Börse am Morgen: Bayer, E.On, Gea, Sixt - Nord LB

Gebremst vom Preisverfall bei Energie lässt die Inflation in Deutschland spürbar nach. Die Jahresteuerungsrate für Waren und Dienstleistungen ging im Oktober auf 3,8% von 4,5% im September zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte und damit ein vorläufiges Ergebnis bestätigte.

Deutschland steuert den Wirtschaftsweisen zufolge in eine Rezession und bleibt 2024 konjunkturell schwach auf der Brust. Der Sachverständigenrat Wirtschaft erwartet laut dem vorgelegten Jahresgutachten für die Bundesregierung nur ein Plus von 0,7%. Auch 2024 dürften die Lebenshaltungskosten in Deutschland laut Prognose des Rats noch um 2,6% nach oben gehen, nach einer Inflationsrate von geschätzt 6,1% im laufenden Jahr. Bis Ende 2024 werden sich die privaten Konsumausgaben demnach angesichts der wieder steigenden realen Einkommen erholen, heißt es weiter: "Die unerwartet schleppende Erholung der Weltwirtschaft, insbesondere Chinas, dürfte sich aber fortsetzen und auch im Jahr 2024 die deutschen Exporte bremsen."

Tagesausblick

Vor allem die beiden Auftritte vom EZB-Chefvolkswirt Lane und von der EZB-Präsidentin Lagarde dürften heute von größerem Interesse für die Finanzmärkte werden. Beide sollten durchaus das Potential aufweisen, mit ihren Aussagen für gewisse Kursbewegungen zu sorgen. Kann – muss aber auch nicht! On top: Schauen Sie mal auf die heute anstehenden Unternehmenstermine in Deutschland. Anleger erwartet bei der Anzahl ein wahres Feuerwerk und es gilt querbeet durch alle Branchen die Q3-Zahlen und Ausblicke zu verdauen.

Renten- und Aktienmärkte

Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben zur Wochenmitte zugelegt. Aussagen von EZB-Vertretern deuten darauf hin, dass die Währungshüter erst einmal stillhalten könnten. Auch US-Staatsanleihen legten moderat zu. An den Märkten wird auf erste Zinssenkungen ab Mitte 2024 gesetzt.

Die Erleichterung nach einem Auftritt des Fed-Chefs Powell hat dem deutschen Aktienmarkt Auftrieb verliehen. Das Ausbleiben eines Kommentars von ihm zur Geldpolitik bei einer Konferenz verunsicherte dagegen Anleger an der Wall-Street. Investoren hatten gerätselt, ob Powell sich gegen eine Lockerung der Geldpolitik ausspricht. Darüber hinaus beschäftigte auch gestern die Bilanzsaison die Marktteilnehmer. Gefragt war in Deutschland u.a. Continental. Der Autozulieferer profitierte im Sommer von stabileren Lieferketten und konnte höhere Preise bei Teilen für die Autobranche durchsetzen. DAX +0,51%; MDAX +1,13%; TecDAX +0,63% (Dow -0,10%).

Unternehmen

Der Energiekonzern E.ON hebt nach Zuwächsen in den ersten 9 Monaten seine Investitionen an. Von Januar bis Ende September stieg der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 27% auf 7,8 Mrd. EUR, teilte der Versorger mit. Der Konzern habe dabei von besseren Ergebnissen in beiden Geschäftsbereichen - dem Netzbetrieb und Kundenlösungen – profitiert.

Schwache Agrargeschäfte setzen Bayer weiter zu. Der bereinigte operative Gewinn fiel in Q3 um gut 31% auf 1,685 Mrd. EUR, der Umsatz fiel auf 10,34 Mrd. EUR, ein Minus von 8%. Zu schaffen machte dem Unternehmen vor allem ein Einbruch im Agrargeschäft CropScience, das bereits in den Vorquartalen unter niedrigeren Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat litt, Sinkende Frachtraten, weniger Express-Sendungen und der lahmende Welthandel lasten auf der Deutschen Post. Der Konzern fuhr in Q3 bei einem Umsatz von 19,4 (Vorjahr: 24) Mrd. EUR einen operativen Gewinn von 1,4 (2,0) Mrd. EUR ein.

Der für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie produzierende Anlagenbauer Gea hat in Q3 die schwierige Marktlage zu spüren bekommen. Zwar stieg der operative Gewinn vor Restrukturierungsaufwand um 4,2% auf 207,0 Mio. EUR. Der Auftragseingang sank indes das 2. Quartal in Folge, diesmal um 9,1% auf 1,24 Mrd. EUR. Der Umsatz sank um 0,2% auf 1,35 Mrd. EUR. Dabei sorgten auch Währungseinflüsse für Druck.

Der Autovermieter Sixt hat dank der großen Reiselust im Sommer und einer größeren Fahrzeugflotte so viel Umsatz erwirtschaftet wie nie zuvor. Die Erlöse legten in Q3 um 13,2% auf 1,13 Mrd. EUR zu.

Devisen und Rohstoffe

Der Euro erholte sich, nachdem sich die Stimmung an den Aktienmärkten verbessert hatte.

Der Ausverkauf am Ölmarkt ging weiter. Die Investoren fokussierten sich eindeutig nicht mehr auf das Unterangebot, sondern auf die schwache Nachfrage aus China und den USA.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!