4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

DAX - Aktienindex

GECAM: Aktienanlage erfordert dynamisches Denken

27.02.2015 10:55 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Immersion Imagery/ shutterstock.com.

Das deutsche Aktieninstitut veröffentlichte jüngst eine Studie zu den Aktionärszahlen in Deutschland für das Jahr 2014. Das Ergebnis ist für die deutsche Aktienkultur verheerend. Seit dem Rekordstand von 2001, haben sich 4,4 Millionen Menschen von Aktien und Aktienfonds getrennt. Im letzten Jahr trennten sich etwa eine halbe Million Menschen von Dividendenpapieren. Da die Aktienquote am Geldvermögen bei gerade mal sieben Prozent liegt, verzichten viele Anleger auf notwendige Vermögenszuwächse. Hätten die Deutschen seit 2001 nur jeden vierten Euro, der neu in Tages-, Termingeld oder Spareinlagen geflossen ist, in Aktien angespart, wäre das Geldvermögen heute grob geschätzt um 106 Milliarden Euro (!) höher. Pro Haushalt entspräche dies einem Vermögenseffekt von immerhin 2.600 Euro.

Statisches Denken
Aufgrund der guten Aktienmarktentwicklung der letzten Jahre fragt man sich nun, wieso sich immer mehr Anleger von der Aktie verabschieden. Einer der Gründe könnte sein, dass Aktienanlagen, die seit Mitte der 90er Jahre bis zur Finanzkrise 2008 getätigt wurden, die Anleger viel Nerven gekostet haben. Nun, da der deutsche Leitindex seine Hochs aus den Jahren 2000 und 2007 vor zwei Jahren wieder erreicht hat, nutzten einfach viele die Gelegenheit, sich von ihrer - die meiste Zeit im Verlust liegenden - Aktienanlage mit Gewinn zu verabschieden, denn der Index ist ja nun vermeintlich wieder „oben“ angelangt.

Statisches Denken heißt in diesem Zusammenhang: Man geht davon aus, dass Aktienmärkte steigen und fallen, sich aber unter dem Strich seitwärts bewegen. Das würde bedeuten: Werden alte Hochs erreicht, muss man sich trennen. Denn interessant würde es erst wieder, wenn starke Korrekturen eingetreten sind. Genau dieses statische Denken attestieren wir der großen Mehrheit der deutschen Anlegerschaft. Wir machen das an Aussagen fest wie u.a.: „Kann denn der Dax immer weiter steigen? Wie weit kann das noch gehen, wir sind doch schon wieder oben? Aktien sind jetzt teuer!“. Selbst Börsen-Moderatoren fassen das Marktgeschehen in dieser Art zusammen, indem sie sich keinen Reim auf steigende Kurse machen, wo doch die Gefahren in der Welt anscheinend so groß wären. Man kann sich steigende Aktienkurse höchstens noch mit der Notenbankpolitik des Gelddruckens erklären. Im Umkehrschluss hieße das aber, bei nicht mehr expansiver, oder sogar restriktiver Geldpolitik - wie man das von der US-Notenbank befürchtet - fallen die Börsen. Glücklicherweise sind die Zusammenhänge nicht so trivial.

Dynamisches Denken
Der deutsche Leitindex Dax erzielte seit seiner Einführung 1988 bis jetzt rund 9,22 Prozent (!) Rendite jährlich. Hoppla, fragt sich jetzt der statisch denkende Anleger, wie kann denn das sein, wenn sich Aktien immer nur auf und ab bewegen?

Völlig fremd ist solchen Leuten, dass es sich bei Aktiengesellschaften um Unternehmen handelt, die jeden Tag mit ihrem Geschäftsmodell im Wettbewerb stehen. Wo Menschen und Technik Wertschöpfung betreiben, die zu Umsatz und Gewinnen führt, die wiederum in Forschung, Entwicklung, Ausbildung und Eroberung neuer Märkte investiert werden, bilden sich dauerhaft wachsende Unternehmen. In einem Aktienindex sind meist die besten und größten Unternehmen vertreten. Diese überlegen permanent, wie sie ihre Umsätze und Gewinne weiter steigern können, um zu wachsen und somit im Wettbewerb zu bestehen und den Unternehmenserhalt zu garantieren. Sollte das Geschäftsmodell eines Unternehmens nicht mehr funktionieren, fliegt es aus dem Index und wird durch eine nachfolgende, aussichtsreichere Aktiengesellschaft ersetzt. Unter dem Strich bedeutet diese Systematik nichts anderes, als dass ein großer, international aufgestellter Aktienindex letzten Endes eigentlich immer weiter steigen muss, weil dort Werte geschöpft und langfristig immer weiter steigende Gewinne produziert werden. Natürlich unter Schwankungen, denn kurzfristig ist die Börse den meist irrationalen Hoffnungen und Ängsten, sprich den Launen der Marktteilnehmer, ausgeliefert.

