit bzw. die in kommunaler Verantwortung stehenden Jobcenter zum Ausdruck. Ein Großteil der in Arbeitslosigkeit geratenen Menschen kann relativ kurzfristig vermittelt werden. Dies gilt leider nicht für die von den Jobcentern betreuten Langzeitarbeitslosen, deren nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt nach wie vor nicht hinreichend häufig gelingt.

Positiv dürfte auch das Urteil der breiten Öffentlichkeit ausfallen. Die nicht-saisonbereinigte Arbeitslosigkeit hat sich ebenfalls weiter verringert. Die Quote fiel auf 6,3%. So sind derzeit 2,76 Millionen Menschen als arbeitslos registriert – gut 120.000 weniger als im Mai des vergangenen Jahres.

Fazit: Die Zahl der Arbeitslosen hat sich im April weiter verringert. Die Dynamik des Abbaus der Arbeitslosigkeit hat indes weiter nachgelassen. Dies hängt in erster Linie mit der bereits sehr guten Verfassung des deutschen Arbeitsmarktes zusammen. Die in der Tendenz ansteigende Zahl der offenen Stellen zeigt außerdem, dass es Unternehmen zunehmend schwerer fällt, ihre freien Positionen adäquat besetzen zu können. In dieser Entwicklung kommt eine der großen Herausforderungen für die Zukunft zum Ausdruck – dass was sich jetzt unter dem Stichwort „Fachkräftemangel“ auf einige ausgewählte Branchen beschränkt, dürfte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einem Problem für viele Bereiche der Volkswirtschaft werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!