Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Erwartungen mit leichtem Dämpfer

Das in München beheimatete ifo-Institut hat am Freitag seinen viel beachteten Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Demnach hat sich die Einschätzung der deutschen Unternehmen im laufenden Monat weiter verbessert. Mit 108,6 Indexpunkten kletterte das wohl wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Volkswirtschaft auf den höchsten Wert seit Mitte des vergangenen Jahres. Die Daten liegen im Rahmen der Erwartungen. Entsprechend fühlen wir uns in unserer grundsätzlich positiven Haltung zur deutschen Konjunktur bestätigt, wenngleich die Details durchaus eine interessante Entwicklung aufzeigen.

So ist der sechste Anstieg in Folge auf eine deutlich verbesserte Lageeinschätzung zurückzuführen. Die entsprechende Zeitreihe notiert nun bei 113,9 Punkten und fällt damit deutlich besser aus als von uns sowie den meisten von Bloomberg befragten Analysten erwartet. In diesem Wert kommt zum Ausdruck, was wir bereits seit einiger Zeit in den realwirtschaftlichen Daten erkennen können: Die Wachstumsdynamik dürfte sich zu Jahresbeginn auf vergleichsweise hohem Niveau stabilisiert haben.

Schwächer als erwartet fielen hingegen die Geschäftserwartungen aus. Offenbar sind einige Umfrageteilnehmer mittlerweile etwas skeptischer, was die Entwicklungen im weiteren Jahresverlauf anbetrifft. Allerdings sollte der Rücksetzer an dieser Stelle auch noch nicht dramatisiert werden. Ähnlich wie beim Mannheimer ZEW-Finanzmarkttest handelt es sich hier lediglich um eine relative Aussage, bezogen auf die derzeitige Ist-Situation eines jeden Umfrageteilnehmers. Eine tatsächlich zu erwartende konjunkturelle Schwäche lässt sich hieran jedenfalls nicht ablesen. Allerdings zeigen die jüngsten Daten, dass die globalen Rahmenbedingungen durchaus auf die deutschen Unternehmenslenker Einfluss haben. So dürften am aktuellen Rand vor allem die Debatten über die Situation in Griechenland, aber auch die merkliche Wachstumsverlangsamung in China einen dämpfenden Effekt gehabt haben.

Darüber hinaus bleiben die Aussichten allerdings sehr günstig. Die EZB hat in der vergangenen Woche betont, dass die ersten Ankäufe im Rahmen des breit und großvolumig angelegten Ankaufprogramms zu einer Verbesserung der Kreditkonditionen geführt haben. Hier muss man – durch die deutsche Brille betrachtet – allerdings betonen, dass es hierzulande ohnehin keinerlei Schwierigkeiten für Unternehmen gab, an frisches Kapital für Investitionen zu gelangen. Die nach wie vor zu beobachtende Investitionszurückhaltung steht vielmehr in engem Zusammenhang mit den nur moderat ausgelasteten Kapazitäten. Erst im weiteren Verlauf des Konjunkturzyklus und bei weiter steigender Kapazitätsauslastung sollte sich vermehrt die Notwendigkeit von Erweiterungsinvestitionen ergeben, die dann aber durch das niedrige Zinsumfeld zusätzlich begünstigt werden.

Fazit: Das ifo-Geschäftsklima legte im April erneut zu und verbessert sich auf 108,6 Punkte. Dieser Anstieg geht auf eine verbesserte Lagebeurteilung zurück. Die Geschäftserwartungen haben sich hingegen etwas abgekühlt, wenngleich dieser Rücksetzer noch nicht dramatisiert werden sollte. Die zugenommene Skepsis dürfte sich einerseits auf eher politische Debatten – wie das Reform-Hickhack in Griechenland – und andererseits auf ökonomische Entwicklungen – wie etwa die merkliche Wachstumsabkühlung in China – zurückführen lassen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!