Sind die Börsen jetzt zu teuer?
Um zu erkennen, ob Aktien teuer oder günstig sind, gibt es diverse Kennziffern. Die bekannteste ist sicher das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es gibt an, wie oft ein Unternehmen den aktuellen Gewinn erzielen muss, bis der Kurs (Kaufpreis) sich über die Gewinne zurückgezahlt hat. Manche erwarten auch eine jährliche Wachstumsrate des Unternehmens in Höhe des aktuellen KGVs. Auf aktuellem Niveau beträgt das KGV des Dax rund 14,5. Das heißt, die Unternehmen im Dax sind mit dem 14,5 fachen des Jahresgewinns bewertet. Ist das jetzt teuer? Es entspricht ungefähr knapp dem historischen Mittel von 15,1 – also eher Durchschnitt. In diesem Schnitt sind auch die exorbitanten Werte aus den Zeiten der Dotcom-Blase enthalten. Damals wurde sogar ein KGV von über 30 als noch attraktiv für die Aktienanlage erachtet. Aber auch Niveaus von unter 8 aus eher depressiven Phasen sind enthalten. Wir denken, dass das aktuelle Niveau nicht teuer ist. Im unteren KGV-Bereich stehen für die Anleger die Risiken, die mit der Aktienanlage verbunden sind, im Vordergrund. Im oberen KGV-Bereich zwischen 18 und 20 sehen die Marktteilnehmer hingegen vor allem die Chancen. Somit stellt der Durchschnitt nichts anderes als den Übergang von einer tendenziell pessimistischen zu einer optimistischen Sicht auf Aktien dar.

Vergleicht man jedoch die Aktienbewertung mit der Bewertung für Alternativanlagen, allen voran den Zinsanlagen, so erkennt man die relative Attraktivität von Dividendentiteln. Aktuell ist zum Beispiel bei einer fünfjährigen Bundesanleihe überhaupt kein KGV mehr rechenbar, da die Rendite bereits negativ ist (-0,10 Prozent). Bindet man sein Geld an eine zehnjährige Anleihe des deutschen Staates, so erzielt man eine Rendite von 0,29 Prozent. Im Umkehrschluss akzeptiert man ein KGV von 344 (!). Das heißt, man muss 344 Jahre lang zu diesem Zinssatz anlegen, damit sich das Investment zurückzahlt.

Wir sehen also, Aktien sind zwar aktuell nicht mehr günstig, aber im historischen Vergleich auch nicht teuer. Zu alternativen Zinsanlagen sind sie jedoch geradezu ein Schnäppchen.

Doch es kommt noch besser. In der bisherigen Betrachtung gehen wir davon aus, dass die Gewinne der Unternehmen konstant bleiben, wir also im Laufe der Zeit einfach höhere KGVs akzeptieren müssen, wenn die Märkte steigen. Die Gründe dafür sind vielfältig, unter anderem steigen durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken tendenziell alle Vermögenspreise an. Was passiert aber, wenn die Unternehmensgewinne auch steigen? Sollten die Gewinne der Dax-Unternehmen in diesem Jahr um 20 Prozent zulegen, so kann auch der Dax um 20 Prozent steigen, ohne dass sich das KGV erhöht. Wenn der deutsche Leitindex im gleichen Fall auf aktuellem Niveau verharrte (+15 Prozent seit Jahresbeginn), so bedeutete das sogar, dass die Aktien billiger geworden sind, obwohl die Kurse gestiegen sind. Das ist dynamisches Denken!

Die gleichen Effekte kann man in dem durchaus etwas höher bewerteten US-Aktienmarkt beobachten. Seit Frühjahr 2009 legte der marktbreite S&P 500 Index in einer sechs Jahre andauernden Rallye um mehr als 200 Prozent zu. Trotzdem befindet sich die rollierende Zehnjahres-Performance von US-Aktien alles andere als auf besorgniserregendem Niveau. Im Gegenteil: Mit aktuell real 5,6 Prozent jährlicher Rendite liegt diese Zehnjahres-Durchschnitts-Wertentwicklung immer noch unter dem langjährigen Schnitt von 6,8 Prozent jährlich.

Oder nehmen wir den Technologie-Index Nasdaq, der aktuell fast wieder auf dem Niveau des Jahres 2000 notiert, der berühmt berüchtigten Dotcom-Blase. Damals verzeichneten Microsoft, Cisco, Intel, Dell, Oracle, Yahoo und Co. aufgrund der vorherrschenden Euphorie KGVs von 40 bis 130, im Fall von Yahoo sogar 418. Heute sind die gleichen Unternehmen eher bei KGVs von 13 bis 19 moderat bewertet, obwohl die Kursniveaus wieder die alten Hochs erreicht und wahrscheinlich in Bälde überschritten haben werden.

Fazit
Aktien sind im historischen Vergleich nicht teuer, aber vor allem im Vergleich zu Zinsanlagen geradezu attraktiv. Nimmt man noch die vielen Gewinntreiber hinzu – Weltwirtschaft wächst, billiger Ölpreis, schwacher Euro, wieder Wachstum in der Eurozone, etc. – so bleiben die Aussichten für die Zukunft sehr rosig. Auch wenn kurzfristig immer wieder durch plötzlich aufkeimende Ängste irgendwelcher Art, Rücksetzer von 10 oder 15 Prozent einzukalkulieren sind. Der dynamisch denkende Anleger nutzt diese jedoch für Käufe.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der GECAM. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - DAX - Aktienindex

13.01.2023 - Bayer, DAX, DEWB, K+S und TUI - 4investors Aktien Top-News ...
23.08.2022 - Aktien: DAX, Evotec, K+S, Nel ASA und Nordex - 4investors Top-News ...
21.01.2022 - In eigener Sache: Sieht zwar neu aus, ist aber immer noch 4investors drin! ...
08.09.2021 - DAX: Wird das eine große Dreiecksformation? - UBS ...
06.09.2021 - DAX-Indizes: Das große Stühlerücken - von About You und Airbus bis Zalando un ...
23.08.2021 - BioNTech, Francotyp-Postalia, Novavax und Finanzmarkt aktuell - das 4investors-W ...
28.06.2021 - DAX: Entscheidende Tage brechen an - UBS ...
23.03.2021 - Börsen Frankfurt und München: Am 1. April wird gehandelt - trotz neuer COVID-1 ...
25.01.2021 - DAX: Bullen noch nicht unter Druck - UBS ...
15.10.2020 - DAX: 50er-EMA weiter im Fokus - UBS-Kolumne ...
06.07.2020 - AirBnB, Skype: Kannibalisiere Dich selbst, oder Du wirst kannibalisiert! - Podca ...
26.11.2019 - Momentum: Eine häufig unbeachtete Strategie ...
18.06.2019 - ifo Institut bestätigt die Konjunkturprognose - aber nur für 2019 ...
06.09.2018 - DAX-Indizes: Das große Wechselspiel - Steinhoff bleibt im SDAX ...
05.09.2018 - Bundeskanzlerin Merkel: Große Unterstützung für den Finanzstandort Frankfurt ...
24.11.2017 - ifo Index erklimmt neues Rekordhoch ...
23.10.2017 - Digitalisierung, Immigration und der Wolfahrtsstaat - 4investors Livestream - he ...
16.10.2017 - 4investors-Livestream: Entwicklung des Kapitalmarkts in der Europäischen Union ...
25.07.2017 - Deutsche Wirtschaft „unter Volldampf” - ifo-Index steigt auf neuen Rekordwer ...
10.07.2017 - GBC: Anleger profitieren vom Wissen der Insider - Interview ...

DGAP-News dieses Unternehmens

18.08.2020 - DAX: Kommt der Ausbruch über 13.200 oder folgt ein deutlicher ...